Doctor h.c. of Homeopathy, jetzt für 39 Euro (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 28.03.2012, 10:31 (vor 4454 Tagen)

Wer in der Anti-Mobilfunkszene als etwas auf sich hält, hat einen Professoren oder Doktortitel. Denn dies suggeriert Kompetenz. Und damit Glaubwürdigkeit. Auch, wenn in Wahrheit jegliche Fachkompetenz fehlt, weil die Expertise des Akademikers auf ganz anderem Gebiet liegt. Plakativstes Beispiel ist ein bekannter Mobilfunkgegner, dessen (ehemalige) Professur in Literatur in der Mobilfunkdebatte nicht wirklich hilfreich ist.

Wer bislang bei der Titelvergabe leer ausging, kann jetzt schon für 39 Euro einen Doctor h.c. of Homeopathy ergattern - und damit im privaten Kreis angeben.

Ein Baubiologe, der sich vor Jahren einmal einen derartigen Doktortitel angelte und glaubte, mit dem zugekauften Kompetenzvorsprung mehr Umsatz zu machen, wurde allerdings schnell geerdet. Im RDW-Forum kam man ihm auf die Schliche und sorgte dafür, dass der Mann seine Irreführung aufgeben musste. Das RDW-Forum ruht gegenwärtig zwar, die Leute, die Scharlatanerie nicht widerspruchslos hinnehmen möchten, sind jedoch noch da.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Doktortitel

Der falsche Doktor M., verkannter Mediziner

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 28.03.2012, 22:38 (vor 4454 Tagen) @ H. Lamarr

Ein Baubiologe, der sich vor Jahren einmal einen derartigen Doktortitel angelte und glaubte, mit dem zugekauften Kompetenzvorsprung mehr Umsatz zu machen, wurde allerdings schnell geerdet. Im RDW-Forum kam man ihm auf die Schliche und sorgte dafür, dass der Mann seine Irreführung aufgeben musste.

Ich habe im RDW-Forum den alten Strang vom 16. Oktober 2007 ausgegraben. Damals berichtete "Bernhard" über ein Telefonat, das er mit einem Ehrendoktor führte, den er schon länger auf dem Kieker hatte. Ich habe alles gelassen wie es im Original ist, auch die Schreibfehler, nur den Namen des Ehrendoktors, den habe ich anonymisiert:

******* Beginn Posting "Bernhatd" vom 16. Oktober 2007 ********

Der falsche Doktor M. und verkannte Mediziner!

Vor über einem Monat habe Herrn M. um Auskunft gebeten, von welcher Einrichtung er die Ehrendoktorwürde verliehen bekam und für welche Verdienste das geschah. Da ich bis heute keine Antwort erhielt, habe ich heute bei ihm angerufen. Wie zum Teil grotesk sich dieses Telefonat abspielte und welche höchst sonderbaren Antworten Herr M. gab habe ich in dem Gesprächsbericht zusammen gefasst.

Inhalt des Gespräches:

Herr M. zeigte sich in beispiellosem Selbstbewusstsein und fabulierte auf meine Frage hin, wer ihm den Doktortitel verliehen habe, anfänglich von einem nicht genau nennbaren amerikanischen Universitätsnetzwerk, das hinter der Verleihung stünde. Auf Nachfrage erklärte er, dies ließe sich nicht exakt sagen, da die Hochschule Aachen und die dortige Fachhochschule eigentlich dahinter stünden. Die hätten nämlich die Titelverleihung initiiert, ohne dass er das gewollt habe.

Eigentlich wollte er nämlich an der Hochschule Aachen im Fach Medizin ordentlich promovieren. Dies ließe sich aber nicht bewerkstelligen, deshalb habe man ihm eine Ehrendoktorwürde einer amerikanischen Universität zukommen lassen. Der Grund sei gewesen, weil er an der Hochschule Aachen und der Fachhochschule viele Vorlesungen gehalten habe. Den Titel selbst habe er wegen seiner Forschungen und der Leistungen im Bereich elektromagnetischer Verträglichkeit erhalten.

Auf mehrfaches hartnäckiges Nachfragen meinerseits, welche Universität denn die Ernennungsurkunde ausgestellt habe, antwortete M. immer wieder, dass er mir das nicht sage. Auch mein Einwand, dass dieses Sträuben ungewöhnlich sei, brachte ihn nicht von der Weigerung ab.
Die anfänglich mir entgegen gebrachte Überheblichkeit geriet jedoch deutlich ins Wanken.
Ich machte Herrn M. darauf aufmerksam, dass er auf diese Weise Gerüchten fette Nahrung liefere, die die Rechtmäßigkeit seiner Doktorwürde der Nachprüfung für nötig hielten.

Dann erklärte ich ihm, mir seien auch keine Forschungsarbeiten von ihm bekannt, auf die er verwiesen habe und seine sonstigen mir bekannten Texte sähe ich eher als wissenschaftlichen Substandard an.

Ich wies Herrn M. darauf hin, dass man in Deutschland nur Titel führen dürfe, wenn das ausländische verleihende Institut bei Anabin eingetragen sei.

Herr M. erklärte mir dann, er habe den Doktortitel ja gar nicht standesamtlich eintragen lassen, denn er wollte den Titel überhaupt nicht, die Hochschule Aachen habe ihn ihm gegen seinen Willen aufgedrängt.
Außerdem, so fabulierte er weiter, sei ein Dr. h.c. eine Ehrendoktorwürde, was gar kein akademischer Titel sei, sein Ehrendoktor sei der gleiche, den auch der Altbundeskanzler Kohl trägt oder der Schlagersänger Elton John.
Er selbst habe deshalb nach einiger Zeit seinen Titel nicht mehr in der in Deutschland meist verwendeten Art Dr. h.c. M. geführt, sondern in der letzten Zeit als M. Ph.D., also in der angelsächsischen Art.
Deswegen sei ihm auch nichts anzulasten.

Ich wies dann Herrn M. noch auf die Illegalität des unbefugten Führens einer Doktorwürde hin und dass er durch sein Gespräch Verdachtsmomente geschürt habe, die solche Umstände für möglich hielten. In diesem Fall wäre auch noch ein unkorrekt herbei geführter Wettbewerbsvorteil zu verantworten, da er damit auf seinen Firmenseiten im Internet geworben habe.

Ende des Gesprächs!

Bernhard

******* Ende Posting "Bernhatd" vom 16. Oktober 2007 ********

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Täuschung, Titelmania, Doktorwürde

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