Wirken DNA-Stränge wie fraktale Antennen? (Forschung)

H. Lamarr @, München, Freitag, 18.02.2011, 00:16 (vor 4844 Tagen)

Ein Gigaherz-Posting hat mich mit dem Stichwort "fraktale Antennen" neugierig gemacht.

Der Mobilfunkkritiker Dr. Martin Blank (Biochemiker) berichtet in diesem Video ab der zwölften Minute in einer gerade einmal rd. 1 Minute dauernden Sequenz darüber, dass der 2 Meter lange Strang des menschlichen Genoms (DNA) mit seinen 3 Mrd. Nucleotiden (base pairs) wie eine multiresonante fraktale Antenne wirke.

So weit, so schlecht, denn Martin Blank ist es nicht gelungen, mir seine Überlegung verständlich zu machen. Stimmt es überhaupt, von 2 Meter Länge zu reden, sind es nicht eher zwei 1 Meter lange Stränge von Vater und Mutter?

Fraktale Antennen sind jedenfalls schon mal keine Spinnerei, die gibt es - hier schön erklärt - tatsächlich. Und dass ein Nucleotid, kleinstes Element so einer fraktalen Antenne, nur 0,34 nm misst, lässt sich z.B. hier nachlesen.

Womit ich mit meinem Latein auch schon am Ende bin.

Den Schreiber bei Gigaherz plagen anscheind keine Zweifel wenn er schreibt: ... verhält sich die menschliche DNA durch ihren Aufbau wie eine fraktale Antenne, die deshalb auf sehr viele unterschiedliche Frequenzen reagieren kann.

Aha, die Antenne reagiert also, und dann auch noch auf viele Frequenzen.

Was aber heißt "reagieren"? Eine Antenne wird hier als eine Art Monstrum im Körper betrachtet, das auf von außen eindringende EMF "reagiert" und irgend etwas nicht näher beschriebenes mit der DNA macht. Aber was? Was können die Strom- und Spannungsbäuchlein einer fraktalen Antenne der DNA anhaben? Können sie ihr überhaupt schaden oder hat sich Martin Blank da nur etwas zurecht gelegt, womit man typische Mobilfunkgegner beeindrucken kann, nicht aber Leute vom Fach? Fakt ist: Blank hielt seinen Vortrag nicht vor Wissenschaftlern, sondern vor Laien und organisiert hat diese Veranstaltung eine dieser schillernden Figuren der Mobilfunkszene. Die weniger schillernde, sondern eher im Hintergrund an Schaltstellen agierende EMF-Aktivistin Libby Kelly (hier im Forum ein paar mal erwähnt) ist übrigens die Dame, die Martin Blank am Beginn des Videos ankündigt.

Die im Betreff gestellte Frage scheint mir ein typisches Beispiel eines nur interdisziplinär zu lösenden Problems zu sein, denn es ist mMn eine Kreuzung aus Biologe und HF-Techniker nötig, um da durch zu steigen. Sollte sich einer der Mitleser oder Stammposter angesprochen fühlen - nur zu!

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Esoterik, Seilschaft, Blank, DNA

Wirken DNA-Stränge wie fraktale Antennen?

Alexander Lerchl @, Freitag, 18.02.2011, 09:37 (vor 4843 Tagen) @ H. Lamarr

Ein Gigaherz-Posting hat mich mit dem Stichwort "fraktale Antennen" neugierig gemacht.

Der Mobilfunkkritiker Dr. Martin Blank (Biochemiker) berichtet in diesem Video ab der zwölften Minute in einer gerade einmal rd. 1 Minute dauernden Sequenz darüber, dass der 2 Meter lange Strang des menschlichen Genoms (DNA) mit seinen 3 Mrd. Nucleotiden (base pairs) wie eine multiresonante fraktale Antenne wirke.

So weit, so schlecht, denn Martin Blank ist es nicht gelungen, mir seine Überlegung verständlich zu machen. Stimmt es überhaupt, von 2 Meter Länge zu reden, sind es nicht eher zwei 1 Meter lange Stränge von Vater und Mutter?

Das ist kompletter Unsinn. Martin Blank kenne ich schon viele Jahre, und diese "Hypothese" (wenn man hier diesen wissenschaftlichen Begriff überhaupt anwenden kann) ist Esoterik pur, ebenso wie viele seiner früheren Gedanken.

1. Es stimmt nicht, von einer "Länge" der DNA von einem oder auch zwei Metern zu sprechen. Die DNA ist (je nach Zellzyklus) entweder hübsch säuberlich mit Proteinen (Histonen) zu den Chromosomen aufgewickelt oder sie ist in der Zelle in einem ziemlichen Durcheinander, wenn nämlich die DNA vor einer Zellteilung verdoppelt wird. In keinem Fall liegt die DNA als (linearer) Strang irgendwo vor.

2. Die DNA ist wie jedes andere Molekül im Körper von Wasser und Ionen umgeben. Selbst wenn es zu lokalen Spannungsänderungen in der "Antenne" DNA käme, würden die sofort an Ort und Stelle wieder verschwinden.

3. Die Leitfähigkeit der DNA ist viel schlechter als die des umgebenden Wassers.

Das ist so ein Unfug, dass man sich schon fragen muss, wie er damit irgend jemanden, selbst wenn es Laien sind, beeindrucken kann.

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

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Esoterik, Blank

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