Übersichtsarbeit zu Mobilfunkbasisstations-Studien (Allgemein)

Doris @, Samstag, 14.08.2010, 21:29 (vor 5217 Tagen)

Auf der hese-Seite ist aktuell die Abstract-Übersetzung zu einer Studie eingestellt, die schon seit Mitte Juli durch das Netz geht.

Zusammenfassung: Bevölkerungsgruppen sind zunehmend den Emissionen drahtloser Kommunikationstechnologien, einschließlich mobiler Handys und ihrer Basistationen, ausgesetzt. Beim Durchsuchen der [englisch-sprachigen Metadatenbank für medizinische Artikel; der Übersetzer] PubMed identifizierten wir insgesamt 10 epidemiologische Studien mit vermeintlichen gesundheitlichen Auswirkungen von MF-Basis-Stationen. Sieben dieser Studien untersuchten Zusammenhänge zwischen der Nähe der Basis-Stationen und neurologisch bedingten Verhaltens-Auswirkungen, drei untersuchten Krebs im Umfeld der Basis-Stationen. Wir fanden heraus, dass acht der 10 Studien von einer erhöhten Prävalenz von neuropsychologischen Symptomen oder Krebs als Nebenwirkungen ausgingen, wenn die Betroffenen in einer Entfernung < 500 m von Basis-Stationen leben. Keine der Studien berichtete dabei über Expositionen, die anerkannte internationale Grenzwerte überschritten hätten, was darauf hindeutet, dass die aktuellen Richtlinien keinen zureichenden Schutz für die Gesundheit der Bevölkerungsgruppen bieten können. Wir glauben, dass umfassende epidemiologische Studien über die langfristigen Expositionen, die von Basis-Stationen ausgehen, dringend erforderlich sind, um besser und zweifelsfrei deren gesundheitlichen Auswirkungen verstehen zu können. (Übersetzung des Abstract: K. D. Beck)
Khurana VG, Hardell L, Everaert J, Bortkiewicz A, Carlberg M, Ahonen M. Int J Occup Environ Health. 2010 Jul-Sep;16(3):263-7. [Abstract]

Zu dieser Arbeit gibt es im WIK-EMF Brief vom 03.08.2010 eine Bewertung dieser Analyse. (die dort ebenfalls aufgeführte Übersetzung des Abstractes der Khurana Studie spare ich mir, da diese wortgleich ist mit der Übersetzung von K.D. Beck)

Dr. Jack Rowley, Direktor für Forschung und Nachhaltigkeit bei der GSM Association (GSMA), dem weltweiten Verband der Mobilfunkanbieter, äußert sich im aktuellen Newsletter der GSMA (Juli 2010) (Einfügung von mir: http://www.gsmworld.com/health/newsletters/gsma_health_env_2010_07.html)zu den Argumenten der Autoren: „Dies ist nicht die erste Übersichtsarbeit dieser Art. Das Expertenkomitee ICNIRP (Internationale Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung), welches die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berät, hat die vorliegenden Hinweise bereits einer Bewertung unterzogen und im September 2009 festgestellt, dass die Expositionsempfehlungen im Bereich Hochfrequenz für alle Personen Gültigkeit haben“. Rowley weiter: „Dies ist eine fehlerhafte Analyse von überwiegend fehlerbehafteten Studien, und keine substantiell neue Forschung. Die Autoren akzeptieren, dass viele der betrachteten Studien ernsthafte Schwächen aufweisen und dass in Bodenhöhe die Exposition in der Nähe von Basisstationen nur grob abgeschätzt werden kann. Aus diesem Grund werden ihre Schlussfolgerungen durch die Hinweise aus ihrer Publikation nicht untermauert.“
http://www.gsmworld.com/

Tags:
Hardell, Khurana, WIK EMF-Brief, Basisstation, PubMed

Übersichtsarbeit zu Mobilfunkbasisstations-Studien

H. Lamarr @, München, Samstag, 14.08.2010, 22:29 (vor 5217 Tagen) @ Doris

Auf der hese-Seite ist aktuell die Abstract-Übersetzung zu einer Studie eingestellt, die schon seit Mitte Juli durch das Netz geht.

Tja, was soll man bei solchen Hü-Hott-Erlebnissen schon für einen Standpunkt einnehmen, der eine sagt, die Studienlage zwingt zum Handeln, der andere sagt, die Studien sein schlecht gewesen und deshalb wären Konsequenzen daraus unnötig.

Bei solchen ausbalancierten Geschichten ist es mMn zweckmäßig, sich die Autoren einer Studie mal genauer anzusehen (bei dem GSMA-Mann ist ohnehin klar, wo der steht). Im vorliegenden Fall sind dies die Autoren Khurana und Hardell, die in ihrer jüngsten Arbeit nun eben vor Basisstationen warnen. Im vergangenen Jahr aber warnten beide noch vor Handys, und auch sonst kommen keinerlei Zweifel auf, auf welcher Seite Khurana und Hardell stehen.

Was ich sagen will ist, dass es mich misstrauisch macht, wenn es im wesentlichen stets dieselben Wissenschaftler sind, die Alarm schlagen, jeder kennt das Beispiel von Salford und seinen BHS-Studien, die andere dann nicht replizieren konnten. Auch Wissenschaftler sind Menschen, Hardell z.B. warnt seit Jahren vor Hirntumoren wegen Handys, auch Khurana hat sich mehrmals eindeutig festgelegt. Und in dieser Festlegung sehe ich das Problem, dass eine Umkehr ohne Gesichtsverlust nicht mehr möglich ist. Es muss weitergehen, ein zurück gibt es nicht. Dieses "Phänomen" kennen wir alle von den bekannten Vertretern der Sendemastengegner-Szene. Warum sollte es bei Wissenschaftlern so ganz anders sein? Die Funkfeldbelastung durch Handys ist grundverschieden von der durch Basisstationen, bis zu tausendemale stärker. Dennoch finden die beiden jetzt auch etwas bei Basisstationen, etwas was, weil es eine Metastudie ist, nur durch Neuinterpretation vorhandener Daten entstanden ist. Mit anderen und harten Worten: Von Khurana und Hardell war nichts anderes zu erwarten!

Es muss schon ziemlich heftig knallen, um so eine Einbahnstraßen-Entwicklung zu stoppen. Mir ist dazu nur ein Fall bekannt auf den dies zutrifft: Dr. Oberfeld, der nach dem Knall mit seiner C-Netz-Senderstudie die Bühne abrupt verlassen hat.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Handy, Hardell, Khurana, Funkfeldbelastung

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