Statistik: Irrtum gefällig? (Allgemein)
Wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn ist ein kumulativer Prozess, eine einzelne Studie, egal ob warnend oder entwarnend ist nicht mehr als ein mehr oder weniger großes Mosaiksteinchen in dem letztlich entscheidenden Gesamtbild.
Dennoch werden hin und wieder einzelne Studien so hoch gejubelt, als gäbe es ringsrum weit und breit nichts, was dagegen spräche.
Wie bös' so ein singulärer Befund ins Auge gehen kann, ist heute in den Schlagzeilen nachzulesen.
Wie groß ist die Armut unter Kindern wirklich? Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung verbreitete einen extrem hohen Wert - und die Republik führte eine hochemotionale Debatte. Jetzt müssen die Ökonomen ihre Zahlen massiv nach unten korrigieren. Wissenschaft und Politik sind blamiert. mehr...
Auch die Mobilfunkszene hat ähnliches schon erlebt, mit der Krebsstudie von Dr. Oberfeld. Diese hatte einem C-Netz-Mobilfunksender in Österreich ein sehr hohes krebsauslösendes Potenzial zugeschrieben. Sauber dokumentiert war die Studie Sendemastengegnern ein Fest. Doch dann stellte sich heraus, den Sender hat es gar nicht gegeben. Oberfeld zog, zwar unter Protest, seine Studie zurück, auf einigen Seiten von Sendemastengegnern mit finanziellen Interessen, die "Bürgerwelle Schweiz" etwa, wird ein haarsträubendes Fazit der Studie jedoch weiterhin so präsentiert (unter Aktualitäten 2007) als wäre nichts geschehen. Hier der ungekürzte Text, wie er noch am 6. Mai 2011 auf der Seite zu finden ist:
"Neuste Antennen-Studie: Stark erhöhtes Krebsrisiko um einen Mobilfunksender Bei Strahlungwerten über 0.6 V/m (= 1/5 des Schweizer Anlagegrenzwertes) war das Risiko für alle Krebsarten 5- bis 8-fach, für Brustkrebs 23-fach, für Gehirntumor 121-fach erhöht. Der C-Netz-Mobilfunksender wurde von 1984 bis 1997 betrieben."
Irgendeinen Hinweis auf die Fehlerhaftigkeit der Studie gibt es dort nicht. Die "Bürgerwelle Schweiz" besteht aus einem einzigen Baubiologen, der aus naheliegenden Gründen kein Interesse daran haben kann, wenn die Mobilfunkdebatte verebbt.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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