AKW Krümmel: Parallellen zum Thema Mobilfunk (Allgemein)

KlaKla, Dienstag, 16.08.2005, 13:09 (vor 6920 Tagen)

Die Leukämiekinder von Krümmel

Die vergebliche Suche nach einer Antwort
Von Dagmar Röhrlich

1990/91 erkrankten in unmittelbarer Nähe des Kernkraftwerks Krümmel fünf Kinder an Leukämie. Zunächst normalisierte sich die Situation wieder, doch dann erkrankten in zwei weiteren Schüben erneut mehrere Kinder. Bald kam der Verdacht auf, dass es einen Zusammenhang zwischen den Nuklearanlagen und dem Blutkrebs geben könnte. Vier wissenschaftliche Kommissionen haben seit 1991 heftig und kontrovers über die Ursache dieses "Leukämieclusters" diskutiert. Die Spurensuche in der Elbmarsch ist ein Musterbeispiel dafür, dass die Wissenschaft beileibe nicht leidenschaftslos nach der puren Erkenntnis strebt.

Es war ja auffällig, dass die ersten Leukämiefälle und die meisten direkt im Vorgarten dieser Anlagen aufgetreten sind, und natürlich war es nahe liegend, auf die Ursächlichkeit zu schließen.

Ingrid Schmitz-Feuerhake, emeritierte Physikprofessorin von der Universität Bremen. Beweise gab es nicht. Aber der Verdacht brannte in den Köpfen von Eltern, Anwohnern und Politikern.

Nachdem die Behörden es zunächst abgestritten haben, musste dann aber doch eine offizielle Untersuchung eingeleitet werden, weil inzwischen die Öffentlichkeit alarmiert war und natürlich die einheimische Bevölkerung.

Vier Expertenkommissionen haben sich mit dem Leukämiecluster, der Häufung von Leukämiefällen, beschäftigt - mit zum Teil identischen Mitgliedern. Niedersachsen, wo die Kinder erkrankten, berief die erste Kommission. Weil das Kernkraftwerk in Schleswig-Holstein liegt, beauftragte Kiel die zweite. Hannover gründete die "Arbeitsgruppe Belastungsindikatoren". Dann zog Schleswig-Holstein noch einmal nach. Bei der Besetzung scheint die persönliche Überzeugung der Forscher eine gewichtige Rolle gespielt zu haben. Eine Entscheidung der Regierungen, die sich rächen sollte.

Mein Vorwurf geht eigentlich an die Politik: Nämlich nicht am Anfang klar die Kompetenz, die man in einer solchen Kommission braucht, auch dort zusammengebracht zu haben, das Sachverstand überwiegt und nicht Überzeugung überwiegt. Wenn die Politik hier zu feige ist, hier den richtigen Weg am Anfang zu gehen, dann ist der Karren im Dreck.

Erich Wichmann, Leiter des Instituts für Epidemiologie am Münchener Forschungszentrum GSF, Vorsitzender der niedersächsischen und Mitglied der schleswig-holsteinischen Kommission. In den Kommissionen stießen zwei Welten unversöhnlich aufeinander. Was das bedeutet, zeigt eine einfache Frage:

Gibt es anderswo auf der Welt vergleichbare Häufungen von kindlichen Leukämien?

Antwort 1 gibt Erich Wichmann. 14 Fälle in 15 Jahren - das sei dreimal mehr als zu erwarten wäre:

Das ist also gerade so statistisch signifikant. Wenn man berücksichtigt, wie klein die Zahlen sind, mit denen man hier statistisch arbeitet, dann gibt es eben auch zufällige Häufungen dieser Größenordnung.

Antwort 2 kommt von dem Physiker Sebastian Pflugbeil, Präsident des Vereins "Gesellschaft für Strahlenschutz", Minister in der DDR-Übergangsregierung unter Hans Modrow und "unterstützender Experte" der schleswig-holsteinischen Kommission. Für ihn steht die Ursache fest: eine Strahlenbelastung.

Unstrittig ist, dass in der Elbmarsch, einen Steinwurf weit von einem großen KKW und einer Kernforschungsanlage, die welthöchste Leukämierate bei Kindern vorliegt. Das bestreitet niemand.

Antwort 3 kommt von neutraler Seite, vom Leiter des Deutschen Kinderkrebsregisters an der Universität Mainz, Peter Kaatsch:

Ich denke, das kann man gar nicht sagen, was ist weltweit das größte Cluster. Das würde ja voraussetzen, dass man weltweit alle Erkrankungshäufungen bei Kindern registriert. Das ist keineswegs der Fall.


hier gehts weiter: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/406152/

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Meine Meinungsäußerung

Tags:
Leukämie, Pflugbeil, Cluster, Schmitz-Feuerhake


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