Warum das Mastenschieben kontraproduktiv ist (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 19.05.2010, 01:49 (vor 5312 Tagen)

Fast alle Bürgerinitiativen (BI) wollen immer nur das eine: Den geplanten Masten möglichst weit weg von der eigenen Behausung schieben. Verständlich, nachdem auf einschlägigen Seiten ja nachzulesen ist, dass mit dem näher rücken eines Masten Pest & Cholera einher gehen. Doch die Rechnung geht nicht auf, sie ist sogar kontraproduktiv, also zum Schaden der Anwohner. Warum dies so ist, macht folgende Grafik deutlich, die exemplarisch zeigt, wie sich mit wachsendem Abstand zu einem Sendemasten einerseits dessen Feldstärke verringert (schwarze Kurve), andererseits aber der SAR-Wert von Handys erhöht (blaue Kurve):

[image]

Bildquelle: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit

Bei diesem Beispiel, es kann je nach Situation durchaus auch anders gelagerte Fälle geben wobei die Grundaussage jedoch immer gleich bleibt, bei diesem Beispiel also ist der optimale Abstand zu einem Sendemasten bei 100 bis 200 Meter. Wird der Abstand z.B. durch Betreiben einer BI nun auf 600 Meter oder mehr vergrößert, ändert dies an der Funkbelastung durch den Sendemasten nur sehr wenig. Dafür steigt aber die Funkbelastung beim telefonieren mit einem Handy sehr stark an, da das Handy mit wachsendem Abstand zum Mobilfunkmasten der Basisstation die Sendeleistung hoch regeln muss, damit die Verbindung nicht abreißt.

Wer also Mobilfunkmasten vor die Tore der Stadt schiebt, wird mit einer bescheidenen Reduzierung der Dauerbefeldung durch den Masten belohnt. Die Zeche aber zahlen alle, die ein Handy haben und es auch benutzen. Zwar gibt es nach dem gestern publizierten Interphone-Abschlussbericht keine konkreten Hinweise, dass Handys Kopftumoren bewirken können, aber es muss ja nicht gleich das Schlimmste eintreten. Bis auf weiteres kann es daher nicht schaden, vorsorglich die Funkfeldeinwirkung bei Handys gering zu halten. Das einfachste Mittel dafür ist, Masten in Wohngebieten zu dulden, denn die Angst vor ihnen ist faktisch nicht begründbar und mMn nur dem dumpfen Unbehagen geschuldet, das von interessierter Seite mit einer endlosen Folge von Horrormeldungen und Gruselgeschichten am Leben erhalten wird.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
SAR-Wert, Schaden, Funkbelastung

Warum die derzeitige Infrastruktur nicht mehr zeitgemäß ist

Sparco, Mittwoch, 19.05.2010, 11:30 (vor 5311 Tagen) @ H. Lamarr

Warum die derzeitige Funkinfrastruktur nicht mehr zeitgemäß ist:

Typ. Szenarien:

a)
Der/Die Geschäftsreisende: Mobil telefonierend aus dem Auto heraus auf der Autobahn bzw. aus dem ICE, in letzterem darfs auch gerne mal ein E-Mail checken sein.

b)
Business-Nutzer:
Gespräche bzw. Datenverkehr aus Gebäuden heraus bzw. in diese „hinein“.

c)
Der Otto-Normal-Nutzer „jung und frei“:
Bildchen, Videos, Musik und Text übertragen, auch mal ein wenig quatschen -
wenn nicht „in“ dann befindet man sich vor Gebäuden bzw. Szene-Spots. Immer öfter ohne Festnetzanschluss.

d)
Der Otto-Normal-Nutzer:
Hat sein Handy „zur Sicherheit“ dabei, allgem. wenig Gesprächsaufkommen – geringe Anforderungen.


Generell:
Wie schon hier http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=24457 geschrieben, so findet die mobile GSM/UMTS Kommunikation zu 70% „indoor“ statt – (wahrscheinlich ist die Zahl mittlerweile höher).

Wozu flächendeckend die Landschaft mit hochkapazitiven und (innerhalb der Zelle) „reichweitenstarken“ Sendern überziehen ?
Hotspot’s bzw. die Umgebung in und vor Gebäuden müssen lokal versorgt werden – für die Fläche is eine moderate Infrastruktur im niedrigen Frequenzbereich sinnvoll und ausreichend - damit ist dann der „Mast außerhalb der Wohnquartiere“ gemeint.

Mittelfristig kann eigentlich auch der „Rundfunk“, also z.B. Fernsehen über DVB-T bzw. UKW-Radio, entfallen.
Statt DVB-T schnelles Internet (Thema: 100 MBit/s für alle !).
Statt UKW Internet bzw. das pushen ganzen Sendungen aus z.B. Ampeln oder beim Tankstopp oder an Autobahnbrücken (via Kurzstrecken-Funk oder optisch im Gbps-Tempo).

Mit freundlichem Gruß
Sparco

Tags:
Hotspot, Festnetz

Warum die derzeitige Infrastruktur nicht mehr zeitgemäß ist

underground, Mittwoch, 19.05.2010, 14:39 (vor 5311 Tagen) @ Sparco

Mittelfristig kann eigentlich auch der „Rundfunk“, also z.B. Fernsehen über DVB-T bzw. UKW-Radio, entfallen.
Statt DVB-T schnelles Internet (Thema: 100 MBit/s für alle !).
Statt UKW Internet bzw. das pushen ganzen Sendungen aus z.B. Ampeln oder beim Tankstopp oder an Autobahnbrücken (via Kurzstrecken-Funk oder optisch im Gbps-Tempo).

Mit freundlichem Gruß
Sparco

...und wer soll das Ganze bezahlen, wenn die Betreiber seitens der EU dazu gezwungen werden, Preise anzubieten, die kaum noch kostendeckend sind.
Immer schneller, immer besser und immer billiger, das geht auf Dauer eben nicht.

Geiz-ist-geil führt eben dazu, dass technisch sicher mögliche Investitionen nicht getätigt werden.

Warum die derzeitige Infrastruktur nicht mehr zeitgemäß ist

Kuddel, Mittwoch, 19.05.2010, 20:37 (vor 5311 Tagen) @ Sparco

Mittelfristig kann eigentlich auch der „Rundfunk“, also z.B. Fernsehen über DVB-T bzw. UKW-Radio, entfallen.

Wie soll das gehen ?

Statt DVB-T schnelles Internet (Thema: 100 MBit/s für alle !).

Bitte ?

Beim Rundfunk gibt es pro 1 Sender tausende Zuhörer.
Beim Rundfunk per Mobilfunk hätte dann jeder Zuhörer einen eigenen "Sender", und der selbe Inhalt würde einige tausendmal gesendet. Das wäre völlig unsinnig.

DVB-T ermöglicht zudem Gleichwellennetze, was die spektrale Effizienz speziell für flächendeckende Aussendungen unschlagbar werden läßt.

Beim Funk handelt es sich um ein "shared medium", d.h. alle Nutzer teilen sich die verfügbaren Frequenzen. Für garantierte 100Mbit/s pro Nutzer wäre das verfügbare Spektrum bei weitem nicht ausreichend.
WLAN nach 802.11n (Mimo 2 Streams) ist bezüglich der Spektralen Effizienz recht aktuell und es werden etwa 100Mbit/s (Netto) erreicht, wobei dann aber gleich 40 MHz Spektrum komplett ausgelastet sind.
Sobald Interferenzen ins Spiel kommen (z.B. Nachbar nutzt gleichen Kanal => "RE-Use") ist es vorbei mit den 100Mbit/s.
Extrembeispiel: Soll ein Hochhaus mit 50 Nutzern mit je 100Mbit/s "von außen" versorgt werden, weil alle Ihr Lieblingsprogramm in HD-TV per IP-TV sehen wollen, wäre mindestens 1 GHz Spektrum erforderlich.

Funkfrequenzen müssen mobilen Anwendungen vorbehalten bleiben, da sich das verfügbare Spektrum nicht beliebig vermehren läßt.

Ich bin für eine zweckgebundene Abgabe auf per Mobilfunk übertragenes Datenvolumen. Die Einnahmen sollten zum Ausbau des Festnetzes (Glasfaser) verwendet werden. Es hindert ja niemand die Mobilfunkunternehmen daran, sich im Festnetzbereich zu engagieren, so dass die Abgabe im Unternehmen bleiben kann.

Tags:
Glasfaser

Warum die derzeitige Infrastruktur nicht mehr zeitgemäß ist

Sparco, Mittwoch, 19.05.2010, 22:11 (vor 5311 Tagen) @ Kuddel

OK, dann geh’ ich etwas ins Detail:
Wir schreiben das Jahr 2016, Samstag Abend „Wetten, dass..!“, die meisten Haushalte sind mit 100 MBit/s (über xDSL und FTTx) ans Festnetz „angebunden“ (denn Angela und Wolfgang hatten zuvor einige Mrd. für den Breitbandausbau locker gemacht).
Hochkapazitive Netzelemente (sehr nahe an den Haushalten) übernehmen die Terminierung aus dem Backbone der Provider und sind intelligent genug, die Top-Inhalte (in Anzahl, Content und Traffic) bereitzuhalten/zwischenzuspeichern/zu streamen – ein Unicast sozusagen.

Ich schrieb „Statt DVB-T schnelles Internet (Thema: 100 MBit/s für alle !)“ damit war natürlich Wireline nicht Wireless gemeint – drahtlos wird es, wenn z.B. jemand partout die Bayern3-quassel-Radio-Show im Auto hören möchte. Ein kurzer Ampel-Stop und die Stunde blabla ist aus der Ampelanlage heraus ins Auto gepusht.


Schönen Abend noch
Sparco

Tags:
DVB-T

Warum die derzeitige Infrastruktur nicht mehr zeitgemäß ist

Kuddel, Donnerstag, 20.05.2010, 19:49 (vor 5310 Tagen) @ Sparco

Oh, dann war das wohl ein Mißverständnis.
Dass Sie Wireline meinten, ging aus Ihrem Text nicht eindeutig hervor.

Wenn im Szenario 2016 alle nur noch Rundfunk per Internet hören, hat die Big-Brother-Industrie nahezu den Endausbau erreicht.
100%ige Kontrolle, wer welche Sendung hört oder schaut.

Dann noch "intelligente Stromzähler" = 100%ige Kontrolle wann jemand zu hause ist, ein Bad nimmt, die Kaffeemaschine betätigt...

Es folgt die staatlich verordnete Vorratsdatenspeicherung für Zugriffe auf den Internetrundfunk und den Stromzähler, um "Terrorgefahren" und "Kinderpronographie" vorzubeugen...
Die Datenbanken werden natürlich derart abgesichert, daß die Bundepolizei nur mit 10-facher richterlicher Genehmigung Einsicht nehmen darf, während Kriminelle Subjekte, Versicherungen, Werbeindustrie und Google die Vorratsdaten auf den Cayman Islands für'n Zehner beim Datengroßhändler einkaufen...

Brave new world...

Tags:
Vorratsdatenspeicherung, Polizei

Warum der Rundfunk entfallen kann

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 19.05.2010, 22:16 (vor 5311 Tagen) @ Kuddel

Mittelfristig kann eigentlich auch der „Rundfunk“, also z.B. Fernsehen über DVB-T bzw. UKW-Radio, entfallen.

Wie soll das gehen ?

Kürzlich habe ich mich für einen DVB-T-USB-Stick nach einer Software umgesehen. Da war dann eine eierlegende Wollmilchsau dabei, die wird mit allem fertig: DVB-T und Digitalradio via Antenne + TV und Radio via Internet, alles zusammen tausende von Sendern. Funktioniert hat sie bei mir allerdings nicht. Im Prinzip könnte aber via Internet jeder lokale Zwergensender globale Reichweite erlangen und seine Programme, egal ob TV oder Radio, dem Weltpublikum zur Verfügung stellen. Und was über WLAN geht, müsste über Mobilfunk ebenso gehen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Warum der Rundfunk entfallen kann

Kuddel, Donnerstag, 20.05.2010, 19:53 (vor 5310 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Donnerstag, 20.05.2010, 20:23

Im Prinzip könnte aber via Internet jeder lokale Zwergensender globale Reichweite erlangen und seine Programme, egal ob TV oder Radio, dem Weltpublikum zur Verfügung stellen. Und was über WLAN geht, müsste über Mobilfunk ebenso gehen.

Ist seit Jahren Realität.

www.shoutcast.com ...tausende Internet.Rundfunksender

Man kann solche Radios auch als eigenständiges Gerät kaufen ( z.B. DNT IPDIO) und das funktioniert schon seit Jahren problemlos...man sollte allerdings eine Flatrate haben..

Ich habe nur die Befürchtung...wenn das alle machen....wirds eng mit dem vorhandenen Datennetz...

12 Stunden IP-Telefonieren ca 20 Mbyte Datenvolumen
12 Stunden Internet Radio-hören => ca 500 Mbyte Datenvolumen...
Einen einzigen IP-TV-Film (2 Stunden) in HD schauen => ca 3500 Mbyte Datenvolumen

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