Elektrosmog-Gutachten: Geschäftsmodell Angst funktioniert gut (Allgemein)
Aus meiner Sicht ist die tragende Säule der Mobilfunkdebatte das Geschäftsmodell Angst. Damit lassen sich speziell geschirmte Fertighäuser besser verkaufen, Bestandshäuser teuer schirmen, Entgiftungskliniken mit "Betroffenen" füllen, Matratzenauflagen verticken, unnötige Standortgutachten verkaufen und vieles mehr.
Eine neue Variante hat jetzt eine Bürgerinitiative am Bodensee gefunden. Der Südkurier berichtet (Auszug):
Die Bürgerinitiative legte Ergebnisse eines Gutachtens vor, das sie bei dem Überlinger Baubiologischen Messtechniker Norbert Clericus in Auftrag gegeben hatten. Das Ergebnis, das gemessene und nicht nur simulierte Werte aufweist, beweise, dass der vorhandene Mobilfunkmast an der B33 durchaus geeignet wäre. Es sei sogar eine 56-fache bessere Versorgung gemessen worden, als von Vodafone gefordert.
Das ist die Lizenz zum Geld drucken: Über die inzwischen hinlänglich bekannten Methoden und Kanäle wird nach dem Gießkannenprinzip die Angst vor schwacher Immission über das Land ausgekippt, wissend, dass es in der Bevölkerung immer ein paar Kristallisationspunkte gibt, die diese Angst aufsaugen wie ein trockener Schwamm (z.B. weil ein neuer Mast errichtet werden soll). Schnell ist eine BI gegründet und bereitwillig zahlen deren ängstliche Mitglieder Geld in die Kasse, um Gutes damit zu tun. In diesem Fall, um den freundlichen Baubiologen von nebenan mit einer Messung zu beauftragen, die so überflüssig ist, wie Eulen nach Athen zu tragen. Denn eigentlich sollte es sich inzwischen auch am Bodensee herumgesprochen haben: Nicht die Masten sind das Problem, sondern - wenn überhaupt - die Handys.
Sicher, der Einzelfall mit einem vielleicht nur 800 Euro teuren Gutachten wirkt belanglos wie eine verirrte Ameise, in Summe dürfte dieses Geschäftsmodell den Nutznießern der Angst jedoch Jahr für Jahr Millionen in die Kassen spülen. Der Werbeaufwand ist gering, da die "nützlichen Idioten" in der Bevölkerung (BIs) nach kurzer Anlernphase via www selbstständig, fleißig und vor allem unentgeltlich am Erfolg des Geschäftsmodells mitwirken, im festen Glauben, an einer guten Sache das Zünglein an der Waage zu sein. Dabei sind sie nichts als Unruheherde, unfreiwillige Werbeträger des Geschäftsmodells und Kühe, die von fremder Hand gemolken werden.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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