Big Pharma könnte Appetit auf Elektrosensible bekommen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 03.03.2011, 23:45 (vor 4844 Tagen)

Wer unter einer seltenen Krankheit leidet hatte bislang Pech. Die Pharmaindustrie sah in der der Krankheit keinen lukrativen Markt und forschte daher im Zweifel eher nicht. Selten ist eine Krankheit, wenn von 2000 Menschen nicht mehr als 1 Mensch an der Krankheit leidet.

Seit Januar 2011 aber ist alles anders.

Denn seither schreibt das Arzneimittelgesetz für Medikamente eine sogenannte Nutzenprüfung als kostensenkende Maßnahme vor. Das bedeutet: Die Pharmariesen können nicht mehr beliebig viel Geld für ein neues Medikament verlangen, wenn dessen Nutzenprüfung keinen nennenswerten Fortschritt gegenüber herkömmlichen Medikamenten zeigt. Aber: Ausgenommen von dieser Nutzenprüfung sind Medikamente zur Behandlung seltener Krankheiten, und auch sonst lassen sich derartige Medikamente vergleichsweise einfach durchs Zulassungsverfahren bringen.

Die Ausnahme war gedacht als Anreiz, den Stiefkindern der Heilkunst zu helfen. Deswegen interessieren sich die Arzneihersteller im Moment außerordentlich für seltene Erkrankungen, so diese nicht zu selten sind. Denn pro seltener Krankheit lässt sich nach der 2000:1-Regel in der EU mit einer potenziellen Abnehmerschaft von 250'000 Patienten kalkulieren, in Anbetracht der vereinfachten Zulassung ein durchaus lukrativer Markt.

Deshalb haben sich die Pharmafirmen auf die Suche gemacht nach seltenen Erkrankungen, die möglichst häufig sind. Oder, noch einfacher, sie erfinden sie selbst. Kreative Manager können beispielsweise das weitverbreitete Phänomen Brustkrebs in Dutzende verschiedene Krankheitsbilder zerstückeln, bis diese den Anforderungen an Rarheit genügen. "Slicing" heißt diese Methode und mehrere Firmen sollen mit Therapien für solche Schnipsel-Leiden im vergangenen Jahr immerhin schon zweistellige Millionensummen bewegt haben.

Die "Elektrosensibilität" mit ihren diffusen vielfältigen Krankheitsbildern müsste auf die Pillendreher besonders anziehend wirken, da sie sich gut in Schnipsel-Leiden tranchieren lassen sollte. Wäre da nicht die momentan noch winzige Anzahl Betroffener. Aber auch dagegen ließe sich mit Bordmitteln etwas machen, indem durch Strohmänner entsprechend aufbereitete Medienberichte die "Elektrosensibilität" nach und nach als allgegenwärtige Zivilisationskrankheit ins Bewusstsein breiter Bevölkerungsschichten hievt und so salonfähig macht. Dann noch ein wenig die Infiltration der Ärzteschaft mit den einschlägig bekannten Zeter- und Mordio-Thesen betreiben, um bei den Medizinern Zweifel zu säen, und der Kreislauf wäre geschlossen:

1) Via Medien auf den Geschmack gebrachter Patient klagt beim Arzt über EMF-Leiden und Co.
2) "Fortgebildeter" Arzt verschreibt Pille gegen Feldstress, Elektrostress, MCS und Chemtrails ...
3) Big Pharma freut sich. Big Tobacco erst recht.

Für all dies braucht es Helfer. Wer die Augen aufmacht und sich in der Mobilfunkdebatte aufmerksam umsieht, kann sie an den Handlungen ziemlich gut erkennen. Denn an diesen Handlungen kommen die Helfer nicht vorbei, wenn sie Wirkung haben wollen. Als da wären für Punkt 1) möglichst viel öffentliches Gerede über irgendwelche realen oder fiktiven Risiken des Elektrosmogs und für Punkt 2) der Zugang zur Ärzteschaft, um die Weißkittel mit Elektrosensibilität vertrauter zu machen, damit sie später angebotene Pillen gegen das Leiden auch zu schätzen wissen.

Warten wir einfach mal ab, wenn die These stimmt, müsste sich in absehbarer Zeit im Pharmabereich was in Sachen EHS tun (gilt natürlich ebenso für MCS).

Dieser Beitrag wurde inspiriert und stellenweise gespeist durch den Spiegel-Artikel: Die Krankheitszerstückler.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
MCS, Chemtrails


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