Einfluss der Handynutzung auf die Fruchtbarkeit von Männern (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 07.09.2012, 00:46 (vor 4489 Tagen)

Ein heißes Thema und zwei Standpunkte, wie sie gegensätzlicher nicht sein können. Auf der einen Seite der überzeugte Mobilfunkgegner Dr. Mutter, der mit der Behandlung von "Elektrosensiblen" einen Teil seines Lebensunterhalts bestreitet, und auf der anderen Seite das Bundesamt für Strahlenschutz, das keine kommerziellen Interessen verfolgt, und deshalb neutral urteilen kann.

Dr. med. Joachim Mutter verkündet in seinem sogenannten Positions-Papier "Der Stand der Forschung zur Mobilfunkstrahlung" (PDF) anlässlich der Anhörung im Bayrischen Landtag (5.7.2012):

"Eindeutige Studienlage im Bereich Spermienschädigung
Zur Schädigung der Spermien ist die Studienlage eindeutig. Von den Zellschädigungsmechanismen, die hier in vielen Studien festgestellt wurden (Oxidativer Stress, DNA – Schädigungen), lässt sich auf das gesamte Schädigungspotential der nicht-ionisierenden Strahlung schließen. Das ECOLOG –Institut hat mit seiner Metastudie den gesamten deutschen Strahlenschutz in Bedrängnis gebracht, deshalb schweigt er dazu.
"

Von wegen "eindeutige Studienlage"! Das Bundesamt für Strahlenschutz sieht die Sachlage völlig anders (Stand: 28.10.2010), nämlich so:

"Eine Gesamtbewertung der vorliegenden Studien zeigt, dass es keinen gravierenden Einfluss hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf Hoden und Spermien gibt, sondern höchstens geringfügige Schwankungen einzelner physiologischer Parameter. Um die verbliebenen Unsicherheiten zu klären, wurden in mehreren Vorhaben des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms Langzeiteffekte, u.a. auf reproduktive Eigenschaften von männlichen und weiblichen Labornagern über mehrere Generationen hinweg unter dem Einfluss von GSM und UMTS untersucht. Dabei wurde bei Ganzkörperexpositionen im Bereich von 0,08 – 1,3 W/kg kein Einfluss auf Fortpflanzung und Entwicklung gefunden.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass mehrfach ein Zusammenhang zwischen Handynutzung und reduzierter männlicher Fruchtbarkeit beschrieben wurde, es wurde aber nicht unterschieden, ob es sich um den Einfluss der Lebensweise oder der elektromagnetischen Felder handelt. In vitro Experimente deuten nur auf einen thermischen Einfluss oberhalb der Grenzwerte hin. Tierexperimente zeigen in Abhängigkeit von der Studienqualität teilweise widersprüchliche Ergebnisse, insgesamt aber keinen gesundheitlich relevanten Einfluss elektromagnetischer Felder auf die Fruchtbarkeit. Da die beschriebenen Beobachtungen nicht abschließend geklärt sind, empfiehlt die WHO in der Research Agenda 2010 weitere Forschung auf diesem Gebiet, allerdings nicht mit einer hohen Priorität.
"

Hintergrund
Die erwähnte Ecolog-Studie zu Fertilitätsstörungen, die nicht allein Dr. Mutter in Verzückung stürzte, sie wird von dem norddeutschen Institut selbst weitaus weniger dramatisch gesehen.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Oxidativer-Stress, Mutter, Spermien, Tierexperiment, Fertilität, Ganzkörperexposition, Fertilitätsstörung, EMF-Forschungsprogramm

Ein ausbaufähiger Markt

Lilith, Freitag, 07.09.2012, 09:35 (vor 4488 Tagen) @ H. Lamarr

Eindeutige Studienlage im Bereich Spermienschädigung

Von wegen.

Das Problem mit solchen künstlich herbeikonstruierten „Sensationen“ besteht darin, daß wirkliche Ursachen niedriger Geburtenraten verwischt werden. Es gibt schon lange eine gesellschaftliche Debatte zu den Beweggründen, warum in entwickelten Ländern und hier im Speziellen in Deutschland die Geburtenraten gesunken sind. Man spricht dabei über veränderte Lebensentwürfe der jüngeren Generationen -keine Familie braucht heute mehr 7 Kinder, damit der Bauernhof bestellt wird- und über zunehmende Anforderungen der sogenannten „Arbeitswelt“ an deren Teilnehmer: Das verstärkte Auftreten von Leiharbeitsverhältnissen etwa, oder länger werdende Lebensphasen in prekären Abhängigkeitsverhältnissen, daraus resultierend die Forderung an junge Frauen, erst ihre „Karriere“ sichern zu müssen und dann irgendwann jenseits der 30 an das erste (und häufig dann das einzige) Kind denken zu können…

Unsere sich selbst zwangsbestrahlt wähnenden Dummköpfe vom Schlage der Diagnose-Funk-Klientel streuen in diese notwendige und wichtige Debatte ihre Blödeltheorien von der Handy-Unfruchtbarkeit hinein.

Indem sie an nichts anderem als an der Verbreitung ihrer Wahnideen interessiert sind, wirken sie in den gesellschaftlichen Diskursen kontraproduktiv. Sie führen Begriffe und Konstrukte in die Diskussion ein, die das eigentliche Thema in einen irrationalen Rahmen hineinzerren.

Man kann mit einiger Berechtigung unterstellen, daß auf die „Behandlung“ sogenannt „elektrosensibler“ Hypochonder spezialisierte „Umweltärzte“ von der Verblödelung des Themas und der Verblödung, die sie mit ihren abstrusen Thesen erzeugen, direkt profitieren. Sogenannte „Elektrosensible“ suchen deren Praxen auf und lassen dort ihre Krankheit, die in Wirklichkeit keine körperliche sondern eine der Seele ist, fortlaufend falsch behandeln.

Da nicht wirklich eine Besserung eintreten und dem „Umweltarzt“ ein Besserungsverlauf auch nicht zwingend abgefordert wird (draußen geht ja die allgegenwärtige „Zwangsbestrahlung“ weiter, eine bessere Ausrede für nicht eintretende Besserung gibt es nicht), entsteht ein Abhängigkeitsverhältnis. Die Kunden kommen immer wieder. Es muss nicht verwundern, wenn in diesem Zusammenhang Leistungen lukrativ privat bezahlt werden.

Die „Elektrosensiblen“ sind also die freiwillig zahlenden Teilnehmer eines Marktes, der ausbaufähig ist. Sie benehmen sich wie dumm gehaltene Schafe, die sich willig scheren lassen. Und die offensichtlich nicht den leisesten Verdacht darüber in sich aufkommen lassen wollen, daß da einer die Schur an ihrem Fell vornimmt, dem sie das größte persönliche Vertrauen, mitunter sogar ihr Herz schenken.

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Meine Beiträge sind als Meinungsäußerungen aufzufassen. Die Meinungsäußerungsfreiheit ist ein in allen zivilisierten Ländern gesetzlich geschütztes Grundrecht.

"Wer die Dummbatzen gegen sich hat, verdient Vertrauen." (frei nach J.-P. Sartre)

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Geschäftsmodell, Hypochonder, Fertilität, Lemminge, nützliche Idioten

Elektromagnetische Felder und das Fortpflanzungssystem

ths, Freitag, 07.09.2012, 11:53 (vor 4488 Tagen) @ H. Lamarr

Übersichtsarbeit:

Effect of electromagnetic field exposure on the reproductive system
( Wirkung der Exposition bei elektromagnetischen Feldern auf das Fortpflanzungssystem )

http://www.emf-portal.de/viewer.php?l=g&aid=20710

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3341445/?tool=pubmed

http://synapse.koreamed.org/Synapse/Data/PDFData/3087CERM/cerm-39-1.pdf

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EMF-Portal, PubMed

GSMA-Positionspapier zu Handy und Fertilität des Mannes

Gast, Samstag, 29.09.2012, 23:40 (vor 4466 Tagen) @ H. Lamarr

Ein neues Positionspapier des weltweiten Verbandes der Mobilfunknetzbetreiber (GSMA) beschäftigt sich mit Studienergebnissen, die darauf hinweisen, dass Handynutzung mit Veränderungen von verschiedenen Kenngrößen für die männliche Fertilität einhergeht. Aus Sicht der GSMA weisen viele dieser Untersuchungen wesentliche Schwächen in Studiendesign und -analyse auf. Insbesondere würden darin oft andere Faktoren der Lebensführung, wie Stress, Ernährung und Fettleibigkeit, Rauchen und Alkohol nicht ausreichend berücksichtigt. Von diesen vermute man, dass sie sowohl in Zusammenhang mit der männlichen Fertilität, aber auch mit den Telefoniergewohnheiten stehen und deshalb die Studienergebnisse verfälschen würden. Darüber hinaus gebe es keinen bekannten Wirkungsmechanismus für die angeblichen Effekte und die Studienergebnisse seien inkonsistent. Deshalb könne auf Basis der gesamten Datenlage zu den Auswirkungen von Mobiltelefonen auf die männliche Zeugungsfähigkeit keine sichere Schlussfolgerung gezogen werden.

http://www.gsma.com

Quelle: WIK EMF Brief, Ausgabe 90 | 28. September 2012

Tags:
Rauchen, Wirkmechanismus, Fertilität, Positionspapier, Adipositas

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