L. Hardell: der (bislang) unveröffentlichte Forschungsskandal (Forschung)

Alexander Lerchl @, Donnerstag, 18.10.2012, 12:25 (vor 4449 Tagen)
bearbeitet von Alexander Lerchl, Donnerstag, 18.10.2012, 13:13

Prof. Lennart Hardell ist eine Lichtgestalt für die Mobilfunkgegner, da er immer wieder von signifikanten Zusammenhängen zwischen Mobilfunknutzung und Hirntumoren berichtet, z.B. hier. Hardell war auch maßgeblich an der IARC-Einstufung von EMF als "möglicherweise krebserregend (2B)" beteiligt.

Da er offenbar derzeit nicht in der Lage ist, eine epidemiologische Studie zu finanzieren, wirbt Herr Dr. Adlkofer und seine Stiftung Pandora sowie andere bekannte Vereine um Spenden.

So weit, so bekannt. Dass Hardell möglicherweise aufgrund seiner Vergangenheit nicht unbefangen ist, wurde bereits thematisiert. Dort ist von einem "Geheimbericht" die Rede, der immer noch nicht veröffentlicht sei.

Dank der sehr weit reichenden schwedischen Gesetze zur Informationsfreiheit ist das Dokument allerdings verfügbar und wurde mir zur Verfügung gestellt. Ich habe auch eine englische und eine deutsche Übersetzung, die ich demnächst veröffentlichen werde. Herrn Hardell habe ich um eine Stellungnahme gebeten, sie aber bislang nicht bekommen. Falls ich sie bekomme, werde ich sie ebenfalls veröffentlichen.

Der Bericht aus dem Jahr 2002 wurde von Prof. Lars-Gunnar Larsson verfasst, dem damaligen Chef von Hardell. Adressiert war der Bericht an Lars-Erik Holm, der von 1996 bis 2007 Generaldirektor der Schwedischen Strahlenschutzkommission war.

Da der Bericht sehr langatmig ist, hier die wesentlichen Punkte:

Für die Durchführung einer geplanten Fall-Kontroll-Studie (es ging um Chemikalien und Weichteilsarkome) unter der Leitung von Hardell wurde vereinbart, dass bestimmte wissenschaftliche Standards eingehalten werden, insbesondere die Verblindung der Forscher, um Beeinflussungen zu vermeiden. So sollte Hardell bzw. seine Kollegen den Versand der Fragebögen nicht selbst vornehmen, und auch die Entgegennahme der ausgefüllten Fragebögen sollte durch von dritter Seite erfolgen. Danach, so der vereinbarte Plan, sollten die Bögen kodiert werden, so dass eine Beeinflussung ausgeschlossen wäre.

Die Untersuchung ergab u.a.:

- Hardell selbst verschickte einen Großteil der Fragebögen an die Fälle (Patienten), nicht aber an Kontrollen

- Die Anschreiben an die Fälle (von einem an der Studie nicht beteiligten Professor) wurden gegen solche ausgetauscht, die von Hardells Frau unterzeichnet waren

- Als Adresse für die Antworten wurde den Patienten Lennart Hardells Adresse genannt

- Die an Hardell geschickten Antworten wurden von Dritten (er selbst war in den USA) von seinem Postfach aussortiert, umverpackt und an die richtige Adresse geschickt

- Die ausgefüllten Fragebögen der Patienten (diesmal an die richtige Adresse) erfolgte gruppenweise von wenigen Postämtern, die nicht mit Adressen von Patienten übereinstimmten

- Die Patienten (nicht aber die Kontrollen) erhielten ein Buchgeschenk für die Beantwortung der Fragebögen

Diese eklatanten Verstöße gegen das vereinbarte Protokoll gab Hardell zu. Er versicherte, diese Verstöße der Organistation zu berichten, bei der für diese Studie Geld beantragt war. Er hielt sich auch an diese Zusage nicht, das Geld wurde bewilligt. Die Studien wurden veröffentlicht (hier und hier).

In einer lautet es:
“Coding was also blinded as to status of case or control. Hereby
all information about names, addresses, personal identification
numbers, diseases, hospital visits, and other case-control disclosures
was removed from the questionnaires before the authors had
any contact with these documents. After coding of all relevant
data in the questionnaires, the case-control status was disclosed.”


Kommentar: Die Ereignisse liegen schon eine Weile zurück, aber so jemanden in die Kommission der IARC zu berufen, ist schon sehr, sehr seltsam. Gewisse Parallelen zu anderen Ereignissen drängen sich förmlich auf.

--
"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

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Krebs, Hardell, Befangen, Adlkofer, Forschungsskandal, Wissenschaftsskandal, Verblindung, 2B, krebserregend

L. Hardell: der jetzt veröffentlichte Forschungsskandal

Alexander Lerchl @, Dienstag, 23.10.2012, 11:14 (vor 4444 Tagen) @ Alexander Lerchl

Prof. Lennart Hardell ist eine Lichtgestalt für die Mobilfunkgegner, da er immer wieder von signifikanten Zusammenhängen zwischen Mobilfunknutzung und Hirntumoren berichtet, z.B. hier. Hardell war auch maßgeblich an der IARC-Einstufung von EMF als "möglicherweise krebserregend (2B)" beteiligt.

Da er offenbar derzeit nicht in der Lage ist, eine epidemiologische Studie zu finanzieren, wirbt Herr Dr. Adlkofer und seine Stiftung Pandora sowie andere bekannte Vereine um Spenden.

So weit, so bekannt. Dass Hardell möglicherweise aufgrund seiner Vergangenheit nicht unbefangen ist, wurde bereits thematisiert. Dort ist von einem "Geheimbericht" die Rede, der immer noch nicht veröffentlicht sei.

Dank der sehr weit reichenden schwedischen Gesetze zur Informationsfreiheit ist das Dokument allerdings verfügbar und wurde mir zur Verfügung gestellt. Ich habe auch eine englische und eine deutsche Übersetzung, die ich demnächst veröffentlichen werde. Herrn Hardell habe ich um eine Stellungnahme gebeten, sie aber bislang nicht bekommen. Falls ich sie bekomme, werde ich sie ebenfalls veröffentlichen.

Letzte Woche hatte ich Prof. Hardell um eine Stellungnahme gebeten. Er antwortete knapp (6 Worte), dass er darauf zurückkommen würde, was aber bislang nicht geschah. Daher veröffentliche ich jetzt den Bericht, und zwar hier:
https://dl.dropbox.com/u/24910023/Lennart%20Hardell%20Report.pdf (1,1 MB)

Der Text ist stellenweise etwas schwierig zu lesen, am Ende wird es aber spannend. Die Übersetzung klingt gelegentlich etwas holprig, was aber dem Umstand geschuldet ist, dass Genauigkeit wichtiger als stilistischer Feinschliff ist.

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Eklatante Verstöße gegen gute wissenschaftliche Praxis

H. Lamarr @, München, Dienstag, 23.10.2012, 12:54 (vor 4444 Tagen) @ Alexander Lerchl

Die Untersuchung ergab u.a.:

- Hardell selbst verschickte einen Großteil der Fragebögen an die Fälle (Patienten), nicht aber an Kontrollen

- Die Anschreiben an die Fälle (von einem an der Studie nicht beteiligten Professor) wurden gegen solche ausgetauscht, die von Hardells Frau unterzeichnet waren

- Als Adresse für die Antworten wurde den Patienten Lennart Hardells Adresse genannt

- Die an Hardell geschickten Antworten wurden von Dritten (er selbst war in den USA) von seinem Postfach aussortiert, umverpackt und an die richtige Adresse geschickt

- Die ausgefüllten Fragebögen der Patienten (diesmal an die richtige Adresse) erfolgte gruppenweise von wenigen Postämtern, die nicht mit Adressen von Patienten übereinstimmten

- Die Patienten (nicht aber die Kontrollen) erhielten ein Buchgeschenk für die Beantwortung der Fragebögen

Diese eklatanten Verstöße gegen das vereinbarte Protokoll gab Hardell zu.

Ich fürchte Sie überfordern mit Ihrer Feststellung "eklatanter Verstöße" nicht wenige der Zaungäste, die das Ganze staunend verfolgen, weil sie aber Laien und keine erfahrenen Wissenschaftler sind, die Verstöße gar nicht als solche erkennen. Zum Beispiel unser Herr Jakob (Gigaherz) ist bereits damit überfordert, Ihre Ausführungen nachrichtlich zu verstehen. Triumphierend und zugleich etwas krampfhaft um die Ecke gebogen meint er auf seiner Website, Ihnen sei ein peinlicher Fehler unterlaufen, weil Prof. Hardell zur Tatzeit doch in den USA gewesen sei. Sie erwähnen diese Umstand zwar selbst in Ihren Ausführungen (oben), gehen aber nicht näher darauf ein, ob Hardell wegen seines Auslandsaufenthalts aus der Schusslinie ist - oder eben nicht. Um die unverschämten Lügen, die Herr Jakob sonst noch auf der verlinkten Seite auftischt, müssen Sie sich nicht weiter kümmern, das gönne ich mir selbst.

Oder nehmen wir, weil ein etwas einfacheres Beispiel, den Verstoß, demzufolge Hardells Ehefrau ein Begleitschreiben verfasst, und dieses anstelle des ursprünglichen mit den Fragebögen verschickt hat. Da fragt sich nicht nur der scheidende Gigaherz-Präsident, sondern auch ich: Was ist denn daran so schlimm?

Da die "lästigen" Laien nun einmal knietief mit im Brackwasser der Mobilfunkdebatte herumwaten und, wie bei Herrn Jakob häufig zu beobachten, leicht die Orientierung verlieren, fände ich es sehr hilfreich, wenn Sie uns aus Sicht des Wissenschaftlers die eine oder andere Interpretationshilfe geben, mit der sich die Eklatanz der Verstöße Hardells gegen gute Wissenschaftspraxis besser erkennen lässt.

Mit ist klar, was ich Ihnen da zumute. Den geleisteten Aufwand könnten Sie aber vielleicht teilweise in einer Vorlesung über Aspekte von "Junk-Science" bei Ihren Studenten wieder wett machen ;-).

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Überfordert

Eklatante Verstöße gegen gute wissenschaftliche Praxis

Alexander Lerchl @, Dienstag, 23.10.2012, 15:01 (vor 4444 Tagen) @ H. Lamarr

Triumphierend und zugleich etwas krampfhaft um die Ecke gebogen meint er auf seiner Website, Ihnen sei ein peinlicher Fehler unterlaufen, weil Prof. Hardell zur Tatzeit doch in den USA gewesen sei. Sie erwähnen diese Umstand zwar selbst in Ihren Ausführungen (oben), gehen aber nicht näher darauf ein, ob Hardell wegen seines Auslandsaufenthalts aus der Schusslinie ist - oder eben nicht.

Natürlich nicht. Er hat den Forschungsantrag dort unterzeichnet, weil er gerade da war. Damit wurde er jedoch nicht Amerikaner :-).

Um die unverschämten Lügen, die Herr Jakob sonst noch auf der verlinkten Seite auftischt, müssen Sie sich nicht weiter kümmern, das gönne ich mir selbst.

Danke.

Oder nehmen wir, weil ein etwas einfacheres Beispiel, den Verstoß, demzufolge Hardells Ehefrau ein Begleitschreiben verfasst, und dieses anstelle des ursprünglichen mit den Fragebögen verschickt hat. Da fragt sich nicht nur der scheidende Gigaherz-Präsident, sondern auch ich: Was ist denn daran so schlimm?

Alles. Damit wurde gegen das vereinbarte Prozedere verstoßen, und zwar in einem zentral wichtigen Punkt. Es wurde nämlich nicht nur das Anschreiben verändert, sondern den Patienten wurden Buchgeschenke versprochen, die sie dann auch bekamen (nicht aber die Kontrollpersonen). Das dürfte die hohen Antwortraten erklären. Vor allem aber war Hardell bekannt, wer die Fälle und wer die Kontrollen waren. Das ist so, als wüsste ich, welche Ratten zu Mobilfunk exponiert und welche nicht exponiert sind. Erklärung wohl unnötig.

Dass Hardell darüber hinaus dafür sorgte, dass die Patienten die Antwortbögen an ihn schickten (was gerade *nicht* geschehen sollte!), und dies versuchte zu verheimlichen, kann nur den Grund haben, dass hier geschummelt wurde.

Da die "lästigen" Laien nun einmal knietief mit im Brackwasser der Mobilfunkdebatte herumwaten und, wie bei Herrn Jakob häufig zu beobachten, leicht die Orientierung verlieren, fände ich es sehr hilfreich, wenn Sie uns aus Sicht des Wissenschaftlers die eine oder andere Interpretationshilfe geben, mit der sich die Eklatanz der Verstöße Hardells gegen gute Wissenschaftspraxis besser erkennen lässt.

Ich hoffe, ich konnte den Nebel etwas lichten.

Mit ist klar, was ich Ihnen da zumute. Den geleisteten Aufwand könnten Sie aber vielleicht teilweise in einer Vorlesung über Aspekte von "Junk-Science" bei Ihren Studenten wieder wett machen ;-).

:-)

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Advocatus Diaboli: Verteidigung für L. Hardell

H. Lamarr @, München, Dienstag, 23.10.2012, 23:10 (vor 4443 Tagen) @ Alexander Lerchl

Damit wurde gegen das vereinbarte Prozedere verstoßen, und zwar in einem zentral wichtigen Punkt. Es wurde nämlich nicht nur das Anschreiben verändert, sondern den Patienten wurden Buchgeschenke versprochen, die sie dann auch bekamen (nicht aber die Kontrollpersonen). Das dürfte die hohen Antwortraten erklären. Vor allem aber war Hardell bekannt, wer die Fälle und wer die Kontrollen waren. Das ist so, als wüsste ich, welche Ratten zu Mobilfunk exponiert und welche nicht exponiert sind. Erklärung wohl unnötig.

Mitnichten, Erklärung nötig, Sie sind hier schließlich nicht unter Ihresgleichen :-). Ich spiel' mal Gegenseite ...

a) Wenn Hardell mit dem Versprechen eines Buchgeschenks (aber kein Sparbuch!) die Rücklaufquote bei den Patienten erhöht hat, dann ist das wegen der größeren Stichprobe doch für die statistische Belastbarkeit seiner Resultate nur von Vorteil. Und was macht es schon aus, wenn die Kontrollen nichts geschenkt bekommen haben? Nix, ist doch nur 'n Buch gewesen und die zu den 237 Fällen passenden 237 Kontrollen sind auch so zustande gekommen!

b) Hardell hat also gewusst, ob ein Fragebogen von einem Patienten kam oder von einer Kontrolle. Na und? Was kann man denn noch groß unbewusst falsch machen, wenn z.B. die Daten aus der Rückantwort sauber 1:1 vom Papier weg in den PC reingehackt werden, zumal diesen Job Hardell wohl kaum selbst gemacht haben dürfte. Und erst einmal im PC, waren die Daten codiert und nicht mehr zuordbar. Passt doch!

c) Nehmen wir mal an, Hardell hat 1990 bei seiner Studie tatsächlich geschummelt. Da seither 22 Jahre vergangen sind, müsste es doch einige jüngere vergleichbare Studien geben, die Hardell widerlegt haben. Ist dazu etwas bekannt?

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Advocatus Diaboli: Verteidigung für L. Hardell

Kuddel, Dienstag, 23.10.2012, 23:32 (vor 4443 Tagen) @ H. Lamarr

Mitnichten, Erklärung nötig, Sie sind hier schließlich nicht unter Ihresgleichen :-). Ich spiel' mal Gegenseite ...

a) Wenn Hardell mit dem Versprechen eines Buchgeschenks (aber kein Sparbuch!) die Rücklaufquote bei den Patienten erhöht hat, dann ist das wegen der größeren Stichprobe doch für die statistische Belastbarkeit seiner Resultate nur von Vorteil. Und was macht es schon aus, wenn die Kontrollen nichts geschenkt bekommen haben? Nix, ist doch nur 'n Buch gewesen und die zu den 237 Fällen passenden 237 Kontrollen sind auch so zustande gekommen!

Naja, ich könnte mir vorstellen, daß

- die Kontrollen (d.h. die nicht Betroffenen und nicht-Beschenkten) den Fragbogen etwas lustlos = "mal eben auf die Schnelle" ausfüllen und sich dadurch weniger gut an "Expositionsszenarien" aus der fernen Vergangenheit erinnern.

- Für die Betroffenen hingegen ist nicht nur das Thema der Studie selbst (könnten Chemikalien meinen Krebs ausgelöst haben) eine starke Motivation, sondern zusätzlich das Buchgeschenk, welches eine innere "Verpflichtung" auslösen könnte, im Sinne von Leistung und Gegenleistung, besonders "sorgfältig" zu antworten und mehr Mühe auf die Erinnerung an vergangene Expositionen zu verwenden.

Die beiden Gruppen wenden also unterschiedlich viel Zeit und Mühe für die Beantwortung der Fragen auf.

K

Advocatus Diaboli: Verteidigung für L. Hardell

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 24.10.2012, 00:28 (vor 4443 Tagen) @ Kuddel

Die beiden Gruppen wenden also unterschiedlich viel Zeit und Mühe für die Beantwortung der Fragen auf.

Ja, kann ich nachvollziehen. Aber: Ist es nicht generell so, dass die Kontrollgruppe, weil nicht betroffen, weniger engagiert ist? Und lässt sich dieser Lustlosigkeitsfaktor nicht mit statistischen Mitteln erfassen und auf die Rohdaten so anwenden, dass beide Gruppen durch die Statistikbrille gesehen gleich stark engagiert sind?

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Advocatus Diaboli: Verteidigung für L. Hardell

Alexander Lerchl @, Mittwoch, 24.10.2012, 19:30 (vor 4443 Tagen) @ H. Lamarr

Die beiden Gruppen wenden also unterschiedlich viel Zeit und Mühe für die Beantwortung der Fragen auf.

Ja, kann ich nachvollziehen. Aber: Ist es nicht generell so, dass die Kontrollgruppe, weil nicht betroffen, weniger engagiert ist? Und lässt sich dieser Lustlosigkeitsfaktor nicht mit statistischen Mitteln erfassen und auf die Rohdaten so anwenden, dass beide Gruppen durch die Statistikbrille gesehen gleich stark engagiert sind?

Nein, so einfach ist das nicht. Denn es geht nicht so sehr um die Anzahl oder den Anteil der Antworten, sondern wie sehr die Antwortbereitschaft die Antworten beeinflusst. Beispiel: Sie werden angeschrieben und um Antworten gebeten, der Fragenkatalog ist 10 Seiten lang (das ist durchaus üblich). Erste Reaktion: Unlust. Gerade dann, wenn Sie Patient sind und andere Probleme haben. Antwortraten so um die 50% sind normal. Wenn Sie allerdings angeschrieben werden, und es wird Ihnen ein Geschenk versprochen, wenn Sie antworten, ist das ein Anreiz, die Antwortraten steigen. Und es induziert ein Gefühl, dass Ihre Antworten wichtig sind. Und vor allem erinnern Sie sich "genauer", ob sie der fraglichen Substanz nicht doch irgendwann / über einen längeren Zeitraum ausgesetzt waren. Wenn die Kontrollgruppe solche Geschenke nicht erhält, beeinflusst das die Bereitschaft zum Antworten (und die Antworten selbst) nicht in der gleichen Weise. Das herauszurechnen ist schlicht unmöglich.

Der Witz bei solchen Untersuchungen ist, solche Beeinflussungen von vorneherein auszuschließen bzw. zumindest bei den Patienten und den Kontrollen identische Bedingungen zu haben. Wenn, wie bei Hardell, solche fundamentalen Prinzipien der Epidemiologie verletzt werden, hat der Forscher ein Problem. Und zwar ein gewaltiges.

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Advocatus Diaboli: Verteidigung für L. Hardell

RDW ⌂ @, Mittwoch, 24.10.2012, 21:38 (vor 4443 Tagen) @ Alexander Lerchl

Der Witz bei solchen Untersuchungen ist, solche Beeinflussungen von vorneherein auszuschließen bzw. zumindest bei den Patienten und den Kontrollen identische Bedingungen zu haben. Wenn, wie bei Hardell, solche fundamentalen Prinzipien der Epidemiologie verletzt werden, hat der Forscher ein Problem. Und zwar ein gewaltiges.

Was glauben Sie wohl, was passieren würde, wenn ein derart verletztes fundamentales Prinzip der Epidemiologie bei jemandem der "Befürworterseite" passieren würde: Diagnose-Funk würde einen "Brennpunkt" herausbringen und Adlkofer würde von der sogenannten "Kompetenzinitiative" um eine Stellungnahme als Inhalt für ein neues Heftchen "gebeten" werden.
Und jemand wie "wuff" wäre tage- oder gar wochenlang mit einem vielleicht 27-teiligen Monolog beschäftigt und würde dabei die volle Palette von Halbwahrheiten, Spekulationen, Interpretationen und Irrtümern zu einem neuen "wuffhatrecht" für Doofe zusammenfügen.

Aber schade, es ist ja nur ein Mobilfunkkritiker, also wird es totgeschwiegen. Wie immer in solchen Fällen; gestern, heute und in Zukunft.

RDW

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Brennpunkt

Advocatus Diaboli: Verteidigung für L. Hardell

Lilith, Mittwoch, 24.10.2012, 21:59 (vor 4442 Tagen) @ RDW

"wuff" wäre tage- oder gar wochenlang mit einem vielleicht 27-teiligen Monolog beschäftigt

Jetzt untertreiben Sie aber.

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Eklatante Verstöße gegen gute wissenschaftliche Praxis

Doris @, Sonntag, 18.11.2012, 17:28 (vor 4418 Tagen) @ Alexander Lerchl

Es wurde nämlich nicht nur das Anschreiben verändert, sondern den Patienten wurden Buchgeschenke versprochen, die sie dann auch bekamen (nicht aber die Kontrollpersonen).
Das dürfte die hohen Antwortraten erklären.


:confused: Über Ihre Antwort hier bin ich etwas irritert und auch über die daraus entstehende Diskussion dazu. (spatenpauli/kuddel)

Die Patienten haben ein Buch bekommen, die Kontrollen nicht, was Ihrer Aussage nach die hohe Antwortrate erklärt.

Im ersten Posting aber schreiben Sie

Es wundert die Experten allerdings, wie es sein kann, dass die Antwortraten der Kontrollen bzw. Patienten so hoch sind (88% bzw. 85%).

Richtig ist, dass Hardell tatsächlich bei seinen Studien eine hohe Antwortrate hat, im Gegensatz zu anderen ähnlichen Studien. Aber einen gravierenden Unterschied zwischen Patienten und Kontrollgruppen gibt es nicht, trotz Buchgeschenk.

Oder wurden beiden Gruppen Bücher versprochen, aber nur die Patienten haben dieses dann letztendlich erhalten?

Eklatante Verstöße gegen gute wissenschaftliche Praxis

Alexander Lerchl @, Sonntag, 18.11.2012, 17:56 (vor 4418 Tagen) @ Doris

Es wurde nämlich nicht nur das Anschreiben verändert, sondern den Patienten wurden Buchgeschenke versprochen, die sie dann auch bekamen (nicht aber die Kontrollpersonen).
Das dürfte die hohen Antwortraten erklären.

:confused: Über Ihre Antwort hier bin ich etwas irritert und auch über die daraus entstehende Diskussion dazu. (spatenpauli/kuddel)

Die Patienten haben ein Buch bekommen, die Kontrollen nicht, was Ihrer Aussage nach die hohe Antwortrate erklärt.

Im ersten Posting aber schreiben Sie

Es wundert die Experten allerdings, wie es sein kann, dass die Antwortraten der Kontrollen bzw. Patienten so hoch sind (88% bzw. 85%).

Richtig ist, dass Hardell tatsächlich bei seinen Studien eine hohe Antwortrate hat, im Gegensatz zu anderen ähnlichen Studien. Aber einen gravierenden Unterschied zwischen Patienten und Kontrollgruppen gibt es nicht, trotz Buchgeschenk.

Ich habe mal die Mobilfunk-Studien von Hardell analysiert:
https://dl.dropbox.com/u/24910023/hardell%20publications%20overlaps.xlsx
(Kein Anspruch auf Vollständigkeit)

Die Antwortraten lagen immer zwischen 88 und 91% (die Daten wurden aber oft wiederverwendet). Das ist für derartige Fall-Kontroll-Studien unglaublich hoch! Bei Interphone lagen sie bei den Kontrollen unter 60%.

Warum sollte jemand, dem an einer unbeeinflussten Studie liegt,

- Buchgeschenke versprechen,
- die Anschreiben verändern,
- die Antwortadresse verändern, dass die Fragebögen an ihn selbst geschickt wurden,
- verheimlichen, dass das so war?

Von Hardell wurde berichtet, dass er in früheren Studien die Fragebögen selbst beantwortet hatte.

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Heimlich

Wirkung des Buchgeschenks

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.11.2012, 18:19 (vor 4418 Tagen) @ Doris

Richtig ist, dass Hardell tatsächlich bei seinen Studien eine hohe Antwortrate hat, im Gegensatz zu anderen ähnlichen Studien. Aber einen gravierenden Unterschied zwischen Patienten und Kontrollgruppen gibt es nicht, trotz Buchgeschenk.

Das dürfen Sie mMn nicht sagen, dass es keinen gravierenden Unterschied zwischen Patienten und Kontrollgruppen gegeben hat, trotz Buchgeschenk. Denn Sie wissen ja nicht, wie stark sich das Buchgeschenk auf die Rücklaufquote der Fälle ausgewirkt hat. Es könnte daher durchaus sein, dass sich nicht trotz, sondern erst wegen des Buchgeschenks keine gravierenden Unterschiede beim Rücklauf ergeben haben. Mit anderen Worten: Ohne Buchgeschenk hätten wahrscheinlich weniger Fälle geantwortet. Bei gleichbleibend hoher Anzahl Kontrollen hätte dies möglicherweise eine Verzerrung gegen die These bewirkt, Mobilfunk löse Hirntumoren aus. Ob es so ist, weiß niemand, nicht einmal Hardell. Ausschließen lässt sich ein solcher Effekt deshalb nicht.

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Wirkung des Buchgeschenks

Doris @, Sonntag, 18.11.2012, 18:38 (vor 4418 Tagen) @ H. Lamarr

Das dürfen Sie mMn nicht sagen, dass es keinen gravierenden Unterschied zwischen Patienten und Kontrollgruppen gegeben hat, trotz Buchgeschenk. Denn Sie wissen ja nicht, wie stark sich das Buchgeschenk auf die Rücklaufquote der Fälle ausgewirkt hat. Es könnte daher durchaus sein, dass sich nicht trotz, sondern erst wegen des Buchgeschenks keine gravierenden Unterschiede beim Rücklauf ergeben haben. Mit anderen Worten: Ohne Buchgeschenk hätten wahrscheinlich weniger Fälle geantwortet.

ja, so gesehen haben Sie Recht ;-)

Bei gleichbleibend hoher Anzahl Kontrollen hätte dies möglicherweise eine Verzerrung gegen die These bewirkt, Mobilfunk löse Hirntumoren aus.

:lookaround: wenn ich es richtig aufgenommen habe, dann betreffen die Vorwürfe seine Dioxinstudien, auch wenn das Ansehen eines Wissenschaftler durchaus in eine Schieflage geraten kann, wenn ihm solche Vorgehensweisen bewiesen werden würden.

Wirkung des Buchgeschenks

Alexander Lerchl @, Sonntag, 18.11.2012, 18:44 (vor 4418 Tagen) @ Doris

Das dürfen Sie mMn nicht sagen, dass es keinen gravierenden Unterschied zwischen Patienten und Kontrollgruppen gegeben hat, trotz Buchgeschenk. Denn Sie wissen ja nicht, wie stark sich das Buchgeschenk auf die Rücklaufquote der Fälle ausgewirkt hat. Es könnte daher durchaus sein, dass sich nicht trotz, sondern erst wegen des Buchgeschenks keine gravierenden Unterschiede beim Rücklauf ergeben haben. Mit anderen Worten: Ohne Buchgeschenk hätten wahrscheinlich weniger Fälle geantwortet.

ja, da haben Sie Recht ;-)

Bei gleichbleibend hoher Anzahl Kontrollen hätte dies möglicherweise eine Verzerrung gegen die These bewirkt, Mobilfunk löse Hirntumoren aus.

:lookaround: wenn ich es richtig aufgenommen habe, dann betreffen die Vorwürfe seine Dioxinstudien, auch wenn das Ansehen eines Wissenschaftler durchaus in eine Schieflage geraten kann, wenn ihm solche Vorgehensweisen bewiesen werden würden.

Doris, das Ansehen eines solchen "Wissenschaftlers" gerät hierdurch nicht in Schieflage, es ist völlig im Eimer! So einem Mann traut niemand mehr über den Weg, egal was er später macht und wie lange das her ist. Und die unglaublich hohen Antwortraten in seinen früheren Dioxin-Studien und den dann durchgeführten Mobilfunkstudien lassen ein gewisses Muster erkennen ...

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Dioxin-Studien

Volltext der Studie von 1990

H. Lamarr @, München, Dienstag, 23.10.2012, 23:26 (vor 4443 Tagen) @ Alexander Lerchl

Für die Durchführung einer geplanten Fall-Kontroll-Studie (es ging um Chemikalien und Weichteilsarkome) unter der Leitung von Hardell wurde vereinbart, dass bestimmte wissenschaftliche Standards eingehalten werden ...

Den (englischen) Volltext der 1990 in "J Natl Cancer Inst" publizierten Studie gibt es hier:

http://jnci.oxfordjournals.org/content/82/6/486.full.pdf

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L. Hardell Presentation Part 1

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 25.10.2012, 00:41 (vor 4442 Tagen) @ Alexander Lerchl

Prof. Lennart Hardell ist eine Lichtgestalt für die Mobilfunkgegner, da er immer wieder von signifikanten Zusammenhängen zwischen Mobilfunknutzung und Hirntumoren berichtet, z.B. hier. Hardell war auch maßgeblich an der IARC-Einstufung von EMF als "möglicherweise krebserregend (2B)" beteiligt.

Welcher ist denn nun Hardell?

[image]

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IARC-Wertung & Hardell-Studien: Presseinfo von Prof. Lerchl

H. Lamarr @, München, Freitag, 16.11.2012, 00:19 (vor 4420 Tagen) @ Alexander Lerchl

Prof. Lennart Hardell ist eine Lichtgestalt für die Mobilfunkgegner, da er immer wieder von signifikanten Zusammenhängen zwischen Mobilfunknutzung und Hirntumoren berichtet, z.B. hier. Hardell war auch maßgeblich an der IARC-Einstufung von EMF als "möglicherweise krebserregend (2B)" beteiligt.

Gefunden im Gigaherz-Forum:

Am 14. November hat Prof. Lerchl eine Presse-Information bei APA-OTS eingestellt, in der er die Rolle der Hardell-Studien auf dem IARC-Arbeitstreffen in Lyon vom Mai 2011 in ein neues Licht stellt.

Im Mai 2011 entschied die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Behörde der Weltgesundheitsorganisation WHO, nach einer einwöchigen Sitzung von 30 Experten in Lyon, elektromagnetische Felder des Mobilfunks als "möglicherweise krebserzeugend" einzustufen. Besonderes Gewicht wurde auf Ergebnisse des umstrittenen schwedischen Forschers Lennart Hardell gelegt. Jetzt aufgetauchte Dokumente belegen, dass eben dieser Forscher vor Jahren in einen massiven Forschungsskandal verwickelt war. Die IARC wusste von diesen Vorgängen, bevor die Expertengruppe zusammenkam.

Weiter zur Presse-Information ...

Kommentar: Prof. Lerchl hat seine Presse-Information bei APA-OTS gut versteckt. Dass der GHz-Forenteilnehmer "handystrahlung" sie dort finden konnte und seine Beute im GHz-Forum einstellt, ist bemerkenswert. Anders die hese-Seiten (hese-forum & Elektrosmognews): Sonst nicht schüchtern, wenn es um die Übernahme interessanter fremder Meldungen geht, betrachten sie diesmal hochkonzentriert die eigenen Fingernägel, so wie Diagnose-Funk, Bürgerwelle. Allem Anschein nach bestehen diese Sites eisern darauf, die Welt des Funks einäugig zu sehen.

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WHO, IARC, Risiko, Hardell, Schweden, Klassifizierung, Forschungsskandal, krebserregend, Skandal, Fachkreisen, Krebsforschung

Es knirrrrrsch in Hessen!

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.11.2012, 02:41 (vor 4418 Tagen) @ H. Lamarr

Anders die hese-Seiten (hese-forum & Elektrosmognews): Sonst nicht schüchtern, wenn es um die Übernahme interessanter fremder Meldungen geht, betrachten sie diesmal hochkonzentriert die eigenen Fingernägel ...

Weil die Entgegnung Prof. Hardells auf die Vorwürfe von Prof. Lerchl für die hese-projekteure ein geistiges Hallensportfest ist, sind sie natürlich an vorderster Front mit dabei, die frohe Kunde von Hardels Verteidigung unter einem ziemlich dämlichen Titel zu verbreiten. Weil es aber nur doof ist, eine Entgegnung zu etwas zu verbreiten, was man zuvor den Lesern des Forums verbissen vorenthalten hat, musste am 17. November ein hese-projekteur zähneknirschend nach Hardells Entgegnung endlich auch auf die Presse-Information von Lerchl verlinken - um zu retten was nicht mehr zu retten ist.

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Austausch

L. Hardell: Der veröffentlichte Forschungsskandal.

Lilith, Samstag, 17.11.2012, 17:10 (vor 4419 Tagen) @ Alexander Lerchl

Kommentar: Die Ereignisse liegen schon eine Weile zurück, aber so jemanden in die Kommission der IARC zu berufen, ist schon sehr, sehr seltsam. Gewisse Parallelen zu anderen Ereignissen drängen sich förmlich auf.

Klartext:

"Dem Biologen Alexander Lerchl, Professor aus Bremen, liegen
Dokumente vor, die belegen, dass dem schwedischen Wissenschaftler
Mitte der achtziger Jahre schwer wiegende wissenschaftliche
Verfehlungen nachgewiesen wurden. Eine Studie, bei der es um
chemische Substanzen und Krebs ging, wurde von Hardells damaligem
Vorgesetzten und Kollegen so geplant, dass Einflussnahmen seitens der
Forscher ausgeschlossen waren. Hardell, so zeigte sich, verstieß
gleich mehrfach gegen die vereinbarten Regeln. So wurden die
Anschreiben an die Patienten gegen andere ausgetauscht, in denen
ihnen Buchgeschenke als Gegenleistung für die Beantwortung der
Fragebögen versprochen wurden. Die Adresse für die Rücksendung,
eigentlich eine andere Abteilung, wurde gegen Hardells Adresse
ausgetauscht, und die Fragebögen wurden von einer dritten Person aus
Hardells Postfach aussortiert, umgepackt und gebündelt von zwei
schwedischen Postämtern an die richtige Adresse geschickt.
"Manipulationen waren durch die nicht verblindete Auswertung
natürlich möglich", so Lerchl, der sich bereits 2008 einen Namen
gemacht hatte, als er die gefälschten Mobilfunkexperimente an der
Medizinischen Universität Wien im Rahmen der REFLEX-Studien
aufdeckte.

Hardell, so der Bericht, gab die Manipulationen auch zu und
versicherte, diese Tatsache dem Sponsor für eine geplante Folgestudie
mitzuteilen - was aber nicht geschah. Die Studie wurde im Jahr 1990
veröffentlicht und enthält keinen Hinweis auf die Umgehung der
Verblindung. Der Bericht blieb lange Zeit in der Schublade, da man
seinerzeit einen Skandal verhindern wollte.
Die Krebsagentur in Lyon wusste von diesen Vorgängen, entschied aber
nicht, Hardell auszuladen. Lerchl sieht die IARC und die WHO daher in
akuter Erklärungsnot. "Ein Forscher, der sich derart massiver
Manipulationen schuldig gemacht hat, egal wie lange das her ist, darf
nicht in Gremien sitzen, die ein so hochsensibles und wichtiges Thema
behandeln", sagt der Experte, der auch Mitglied der deutschen
Strahlenschutzkommission und für den Bereich der elektromagnetischen
Felder zuständig ist."

Gute Arbeit, Herr Prof. Lerchl.

--
Meine Beiträge sind als Meinungsäußerungen aufzufassen. Die Meinungsäußerungsfreiheit ist ein in allen zivilisierten Ländern gesetzlich geschütztes Grundrecht.

"Wer die Dummbatzen gegen sich hat, verdient Vertrauen." (frei nach J.-P. Sartre)

Prof. Hardell antwortet Prof. Lerchl über Stiftung Pandora

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.11.2012, 01:16 (vor 4418 Tagen) @ Alexander Lerchl

So weit, so bekannt. Dass Hardell möglicherweise aufgrund seiner Vergangenheit nicht unbefangen ist, wurde bereits thematisiert. Dort ist von einem "Geheimbericht" die Rede, der immer noch nicht veröffentlicht sei.

Dank der sehr weit reichenden schwedischen Gesetze zur Informationsfreiheit ist das Dokument allerdings verfügbar und wurde mir zur Verfügung gestellt. Ich habe auch eine englische und eine deutsche Übersetzung, die ich demnächst veröffentlichen werde. Herrn Hardell habe ich um eine Stellungnahme gebeten, sie aber bislang nicht bekommen. Falls ich sie bekomme, werde ich sie ebenfalls veröffentlichen.

Als ob diese Geschichte nicht schon verzwickt genug wäre, wird sie jetzt durch eine mittelbare Antwort von Lennart Hardell noch undurchsichtiger. Mittelbar ist die Antwort des schwedischen Wissenschaftlers, weil sie in deutsch auf der Website der Stiftung Pandora anzutreffen ist. Das Dokument, das als Brief von Lennart Hardell vorgestellt wird, hat den Titel: Lennart Hardell - ein altbekannter Schummler? - Ein Märchen von Alexander Lerchl und Mikko Paunio ohne wissenschaftliche Glaubwürdigkeit (PDF, 2 Seiten, deutsch). Womit über den Inhaltstrend eigentlich schon alles gesagt ist.

Der Brief hat allerdings einige Macken. So spricht Hardell über sich stellenweise in der dritten Person, was darauf hindeutet, dass der Text von einem Dritten geschrieben wurde. Üblicherweise übersetzt Dr. Franz Adlkofer ihm wichtige englische Texte, und weist in der Übersetzung erfreulich transparent auf seine Übersetzungsleistung hin. Diesmal aber ist dies nicht der Fall, der Brief wird präsentiert, als habe Hardell ihn in deutsch verfasst.

Inhaltlich ist der Brief, der ohne Adressat, Datum und Briefkopf daher kommt, auf den 75 ersten Prozent mMn eine glatte Themaverfehlung. Denn Prof. Lerchls Hauptbelastungsbeweis (PDF, 20 Seiten englisch/deutsch) ist ein Dokument (Brief an den damaligen Generaldirektor der Schwedischen Strahlenschutzkommission), in dem Hardells ehemaliger Chef Lars-Gunnar Larsson, Hardell schwer belastet. Auf diesen Brief geht Hardell in seinem Brief mit keinem Wort ein, stattdessen werden z.B. hinlänglich bekannte Allgemeinplätze wie die Begleiterscheinungen des IARC-Arbeitstreffens vom Mai 2011 zum x-ten mal ohne jede Innovation vorgetragen. Die Handschrift dieser Textpassage ist so typisch, dass es meiner Frau beim Lesen spontan entfuhr: "Das hat doch der Adlkofer geschrieben". Ich mochte ihr nicht widersprechen.

Spannend wird es erst im Anhang des sogenannten Briefes. Denn dort geht Hardell nun endlich auf Lerchls schweres Geschütz ein. Doch substanziell ist seine Entgegnung nicht, sondern er findet Ausflüchte. Lars-Gunnar Larsson sei zum fraglichen Zeitpunkt 83 Jahre alt und überdies seit 1964 [?] im Ruhestand gewesen. Und weil das Dokument Larssons nicht in der Universitätsbibliothek zu finden sei, sei es für ihn nicht existent. Private Schreiben von Larsson müsse Lerchl auf Wahrheitsgehalt prüfen, doch er, Hardell könne mit Sicherheit sagen, Larssons Dokument entspräche nicht der Wahrheit. Diese Sicherheit erstaunt! Denn Lerchls Beweisstück benennt am Schluss drei Zeugen (ehemalige Kollegen Hardells), die bestätigen, dass sie die eigenartigen Vorgänge um Hardells Dioxin-Studie so erlebt haben, wie Larsson sie schildert. Fast möchte man meinen, dass, Hardell seine Entgegnung geschrieben hat, ohne Lerchls wichtigstes Beweisstück zu kennen.

Warum Prof. Hardell in die Auseinandersetzung mit Prof. Lerchl die formal unbeteiligte Stiftung Pandora hineinzieht, anstatt Lerchl direkt zu antworten, ist für mich nicht ersichtlich geworden. So, wie der angebliche "Brief" Hardells auf der Pandora-Website präsentiert wird, sind sogar Zweifel an dessen Authentizität erlaubt, den Text könnte auch ein anderer als Dienstleistung für Hardell verfasst haben. Zu dieser Einschätzung komme ich, weil die Entgegnung Hardells zwar seit 16. November auf den deutschen Seiten der Stiftung Pandora nachzulesen ist, nicht jedoch auf den englischen Seiten der Stiftung (Stand: 18.11.2012, 1:40 Uhr). Da stimmt die Reihenfolge nicht, denn Hardell, des deutschen nicht mächtig, müsste - wenn alles mit rechten Dingen zugegangen ist - seinen "Brief" wie üblich in englisch bei Pandora eingereicht haben. Jetzt aber sieht es so aus, als müsse der originär in deutsch entstandene "Brief" Hardells noch schnell ins englische übersetzt werden.

Es sind diese aus meiner Sicht nicht enden wollenden Widersprüchlichkeiten, die dem Misstrauen gegenüber institutionellen Mobilfunkgegnern ständig neue Nahrung geben.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Hardell, Schweden, Transparenz, Misstrauen, Wissenschaftsskandal, Pandora, Austausch, Dioxin, Pakt

Wer antwortete Prof. Lerchl wirklich?

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.11.2012, 02:06 (vor 4418 Tagen) @ H. Lamarr

Spannend wird es erst im Anhang des sogenannten Briefes. Denn dort geht Hardell nun endlich auf Lerchls schweres Geschütz ein. Doch substanziell ist seine Entgegnung nicht, sondern er findet Ausflüchte. Lars-Gunnar Larsson sei zum fraglichen Zeitpunkt 83 Jahre alt und überdies seit 1964 [?] im Ruhestand gewesen.

Da muss sich Lennart Hardell oder sein Ghostwriter geirrt haben. Lars-Gunnar Larsson kann 1964 schlecht schon im Ruhestand gewesen sein, denn just in diesem Jahr trat er seinen Job als erster Rektor der Universität Umeå an und blieb es bis 1969. So ist es zumindest in Wikipedia nachzulesen.

Dass Hardell nicht mehr genau weiß, wann sein ehemaliger Chef in den Ruhestand ging halte ich für eher unwahrscheinlich, dass ein schussliger Ghostwriter sich vertippt hat und den Fehler nicht bemerkte, halte ich für wahrscheinlicher.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Prof. Hardell antwortet Prof. Lerchl über Stiftung Pandora

Doris @, Sonntag, 18.11.2012, 12:44 (vor 4418 Tagen) @ H. Lamarr

So, wie der angebliche "Brief" Hardells auf der Pandora-Website präsentiert wird, sind sogar Zweifel an dessen Authentizität erlaubt, den Text könnte auch ein anderer als Dienstleistung für Hardell verfasst haben. Zu dieser Einschätzung komme ich, weil die Entgegnung Hardells zwar seit 16. November auf den deutschen Seiten der Stiftung Pandora nachzulesen ist, nicht jedoch auf den englischen Seiten der Stiftung (Stand: 18.11.2012, 1:40 Uhr). Da stimmt die Reihenfolge nicht, denn Hardell, des deutschen nicht mächtig, müsste - wenn alles mit rechten Dingen zugegangen ist - seinen "Brief" wie üblich in englisch bei Pandora eingereicht haben.

Im englischen hese-Forum steht die Antwort von Hardell seit Freitag, 16.11. 22.52 Uhr.
Allerdings habe ich dort den Link nicht angeklickt und kann somit auch nicht sagen auf welche Version verwiesen wurde. Allerdings wurde dort bereits der Text der englischsprachigen Pandora Seite übernommen und eingestellt.

Jetzt aber sieht es so aus, als müsse der originär in deutsch entstandene "Brief" Hardells noch schnell ins englische übersetzt werden.

Wenn dem so gewesen wäre, dann wäre dies nun nach 1.40 Uhr auch geschehen.

Erst deutsch, dann englisch: Hardells Antwort bei Pandora

H. Lamarr @, München, Sonntag, 18.11.2012, 15:20 (vor 4418 Tagen) @ Doris

Im englischen hese-Forum steht die Antwort von Hardell seit Freitag, 16.11. 22.52 Uhr.
Allerdings habe ich dort den Link nicht angeklickt und kann somit auch nicht sagen auf welche Version verwiesen wurde. Allerdings wurde dort bereits der Text der englischsprachigen Pandora Seite übernommen und eingestellt.

Jetzt aber sieht es so aus, als müsse der originär in deutsch entstandene "Brief" Hardells noch schnell ins englische übersetzt werden.

Wenn dem so gewesen wäre, dann wäre dies nun nach 1.40 Uhr auch geschehen.

Es muss nach 2:04 Uhr heute früh gewesen sein. Aus Schaden klug geworden, habe ich zu diesem Zeitpunkt nämlich einen (gerichtsfesten) Screenshot der fraglichen Pandora-Webseite angefertigt, und auf diesem fehlt noch der Eintrag "November 2012", wie er jetzt auf der derselben Seite zu sehen ist. Damit steht fest: Der englische Text wurde auf der Pandora-Seite erst am 18. November nach 2:04 Uhr eingestellt, ungefähr zwei Tage nach dem deutschen Text, der irgendwann am 16. November auf der Pandora-Seite auftauchte.


Screenshot der englischen Pandora-Seite vom 18. November, früh um 2:04 Uhr

[image]

Lassen wir Spekulationen mal weg, und nehmen freundlicherweise an, der PDF-Link im englischen hese-Forum habe schon am 16. November zum englischen Text Hardells geführt. Dann stellt sich eine ganz andere Frage:

Wie eng sind die Verflechtungen von hese mit Dr. Adlkofer?

Denn das Posting im englischen hese-Forum wurde von Teilnehmer "admin" eingestellt, also nicht von irgendeinem Poster, sondern von einem hese-projecteur. Nur, wie konnte der den Link setzen, wenn dieser zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal bei Pandora selbst zu sehen war? Dafür habe ich nur eine Erklärung: Der "admin" des hese-Forums wurde in der Nacht des 16. November durch "Mund-zu-Mund"-Beatmung exklusiv von Pandora informiert.

Die unfreundliche Interpretation der vorliegenden Fakten wäre: Hier wurde manipuliert und z.B. das Datum des erst heute Nacht fertig gestellten englischen PDFs auf den 16. November zurück datiert. Da dies kinderleicht von jedem Laien zu bewerkstelligen ist und die freundliche Deutung keinen tieferen Sinn ergibt, ist für mich die unfreundliche Interpretation der Vorgänge bis auf weiteres die Wahrscheinlichere. Für mich sieht es so aus, dass man bei Pandora schnell auf Lerchls Presse-Information reagieren wollte und in Absprache mit Hardell erst einmal den deutschen Text zusammengedengelt hat. Danach wollte man aus dem deutschen schnell die englische Version destillieren, war aber nicht schnell genug, um nicht erwischt zu werden.

Es ergibt einfach keinen Sinn, die deutsche Übersetzung von Hardells Antwort zu bringen, das englische Original aber mindestens zwei Tage unveröffentlicht herumliegen zu lassen. Andersherum (erst deutsch, dann englisch) bekommen die zwei Tage Verspätung plötzlich sehr wohl einen Sinn.

Dabei ist die Reihenfolge mMn gar nicht einmal so wichtig, sondern nur der Auslöser für die eigentliche brisante Frage: Wer ist tatsächlich Verfasser des sogenannten Briefes, mit dem angeblich Hardell auf den Angriff von Lerchl reagiert?

Warum, frage ich mich, muss das alles so klebrig sein! Wieso schreibt Hardell nicht direkt dem, der ihm an die Wäsche will, sondern wählt den sonderbaren Umweg über Pandora. Wieso schwafelt Hardell in den zwei Seiten, in denen es eigentlich um die Wurst gehen sollte, lediglich Belangloses, ohne sich auch nur mit einem einzigen Wort zur Sache selbst zu äußern?! Und dann jetzt auch noch dieses Theater um die zweifelhafte Urheberschaft Hardells an dem sogenannten Brief. Für einen eng begrenzten Vorgang, wie die schnöde Stellungnahme zu einem Vorwurf, ist die Anzahl der Entgleisungen auf so einer kurzen Strecke für meinen Geschmack unentschuldbar hoch. Ich vermisse Professionalität und Souveränität. Wenn Hardell so gekonnt forscht, wie er auf den Angriff von Lerchl reagiert, dann gute Nacht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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