Sind Handy-Nutzer anfälliger für Tinnitus? (Allgemein)

Doris @, Freitag, 29.02.2008, 16:10 (vor 6143 Tagen)

Ja, ja die Österreicher sind schwer aktiv zur Zeit

Michael Kundi äußert sich zu einer aktuellen Studie über Tinnitus in Verbindung mit Handytelefonaten

Handy-Nutzer anfälliger für Tinnitus?
Wissenschafter aus Wien haben in einer Studie festgestellt, dass die ausgiebige Nutzung von Mobiltelefonen das Tinnitus-Risiko entscheidend erhöht.
Handy-Nutzer anfälliger für Tinnitus?Bilderbox
"Wir sind überrascht, unsere Ergebnisse zeigen, dass langjährige intensive Handynutzung das Risiko verdoppelt, einen Tinnitus zu entwickeln", so Michael Kundi, Leiter des für die Untersuchung verantwortlichen Umwelthygiene-Instituts an der Uni Wien, am Donnerstagabend in der ORF-Sendung "Konkret".

Es bestehe ein eindeutiger Zusammenhänge zwischen dem Tinnitus-Leiden und der Anzahl sowie Dauer von Handy-Gesprächen, urteilte Kundi. Die fertige Studie soll demnächst publiziert werden. Der Mediziner rät zu einem sorgsameren Umgang mit Mobiltelefonen, vor allem Freisprecheinrichtungen sollten stärker genutzt werden. Wenn vorhanden seien Festnetze zu bevorzugen.

Die Mobilfunk-Branche reagierte verhalten auf den möglichen Zusammenhang zwischen Tinnitus und Handy-Nutzung. Eine Studie sei noch nicht der Weisheit letzter Schluss, es müsse weitere Untersuchungen geben, kommentierte Maximilian Maier, Geschäftsführer des Forum Mobilkommunikation, im ORF die Untersuchungsergebnisse.

....die Mobilfunkbranche reagierte verhalten auf den möglichen Zusammenhang und zwar so

FMK ruft zu seriöser Mobilfunk-Berichterstattung auf
Begründung fehlt, wonach Mobilfunk Tinnitus verursacht

Wien (pts/29.02.2008/13:12) - Wieder einmal wurde eine einzelne Studie herausgepickt und als vermeintlicher Beweis für ein Mobilfunk-Risiko präsentiert. "Die diese Woche in den Medien präsentierte Tinnitus-Studie von Prof. Dr. Michael Kundi ist nicht wissenschaftlich veröffentlicht worden und liefert keine Begründung, warum Mobilfunk Tinnitus verursache", zeigt sich FMK-Geschäftsführer Maximilian Maier verwundert über die Vorgehensweise.

" Das Herauspicken von Einzelstudien ist völlig unseriös. So wird fahrlässig mit den Ängsten der Bevölkerung umgegangen", sagt Maier und meint, dass "eine seriöse Mobilfunkdiskussion auch eine verantwortungsvolle Berichterstattung braucht". Er erklärt: "Einzelstudien zeigen nicht den gesamten wissenschaftlichen Kenntnisstand. Um den Forschungsstand interpretieren zu können, muss diese Studie in Zusammenhang mit dem gesamten Wissen zu Tinnitus gestellt werden".

Die neuesten Arbeiten aus dem Deutschen Mobilfunk-Forschungsprogramm besagen, dass Mobilfunk nicht in der Lage ist, das Auslösen und den Verlauf von Phantomgeräuschen wie Tinnitus zu beeinflussen. "Diese Arbeit muss wie alle anderen Arbeiten zu Tinnitus genau betrachtet und von wissenschaftlichen Gremien geprüft werden, denn die Menschen haben das Recht Klarheit zu bekommen", fordert Maier. "Aber es darf nicht so sein, dass Meinungsbildung tagesaktuell ohne wissenschaftlichen Zusammenhang erfolgt", kritisiert er. Abschließend ist aber festzuhalten, dass sich die Ergebnisse des Deutschen Forschungsprogrammes aus konkreten Laborversuchen herleiten und somit als wesentlich belastbarer einzustufen sind", so Maier.

Was jedenfalls unbestritten ist,- wenn jemand den Verdacht auf Tinnitus hat, muss er so rasch als möglich einen qualifizierten Arzt aufsuchen. Denn am Anfang ist Tinnitus gut behandelbar. "Tinnitus falschen Ursachen zuzuschreiben und nichts zu unternehmen, ist gefährlich," verweist Maier auf die Empfehlungen der Tinnitus-Liga.

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Kundi

Sind Handy-Nutzer anfälliger für Tinnitus?

Doris @, Donnerstag, 01.07.2010, 07:30 (vor 5290 Tagen) @ Doris
bearbeitet von Doris, Donnerstag, 01.07.2010, 08:15

Michael Kundi äußert sich zu einer aktuellen Studie über Tinnitus in Verbindung mit Handytelefonaten

Michael Kundis Arbeit ist nun offiziell als Studie veröffentlicht.

Siehe auch den Beitrag dazu auf microwavenews

Handy gefährlicher als Festnetz?

KlaKla, Donnerstag, 01.07.2010, 09:06 (vor 5290 Tagen) @ Doris

Michael Kundi äußert sich zu einer aktuellen Studie über Tinnitus in Verbindung mit Handytelefonaten ...

Aus den Meldungen ist mir nicht klar ersichtlich wieso langes telefonieren mit dem Handy das Risiko erhöht.
Langes telefonieren könnt ich ja noch verstehen aber warum soll es mit dem Handy risikoreicher sein als mit dem Festnetztelefon.

--
Meine Meinungsäußerung

Handy gefährlicher als Festnetz?

Doris @, Donnerstag, 01.07.2010, 12:26 (vor 5290 Tagen) @ KlaKla

Aus den Meldungen ist mir nicht klar ersichtlich wieso langes telefonieren mit dem Handy das Risiko erhöht.

Dr. Hutter meint ein Zusammenhang sei plausibel....

The "possible association of mobile phone use and tinnitus is plausible," according to Hutter, "because the cochlea [the inner ear] and the auditory pathway are located in an anatomical region where a considerable amount of the power emitted by mobile phones is absorbed." The risk of tinnitus was greatest on the side of the head the phone was used. The doubling of the incidence after long-term use is of borderline statistical significance. Hutter also raises the possibility that other factors may be responsible: For instance, blood flow near the ear could be affected when the user is in a constrained posture while on the phone.

Langes telefonieren könnt ich ja noch verstehen aber warum soll es mit dem Handy risikoreicher sein als mit dem Festnetztelefon.

Wie die Vergleichsgruppe zusammengesetzt war, ist mir nicht bekannt. Ob die Telefoniergewohnheiten der Festnetztelefonierer mit in die Bewertung einbezogen waren, steht vielleicht in der kompletten Studie.

Handy gefährlicher als Festnetz?

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 01.07.2010, 16:20 (vor 5290 Tagen) @ Doris

Dr. Hutter meint ein Zusammenhang sei plausibel....

... wogegen beim BfS - gestützt auf eine merklich breiterer Basis - nachzulesen ist, dass es dafür keinerlei wissenschaftlichen Konsens gibt, eine EU-Untersuchung beispielsweise (EU wie "Reflex") konnte selbst bei mörderischen SAR-Werten von 20 W/kg keinen EMF-Einfluss feststellen. Glaubst du nicht? Guckst du hier.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Handy gefährlicher als Festnetz?

Uwuzela, Freitag, 09.07.2010, 23:23 (vor 5282 Tagen) @ H. Lamarr

mörderischen SAR-Werten von 20 W/kg keinen EMF-Einfluss feststellen.

Da kommt ja bereits IMHO der Frey-Effekt in Frage, den manche Menschen bei Ruhe hören, der allerdings nach der Abschaltung des modulierten Feldes aufhört. Zitat Wikipedia: (MRI: da wo "der Kern spinnt")


....Aus Untersuchungen bei gesunden Probanden, die Hochfrequenzfeldern durch MRI-Spulen bei der Firma Philips ausgesetzt waren, ließ sich eine untere Ansprechschwelle im Bereich von 16 +/- 4 mJ im Frequenzbereich 2,4 bis 170 MHz ermittelt. Bei Positionierung über den Ohren sank die Schwelle auf 3 +/- 0.6 mJ ab. Je nach verwendeter Spule wurden typischerweise Reize bei Leistungen zwischen 20 Watt und 150 (+/- 50 W) ermittelt. Am effektivsten ließ sich der Effekt in der Nähe des Felsenbeins erzielen...

Quellen:

1. http://de.wikipedia.org/wiki/Frey-Effekt
2. Röschmann P. Human auditory system response to pulsed radiofrequency energy in RF coils for magnetic resonance at 2.4 to 170 MHz. Magn Reson Med. 1991 Oct;21(2):197-215.

Sind Handy-Nutzer anfälliger für Tinnitus?

Doris @, Freitag, 09.07.2010, 10:33 (vor 5282 Tagen) @ Doris

Michael Kundis Arbeit ist nun offiziell als Studie veröffentlicht.

Im WIK-EMF-Brief Nr. 13/2010 steht zu dieser Arbeit...

Wiener Studie zu Tinnitus und Mobilfunknutzung wurde jetzt veröffentlicht
Bereits im Februar 2008 gingen Teilergebnisse der Untersuchung durch die Medien, nachdem sie in einem Fernsehbeitrag in Österreich thematisiert worden waren (siehe z.B. Vienna Online). Die nun wissenschaftlich veröffentlichten Resultate geben Hinweise darauf, dass sich das abgeschätzte Risiko an Tinnitus (innere Ohrgeräusche) zu erkranken nach mehr als vier Jahren Mobiltelefon-Nutzung fast verdoppeln könnte. Grundlage der Ergebnisse war eine Fall-Kontroll-Studie an 100 Tinnituspatienten. Das Erkrankungsrisiko war am höchsten an der Seite des Kopfes, an der das Handy bevorzugt benutzt wurde. Die statistische Sig-nifikanz der Risikoverdopplung nach vier Jahren Nutzung ist allerdings nur grenzwertig, d.h. schwach. Die Autoren schränken ein, dass neben den Hochfrequenzfeldern auch eine rein mechanische Beeinflussung des Blutstroms am Ohr beim Telefonieren als Ursache für den Effekt in Betracht kommt.
In zwei großen europäischen Forschungsprojekten, in denen nur kurzfristige Einwirkungen (bin 20 Minuten) auf die Hörorgane untersucht wurden (GUARD, EMFnEAR), stellte man generell keine Effekte der Mobil-funksignale fest. Auch in zwei Projekten des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms (Knipper, Münkner et al.) wurden keine entsprechenden Hinweise gefunden.
Bibliografie: Hutter et al., Occup. Environ. Med. 2010 June 23 [Epub ahead of print] Abstract

siehe auch:
Diskussion im hese-Forum
EMF-Portal

Sind Handy-Nutzer anfälliger für Tinnitus?

H. Lamarr @, München, Freitag, 09.07.2010, 11:39 (vor 5282 Tagen) @ Doris

Diskussion im hese-Forum

Köstlich! Ich finde die Demontagen von M. Hahn ausgesprochen vergnüglich, er hält seinen Kontrahenten breit grinsend aber gnadenlos den Spiegel vor, der sie als Irreführer zeigt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Ist diese Form der Studien-Publikation noch seriös?

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 01.07.2010, 19:02 (vor 5290 Tagen) @ Doris

... so Michael Kundi, Leiter des für die Untersuchung verantwortlichen Umwelthygiene-Instituts an der Uni Wien, am Donnerstagabend in der ORF-Sendung "Konkret".

Eigenartig, schon wieder diese Reihenfolge, erst Fernsehen, dann wissenschaftliche Publikation!

Das wird mir mehr und mehr suspekt. Mit seiner TV-Schachzug "Bei Anruf Smog" hatte 2003 einst Prof. Prof. A. ein Meisterstück in öffentlicher Beunruhigung abgeliefert. Das Problem bei dieser Reihenfolge liegt mMn auf der Hand: Es lässt sich eine Botschaft ohne jeden qualifizierten Widerspruch breit unters Volk bringen. Sie dort nachträglich wieder raus zu bringen, ist schier unmöglich. Im Extremfall kann eine derart vermarktete Studie aber sogar so schlecht sein, dass sich kein Fachblatt findet, sie zu publizieren. Die Öffentlichkeit erfährt dann davon selbstverständlich nichts mehr - sie bleibt in falschem Glauben.

Aus meiner Sicht ist dieses Verfahren wegen des genannten Risikos unseriös, 2003 war das natürlich noch nicht so, damals war ich davon begeistert, dass ich als Sendemastengegner via TV Vollkost bekam. Allerdings kann ich mit meiner Einschätzung auch völlig daneben liegen, da ich über die Gepflogenheiten im Wissenschaftsbetrieb nicht viel weiß. Ich glaub', ich werde in dieser Frage mal ein paar Stimmen vom Fach einholen.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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