Was "verdient" eigentlich ein Experte? (Allgemein)

Alexander Lerchl @, Donnerstag, 07.04.2011, 20:16 (vor 5008 Tagen)
bearbeitet von Alexander Lerchl, Donnerstag, 07.04.2011, 21:03

Verschiedentlich wird gemutmaßt, dass Experten durch ihre Tätigkeit Geld verdienen und insoweit "käuflich" sind. Insbesondere sind damit solche Experten gemeint, die den Alarmkritikern gegenüber kritisch eingestellt sind.

Dazu ein konkretes Beispiel. Neulich nahm ich am "Runden Tisch" zum Thema elektromagnetische Felder in Frankfurt teil und war vom Morgen bis zum Abend unterwegs. Neben der Erstattung der Reisekosten, die ich vorab auslegen musste, war der "Lohn" der Arbeit: 6 (in Worten: sechs) Euro.

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Wer trägt das Risiko, wer die meiste Verantwortung ?

Kuddel, Donnerstag, 07.04.2011, 21:13 (vor 5008 Tagen) @ Alexander Lerchl
bearbeitet von Kuddel, Freitag, 08.04.2011, 00:03

Auch glaube, wenn man so einen Job bei der SSK macht, bedeutet dies viel Feind und wenig Ehr in der Öffentlichkeit, was durch moralische Unterstützung durch viele fachompetente Kollegen belohnt werden müßte, sonst wird man die Funktion als "Prellbock" zwischen den Fronten (abhängig vom Nervenkostüm) nicht lange aushalten.

Wer trägt das Risiko, wer die meiste Verantwortung ?

Folgendes Gleichnis:

Es ist Jahrmarkt und ein Schausteller nimmt mit seinem Karussell daran teil um sein täglich Brot zu verdienen.
Da es Vorschrift ist, läßt er einen TÜV-Ingenieur kommen und sich bescheinigen, daß sein Gerät ordentlich aufgebaut ist, die Sicherheitsbestimmungen erfüllt nach allen Regeln der Ingenieurskunst als "Sicher" für den Kunden eingestuft werden kann.
Den TÜV-Techniker muß der Schausteller selbstverständlich aus eigener Tasche bezahlen.

Gegenüber des Karussells hat eine Wahrsagerin ihren Platz zugewiesen bekommen, mit welchem Sie nicht besonders zufrieden ist, da die lautstarke Begleitmusik des Karussells die Atmosphere ihrer Sitzungen verdirbt. Auch ist ihr das Ungetüm unheimlich, da es sehr "schnell" ist und sich zudem sehr viel Kundschaft darum drängelt, die sie viel lieber in ihrem Geschäft hätte.
Und was da alles passieren könnte..

Die Wahrsagerin hat ein ungutes Gefühl und prophezeit den wenigen Kunden, die sich in ihrem Büdchen einfinden, daß Sie spüre, daß demnächst großes Unheil mit dem Karussell passieren würde und es sicherer sei, den Jahrmarkt alsbald zu verlassen, um sich keinem Risiko auszusetzen.
Eine Kundin, die Mutter einer minderjährigen Tochter ist zunächst skeptisch, denn sie geht davon aus, daß solch eine Maschine doch wohl ordentlich vom Tüv überprüft sei, aber die Wahrsagerin ist mittlerweile in Fahrt gekommen und legt noch einen drauf indem sie sagt "Überlegen Sie doch mal, wer den Prüfer bezahlt ?"

Die Mutter kommt ins Grübeln und schließlich verbietet sie ihrer Tochter auf dieser "Höllenmaschine" mitzufahren. Die Tocher ist sehr enttäuscht und wütend, da ihre Schulkameraden schließlich "alle" damit fahren dürfen.

Nun die Frage:

Wer trägt in diesem Szenario
a) das größte Risiko ?
b) die größte Verantwortung ?

Das größte Risiko trägt sicher der Jahrmarktbesucher, da ein ernsthafter Unfall sein Leben ruinieren kann. In unserem Fall trägt die Mutter die Verantwortung für ihre minderjährige Tochter.

Der Schausteller trägt ein hohes geschäftliches Risiko, denn ein Unfall wird negative Auswirkungen auf sein Geschäft haben. Daher liegt es auch in seinem Interesse, daß sein Geschäft "sicher" ist.
(Wobei sich eventuell die Frage stellt, ob das bei größeren Schaustellerbetrieben mit mehreren Mitarbeitern auch so ist, da sich die Verantwortung auf viele Personen verteilt....daher könnte es sein, daß sich niemand "persönlich" verantwortlich fühlt)

Die größte Verantwortung trägt m.M.n der "Sicherheits-Ingenieur". Denn wenn etwas passiert, weil er etwas übersehen hat, dann muß er dafür gerade stehen. Schließlich wurde er dafür "bezahlt".

Für Schausteller und Ingenieur kann ein Fehler oder eine Unachtsamkeit gar langfristige seelische Folgen haben (Schuldgefühle).


Und die Wahrsagerin ?
Wenn ihr Produkt nicht funktioniert, d.h. ihre Vorhersage nicht eintritt, trägt sie keinerlei Risiko.
Sie trägt auch keine Verantwortung, denn sie muß keine nennenswerten Folgen fürchten, wenn ihre Warnung grundlos war.
Und wenn tatsächlich etwas passiert, dann könnte sie sich sogar darüber freuen, daß Sie es war, die ihre Kunden vor großem Unheil bewahrt hat !

Und die Moral von der Geschicht ?

Der Kunde/Besucher muß Risiko (Unfall) und Nutzen (Freude/Nervenkitzel) abwägen (bei Minderjährigen die Eltern).

Den großen Reibach macht der Schausteller, aber er bereitet dem Kunden Freude und verschafft seinen Angestellten Lohn und Brot.

Der Tüv-Ingenieur trägt für ein paar Euro Lohn die Verantwortung, daher muß er besonders sorgfältig arbeiten, um sein Gewissen nicht zu belasten.

Die Wahrsagerin, in unserem Fall die "Warnende", hat vermutlich ein ähnliches Einkommen wie der Tüv-Ingenieur, trägt weder Risiko noch Verantwortung und hat als Dienerin der Menschheit immerdar ein gutes Gewissen.

K

(Vielleicht sattele ich auf "Baubiologe" um ;-) )

Tags:
Karussell, TUEV

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