Börsenzeitung äußert sich kritisch zu UMTS Strahlung (Esoterik)

Kuddel, Samstag, 04.09.2010, 22:56 (vor 5193 Tagen)
bearbeitet von Kuddel, Samstag, 04.09.2010, 23:49

Gibt man die Suchbegriffe "UMTS" und "Strahlung" in eine bekannte Suchmaschine ein, so findet sich erstaunlicherweise ein Artikel der "Wallstreet-Online" an zweiter Position.

Man sollte annehmen, eine "Wirtschaftszeitung" würde sich überwiegend mit Fakten beschäftigen, aber weit gefehlt, Börsenspekulanten scheinen eine ausgeprägte Affinität für Esoterik, Pseudowissenschaften und für's "Munkeln und Raunen" zu haben.
=> Vor diesem Hintergrund wundert's mich nicht, wenn hier und da eine Bankenkrise dabei herauskommt.

Unter der Rubrik "Ratgeber" ist jedenfalls folgendes zu lesen:

Überschrift: UMTS Strahlung ist stärker als bei Standard-Handys!

...Die Technik (UMTS) wird in höchsten Tönen gelobt und bereits eifrig genutzt, wobei man ihre Kehrseite bereitwillig übersieht: UMTS-Handys und -Sendemasten emittieren ein Vielfaches der Strahlendosis von Handys ohne UMTS.

Bereits diese Aussage ist schlichtweg falsch, denn die Leistungsflußdichte ist bei einer UMTS Handy-Übertragung eher geringer als bei GSM. Aber wer die "Strahlendosis" eines UMTS-Sendemasten mit der eines "Handys" vergleicht, bei dem ist es mit der Kompetenz wohl ohnehin nicht weit her.

Weiter heißt es:

Strahlung ist auch nicht gleich Strahlung: Man kann Informationen per Funk vor allem auf zwei Arten übertragen: Gepulst und analog. Bei der analogen Übertragung, die viel eher vom Körper toleriert wird, als die gepulste verhält sich das magnetische Feld eher wellenartig. Die Feldstärke steigt stets eine Weile an, bevor sie ihre maximale Stärke erreicht, und sinkt langsam ab, bevor das Feld verschwindet.

Das klingt anschaulich und jeder hat in der Schule schon die weichen Formen einer Sinusschwingung bestaunen dürfen. Daß diese "weiche Strahlung" viel eher vom "Körper toleriert" wird, sollte jedem einsichtig sein.

Doch das digitale Zeitalter kennt nur eins und null, sodass alle Handys, ob UMTS oder nicht, immer gepulst senden. Das Strahlenbild ist hier abrupt und das Feld abgehackt. Bei der UMTS-Technik wurde die Frequenz - also die Geschwindigkeit der Veränderung zwischen eins und null sogar noch erhöht, sodass UMTS Strahlung von Strahlengegnern als "besonders aggressiv" bezeichnet wird.

Wie schrecklich, statt Harmonie hier nun ein abgehacktes "Strahlenbild".
(=> Offensichtlich arbeiten diese Leute gerne mit "Bildern")

Aber es ist schlichtweg Quatsch und zeugt von mangelhaftem physikalischen Verständnis des Autors. Auch bei einem UMTS-Signal und bei einem GSM-Signal hat die elektrische und magnetische Feldstärke einen streng sinusförmigen Verlauf. Der einzige Unterschied zu einer ungepulsten Aussendung ist der ,daß sich die Amplitude (vergleichbar mit Lautstärke eines Tons) der sinusförmigen Schwingung vergleichsweise langsam (über mehrere tausend Schwingunsperioden) verändert, so wie wenn man mit einem Lautstärkeregler an einem Radio den Ton lauter und leiser werden läßt.

Hier erkennt man, daß "Strahlengegner" offensichtlich den Grad der Schädlichkeit durch Interpretation von "Bildern" aus nachrichtentechnischen Fachbüchern oder von den Schirmen von Spektrumanalysatoren ableiten.

Auch Börsenspekulanten arbeiten mit "Bildern", die sie "Charts" nennen und mit denen sie versuchen, Informationen für die Zunkunft abzuleiten. Die Börsenprofis nennen das "Chart-Analyse".

Das ist vergleichbar mit dem Tarot-Kartenlesen eines Wahrsagers auf dem Jahrmarkt.
Man sieht ein "Bild", erkennt eine Ähnlichkeit zu irgend etwas und leitet daraus Informationen für die Zukunft ab.

Wie gut dieses "Wahrsagen" funktioniert, erkennt man daran, daß die Bankberater, die ihren Kunden "wertvolle Aktientipps" geben, dieses wertvolle Wissen prinzipiell nicht für sich selbst verwenden, um z.B. ihren Job als Bankberater an den Nagel zu hängen und ihr weiteres Leben auf einer Yacht vor einer Ferieninsel zu verbringen.
Warum sie das nicht tun war mir schon immer ein Rätsel.
Vermutlich hat es mit "Selbstlosigkeit" und Aufopferung zu tun. Man möchte seinem Kunden möglichst lange dienen.

Kein Wunder, daß die "bildhaften" Interpretationen der Strahlengegner schließlich sogar den Weg in eine Börsenzeitung finden.
Beide "Berufsgruppen" arbeiten mit den gleichen Werkzeugen und befassen sich mit Wahrsagerei.


K


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