Vernunft in Gefahr? (Allgemein)
Wissenschaft und Philosophie
Vernunft in Gefahr? Jürgen Beetz über Esoterik, Dummheit und Manipulation
Der Autor Jürgen Beetz erweckte in seinem Buch »Eine phantastische Reise durch Wissenschaft und Philosophie« Don Quijote und Sancho Pansa wieder zum Leben und ließ sie hundert Streitfragen zwischen den beiden Denkgattungen ausdiskutieren. Im Exklusiv-Interview mit NGO Online erklärt er, warum er Vernunft und kritischen Zweifel in Gefahr sieht, inwiefern er die Atombombe als moralisch neutral betrachtet und wo die Dummheit grassiert.
Inwiefern halten Sie die Vernunft für bedroht? Wer oder was bedroht sie?
BEETZ: Eine Bedrohung kommt aus der Unwissenheit und dem Unvermögen, die zunehmende Komplexität der Welt zu durchschauen. Ich stimme dem Satz von Bernd-Olaf Küppers zu: „Nur Wissen kann Wissen beherrschen.“ Die Regression in alte Glaubensinhalte oder in mystische Zustände führt nicht weiter. Echte Spiritualität ist etwas anderes. Auch die geistige Evolution bewegt sich nur vorwärts, nie zurück. „Zurück zur Natur“ – das ist eine Illusion. Die zweite Bedrohung ist die Manipulation: der politisch-medial-industrielle Komplex mit seiner Überzeugungs- oder Überredungsmacht, der vernünftiges Denken mit subtilen Wunscherfüllungen zuschüttet. Doch auch hier darf man keine einfachen Zusammenhänge annehmen – Stichwort „Volksverdummung“ durch die bösen Medien. „Rückkopplung“, eines meiner zentralen Themen, ist auch hier im Spiel. Weder verdummen Meinungsmanipulatoren die arglosen Konsumenten, noch befriedigen sie nur als gehorsame Dienstleiter die Wünsche der blöden Massen. Der Konsument verlangt, was er bekommt, und bekommt, was er verlangt. Ein sich selbst nährender rückgekoppelter Prozess. Mehr ...