Antenne in der Kirche

Karl, Dienstag, 14.09.2004, 08:44 (vor 7183 Tagen)

Norderstedt 14.09.2004
Hamburger Abendblatt

Mobilfunk - Der Propst schaltet sich ein
Henstedt-Ulzburg: Nach dem Krach um die Antenne in der Erlöserkirche fordert der Geistliche, offensiv mit dem sensiblen Thema umzugehen.

Von Jörg Malitzki

/Kaltenkirchen - Der Druck auf die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde in Henstedt-Ulzburg wächst. Wenige Tage, nachdem bekannt geworden ist, dass bereits vor vier Jahren eine Mobilfunkantenne im Turm der Erlöserkirche an der Kisdorfer Straße errichtet wurde, hat Propst Stefan Block (45) die Henstedter jetzt aufgefordert, von sich aus mit Anwohnern und Kirchgängern über ihre Entscheidung zu sprechen: "Mein Rat an die Gemeinde ist, offensiv mit der Angelegenheit umzugehen und zu erklären, warum sie das gemacht hat."

Damit schließt sich der mächtigste Mann im Kirchenkreis Neumünster, zu dem auch Henstedt-Ulzburg gehört, in einem wesentlichen Punkt der Kritik der Nachbarn an, die insbesondere die Geheimniskrämerei in der von Pastor Lars Reimann (37) geführten Erlöserkirche bemängeln. Wie berichtet, hatte der Kirchenvorstand 2000 dem Antrag des Mobilfunkbetreibers Viag Interkom (heute O2) stattgegeben, gegen Zahlung von 4000 Euro jährlich im Turm des Gotteshauses eine Antenne einzubauen, diese Entscheidung aber lange vor der Öffentlichkeit verschwiegen.

Obwohl der Kirchenvorstand nicht gesetzlich verpflichtet ist, die Gemeindemitglieder darüber zu informieren, hält der Propst dies im Nachhinein für einen Fehler: "Das war damals sicherlich ein Versäumnis." Er appelliert daher an die Verantwortlichen vor Ort, dies jetzt umso intensiver nachzuholen: "Sucht das Gespräch mit den Betroffenen!"

Bei Annemarie Winter (56), der Vorsitzenden des Henstedt-Ulzburger Kirchenvorstandes, findet der Vorstoß Anklang: "Wenn die Anwohner es möchten, machen wir einen Treff und laden dazu auch einen Vertreter von O2 ein." Pastor Reimann, der im Gegensatz zu Winter bereits vor vier Jahren Mitglied des Kirchenvorstandes war und damals selbst für die Antenne im Turm gestimmt hatte, geht nach der Kritik an seinem Verhalten hingegen auf Tauchstation: "Ich werde mich dazu nicht mehr äußern."

Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel der Kirchengemeinde in Kaltenkirchen. Dort hat ebenfalls ein Mobilfunkbetreiber nachgefragt und möchte eine UMTS-Antenne im Turm eines Gotteshauses unterbringen. Im Mittelpunkt des Interesses steht die Michaeliskirche, also jener imposante Bau, der sogar auf dem Stadtwappen zu sehen ist. Um die Tragweite der Entscheidung wissend, hat der Kirchenvorstand um seinen Vorsitzenden Pastor Wolfgang Schulz (51) bereits im Frühjahr eine Gemeindeversammlung abgehalten, zu der auch Anwohner kommen konnten.

Seit einiger Zeit häufen sich die Anfragen der Antennenbetreiber

"Der Diskussionsprozess ist noch nicht abgeschlossen", berichtet Schulz. Er geht aber davon aus, dass spätestens Ende des Jahres klar sein wird, ob im Turm der Michaeliskirche eine UMTS-Antenne eingebaut werden darf oder nicht. Welche Variante er selbst präferiert, will Schulz nicht öffentlich sagen: "Ich möchte die Entscheidung nicht auf diese Weise beeinflussen."

Mit ihrer Herangehensweise, Gemeindemitglieder und Nachbarn einzubeziehen, halten sich die Kaltenkirchener zudem an die Vorgaben der Nordelbischen Kirche. Zwar ist es allein den örtlichen Kirchenvorständen vorbehalten, über Zustimmung oder Ablehnung einer Mobilfunkanlage auf ihren Gebäuden sowie über das damit zusammenhängende Prozedere zu befinden. Doch seit einiger Zeit häufen sich die Anfragen der Antennenbetreiber, weil diese ihre UMTS-Technik möglichst bald flächendeckend anbieten wollen. Das Baudezernat Nordelbiens hat deshalb eine Liste von Empfehlungen für die einzelnen Kirchengemeinden erstellt.

Dazu gehört insbesondere der Ratschlag, das Thema in einer Gemeindeversammlung anzusprechen. Wilhelm Poser, der Leiter des Baudezernats, bringt die Sache auf den Punkt: "Wenn man eine Antenne aufstellen will, sollte man das ruhig öffentlich sagen - und zwar schon vorher."

erschienen am 9. September 2004 in Norderstedt

Anderswo hatte dies zur Folge, das die Bürger den Kirchen mit Austrittserklärungen kamen.
Ist ein Rechenexempel, ob die 4000 Euro im Jahr höher sind als die eingenommen Kirchensteuer der Mitglieder.


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