19.11.2004: Bericht von der Veranstaltung in Bamberg

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 24.11.2004, 23:17 (vor 7617 Tagen)

Mobilfunkgegner machen mobil:

Ärzte und Betroffene berichten über krankmachende Strahlen und fordern Untersuchungen

"Seit Anfang des Jahres schlafen meine Familie und ich nur noch im Keller auf knapp 60 Quadratmetern Wohnfläche, weil hier die Strahlung - ausgehend von einen in unmittelbarer Nachbarschaft stehenden Mobilfunkmast - noch am geringsten ist”, klagte Olaf Kind, einer der Betroffenen, die gemeinsam mit Ärzten in der Dominikanerbibliothek an die Öffentlichkeit gingen und sich vehement gegen Ausweitung der Mobilfunkmasten einsetzten. "Wir wollen mit unserer Veranstaltung vor allem Betroffene selbst zu Wort kommen lassen und damit die Schädlichkeit der Mobilfunkstrahlen aufzeigen”, erklärte Mitorganisatorin Dr. Cornelia Waldmann-Selsam in der sehr gut besuchten ehemaligen Bibliothek des Dominikanerklosters. Durch gezielte Schilderungen von Betroffenen und Ärzten wolle man in der Öffentlichkeit auf die großen Gefahren der Mobilfunktechnologie sowie der Schnurlostelefone aufmerksam machen und "mit aller Kraft einen weiteren Ausbau der Antennen verhindern”.

Vielerlei Schäden
Schließlich, so hörte man im Laufe der dreistündigen Veranstaltung, seien die unfreiwilligen gesundheitlichen Schäden unglaublich groß: Sie reichen unter anderem von Kopfschmerzen, über Schlafstörungen bis hin zu Unruhe, Konzentrationsstörungen und Herzrasen. Dies alles wurde genauestens beschrieben von Menschen, die unfreiwillig den Strahlen eines Mobilfunkmastes ausgesetzt waren. Im nachfolgenden einige Auszüge von den teils drastischen Schilderungen - unzensiert und vor allem unkommentiert:

"Seit gut einem Jahr befindet sich ein Mobilfunkmast der Firma t-mobile in unmittelbarer Nähe unseres Wohnhauses in Naußlitz (bei Dresden) und seitdem leidet unsere sechsköpfige Familie enorm unter der Belastung durch die Strahlen", berichtete Olaf Kind. Vorher nie gekannte Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Unruhe, Herzrasen, Müdigkeit sowie große Appetitlosigkeit seien nur einige der aufgetretenen Symptome. All diese Erkrankungen führte Olaf Kind eindeutig auf den ausstrahlenden Mobilfunkmasten zurück. Denn als die Familie im Urlaub verweilte, waren alle krankhaften Symptome wie weggeblasen. Doch gleich nach der Rückkehr in ihr "mit Strahlen belastetes Haus" war alles beim alten - vielmehr kehrten die Symptome mit doppelter Wucht zurück.

Trotz einer amtlichen Bescheinigung von der Krankenkasse, welche den angegriffenen Gesundheitszustand der Familie bestätigt, und obwohl auch die Nachbarn unter den Folgen der permanenten Strahlung des Mobilfunkmastes leiden, werde, so Kind weiter, von behördlicher Seite nichts unternommen. Sprüche wie "Ein bedauerlicher Einzelfall" oder "Formell ist alles in Ordnung, da die Grenzwerte nicht überschritten wurden" kann er und seine Familie nicht mehr hören. Für ihn ist der Werbeslogan des Mobilfunkbetreibers "For a better world for you" nur noch blanker Hohn und Kind sieht sich und seine Familie in Stich gelassen. Selbst die Vögel, die seit Jahren im heimischen Garten genistet haben, hätten inzwischen Reißaus genommen und sich andere Nistplätze gesucht.

Ähnlich wie Kind erging es auch Gabrielle Zieglschmid aus Memmelsdorf. Zwei Jahre lang litt sie mit ihrer Familie unter Müdigkeit, großen Kopfschmerzen, Schlafstörungen sowie Depressionen und dies obwohl solche Dinge in ihrer Familie nie ein Problem gewesen waren. "Am Schluss gingen Pflanzen ein, waren wir unglaublich aggressiv und fühlten uns nachts beim schlafen, als wenn wir die Hand in der Steckdose hätten", schilderte Zieglschmid. Auch bei ihr und ihrer Familie trat erst dann eine Linderung ein, als sie im Urlaub verweilten. Zwei Jahren litten sie an den immer stärker werdenden Symptomen, bis sie durch Zufall vom Mobilfunkmasten in der Nachbarschaft erfuhren. Sofort beschlossen sie, diesem den Rücken zu kehren und zogen nach Bamberg. Doch hier kamen sie sprichwörtlich vom Regen in die Traufe. Denn in ihrer neuen Heimat am Paradiesweg plane, so Zieglschmid weiter, das BRK die Errichtung eines Mobilfunkmastes.

Eigeninitiative gefragt
Im Laufe der Veranstaltung meldeten sich immer mehr Betroffene zu Wort und schilderten ihre Erfahrungen, die sie mit den Mobilfunkstrahlen gemacht hatten, und berichteten wie sie durch Unterschriftensammlungen und an die Öffentlichkeit gehen sich gegen die Mobilfunkbetreiber zur Wehr setzen.

Den Abschluss bildete der Vortrag von Dr. Horst Eger, in dem er aufzeigte, dass schon in den Zwanzigern und Sechzigern Untersuchungen zu elektromagnetischen Strahlen durchgeführt wurden. Sie zeigten, dass dauerbestrahlte Tiere Schäden davontrugen, sogar in kürzester Zeit starben. Zudem kritisierte er fehlende bzw. in falsche richtunggehende Forschungen: "Würde man nicht ständigen die falsche Richtung forschen oder gar Forschungsanträge oft niederlegen, könnten wir einen Schritt weiter seien", klagte Eger.

"Betroffene müssen sich deshalb zusammentun und die Sache selbst in die Hand nehmen", resümierte Cornelia Waldmann-Selsam. Deshalb sollten sich in den nächsten Tagen alle Betroffenen, die in unmittelbarer Nähe eines Mobilfunkmastes leben, für eine Messung bei ihr unter der Telefonnummer 0951/12300 melden. Harald Rieger

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