Bürger verschmähen 10,5 mW/m² Feldreduzierung (Allgemein)
In einer bayerischen Gemeinde soll die Mobilfunkversorgung künftig mit einigen wenigen Großmasten anstelle der vorhandenen kürzeren aber dafür zahlreicheren Kleinmasten realisiert werden - so sieht es ein Mobilfunkkonzept vor, an dem die Gemeinde seit acht Jahren bastelt.
Anwohner im Nahfeld der geplanten neuen Großmasten sind erwartungsgemäß wenig amused und legen scharenweise mit einer vorbereiteten Erklärung Einspruch bei der Gemeinde ein.
In dieser Erklärung ist eine Passage, die ich so nicht erwartet hätte, sie lautet im Wortlaut:
"Das Mobilfunkkonzept geht davon aus, dass die durchschnittliche Belastung auf 2,1 mW/qm bzw. auf 0,021 % der in Deutschland in Wohngebieten zulässigen Feldstärke gesenkt werden kann. Selbst wenn dies so möglich wäre, was ich bezweifle, diese unwesentliche Reduzierung um 10,5 mW/qm, das sind nur 0,105 %-Punkte der in Deutschland in Wohngebieten zulässigen Feldstärke, rechtfertigt nicht den Bau von 40 Meter hohen Mobilfunkmasten faktisch im Wohngebiet."
Der Einspruch macht deutlich: Den Leuten ist es eine Feldreduzierung von 12,6 mW/m² um 10,5 mW/m² auf 2,1 mW/m² nicht wert, sich für ein paar Großmasten erwärmen zu können. Das finde ich überraschend. Steht doch die Bevölkerung seit vielen Jahren unter dem interessengelenkten medialen Dauerbeschuss, erst ab 100 µW/m², besser noch ab 1 µW/m² seinen Funkfelder angeblich verträglich. Diese Desinformation scheint außerhalb der "Seifenblase" der Hardcore-Sendemastengegner-Szene weitaus weniger Wirkung zu haben. Überhaupt geht es in dem vorgefertigten Einspruch ausschließlich um Wertverlust und die Störung des Ortsbildes im Schatten der Großmasten, nicht um gesundheitliche Aspekte. Auch dies ist etwas, was innerhalb der "Seifenblase" völlig anders wahrgenommen wird, dort geht es ausschließlich um Befindlichkeitsstörungen und Schlimmeres. Diese Überbetonung dürfte damit zusammen hängen, dass EHS innerhalb der "Seifenblase" vernetzt sind und Sprachrohre haben, außerhalb jedoch nicht.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –