Dokumentarfilm (Allgemein)

Realist, Freitag, 06.11.2009, 10:30 (vor 5526 Tagen)

Sonntag, 15. November 2009 um 23.45 Uhr
Wiederholungen:
21.11.2009 um 05:00
Flüchtlinge vor einer strahlenden Welt
(Finnland, 2009, 59mn)
ARTE / YLE
Regie: Jussi Eerola

Die Zunahme von Mobiltelefonen und anderen schnurlosen Technologien lässt
auch die Belastung der Umwelt durch elektromagnetische Strahlung steigen.
Immer mehr Menschen reagieren mit Krankheitssymptomen auf diese Strahlung.
Doch Elektrosensibilität ist als Krankheit nicht anerkannt. Der finnische
Regisseur Jussi Eerola hat elektrosensible Menschen in ihrem Alltag
begleitet. ARTE zeigt diese Sendung innerhalb des Themenschwerpunkts
"Wissenschaft im Fokus".

Elektrosensibilität ist eine Begleiterscheinung der modernen,
übertechnisierten Welt. Elektronsensible Menschen können keine Computer,
Mobiltelefone, öffentliche Verkehrsmittel und elektrische Haushaltsgeräte
benutzen. Sie können weder in den Supermarkt, noch ins Kino oder an andere
öffentliche Orte gehen, ohne unter schwerwiegenden Symptomen zu leiden.
Dennoch ist Elektrosensibilität nicht als Krankheit anerkannt. Als Ursache
für die Symptome werden im Allgemeinen psychische Probleme verantwortlich
gemacht.
Der finnische Filmemacher Jussi Eerola zeigt in seinem Dokumentarfilm, wie
drei elektrosensible Menschen versuchen, in einer Welt zurechtzukommen, in
der es aufgrund von Schnurlos-Technologie und elektrotechnischen Anlagen
auch immer mehr elektromagnetische Felder gibt. Bei der Beobachtung des
Alltags dieser Menschen wird deutlich, dass ihre Suche nach einem Ort, an
dem sie glücklich und sicher leben können, das Anliegen aller sein sollte.
Gleichzeitig zeigt der Film den Zusammenhang zwischen der rasanten
technologischen Entwicklung und der Vorherrschaft von Marktinteressen auf.
"Flüchtlinge vor einer strahlenden Welt" ist der erste Dokumentarfilm des
bekannten finnischen Spielfilmregisseurs Jussi Eerola.

Quelle: arte

Dokumentarfilm

Sparco, Mittwoch, 09.12.2009, 21:39 (vor 5493 Tagen) @ Realist

Der Film ist auf http://www.youtube.com/watch?v=CB-FpWXX8oM , in 6 Teile gesplittet, zu sehen.

Die „Mikrowatt“ im Untertitel sollen µW/m² sein – ansonsten beeindruckend.

Gruß
Sparco

Dokumentarfilm

AnKa, Mittwoch, 09.12.2009, 22:27 (vor 5493 Tagen) @ Realist

Elektrosensibilität ist eine Begleiterscheinung der modernen,
übertechnisierten Welt. Elektronsensible Menschen können keine Computer,
Mobiltelefone, öffentliche Verkehrsmittel und elektrische Haushaltsgeräte
benutzen.

Diese Schilderungen von Leuten, die ja demnach kraft ihrer Darstellungen behaupten, sie spürten die Auswirkungen elektromagnetischer Felder, deuten wohl eher auf eine soziale Phobie hin.

In Blindversuchen scheiterten Menschen, die sich als "Elektrosensible" bezeichnen, bislang immer wieder am Nachweis ihrer Behauptung. Inwieweit der Film in dieser Hinsicht um Objektivierung bemüht ist, wäre zu untersuchen.

Manche Menschen fühlen sich nicht wohl, wenn technische Geräte, Maschinen und sonstige Apparate, um sie herum in Bewegung sind, brummen oder surren. Das Reaktionsmuster der "Elektrosensiblen" ist so neu nicht. Und Sensationshascherei ist nicht unbedingt "Dokumentation".

--
"Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere." (Groucho Marx)

Dokumentarfilm

Realist, Donnerstag, 10.12.2009, 12:01 (vor 5492 Tagen) @ AnKa

Inwieweit der Film in dieser Hinsicht um Objektivierung bemüht ist, wäre zu untersuchen.
Manche Menschen fühlen sich nicht wohl, wenn technische Geräte, Maschinen und sonstige Apparate, um sie herum in Bewegung sind, brummen oder surren. Das Reaktionsmuster der "Elektrosensiblen" ist so neu nicht. Und Sensationshascherei ist nicht unbedingt "Dokumentation".

Sie haben Recht: Sensationshascherei ist nicht unbedingt Doku. Um "Objektivierung" geht es in Dokumentationen aber auch nicht. Das können Sie von Tagesschau-Berichten einfordern.
Da Sie die Doku offenbar nicht angeschaut haben, erübrigen Spekualtionen ohnehin.

Melancholie-Film

Kuddel, Mittwoch, 09.12.2009, 22:56 (vor 5493 Tagen) @ Realist
bearbeitet von Kuddel, Mittwoch, 09.12.2009, 23:16

In der Tat macht der Film den Zuschauer sehr betroffen.


Folgendes ist mir aufgefallen:

Die extrem melancholisch wirkende Sprechweise der Interviewpartner.

Filmumgebung:
Ausnahmslos Regenwetter, Grautöne, wenig Licht, abblätternde Farben, dunkler Wald, Keller, Trostlosigkeit

Das "gehobene" Alter der Betroffenen (50+)

Die "bedrohliche", melancholisch wirkende Musikuntermalung mit sehr tieffrequenten Tönen => Baßgeige, Brummtöne, dazwischen auch oberschwingunsreiche Töne einer fehlgestimmten Violine..

Alle Betroffenen "reagieren" auf niederfrequente und hochfrequente elektromagnetische Felder, unabhängig von deren Charakteristik und egal ob Starkstromleitung, Lampen, Küchenherd, Radar, Basisstation, Bündelfunk..

Alle Betroffenen fürchten "für verrückt gehalten zu werden".

Alle Betroffenen leiden grundsätzlich auch bei schwächsten (=keinen) Feldern, allerdings nach eigener Aussage weniger, als bei stärkeren Feldern.

Alle Betroffenen haben ein Elektrosmog-Meßgerät derselben Marke (fast schon Schleichwerbung), wobei grundsätzlich der akustische Feldstärkeindikator eingeschaltet ist.

Das aufdringliche, Geigerzähler-ähnliche "Knattern" dieses Meßgerätetyps ist vermutlich Absicht ("Strahlung" !!!) und wird intern künstlich durch eine elektronische Kippschaltung erzeugt.
Es gibt nicht den eigentlichen Klang (Hüllkurve) der Modulation wieder und ist immer konstant laut.

Selbst kürzeste HF-Pulse (Transienten durch Lichschalter im Millisekundenbereich) führen bei diesem Gerätetyp zu einem künstlich auf Sekunden verlängerten Knattergeräusch.

Ein Baubiologe agiert im 5.Teil wie ein Arzt der einem Patienten eine Diagnose mitteilt.
Der Baubiologe hat seine Meßergebnisse externen "Experten" in Rußland geschickt "um sich abzusichern keinen Fehler gemacht zu haben".
Die externen Experten bestätigen anhand der baubiologischen Unterlagen "extrem stark Werte", "10 mal mehr als normal", "Regelungsmechismus beim Herzen außer Kraft gesetzt", "gefährlich", "sollte abschirmen"...

Hoffnungslosigkeit wohin man schaut.
[image]

Mich schüttelt's.

Ein fröhlicher, vor Optimismus strotzender 50er Jahre Klamauk-Film, z.B. mit Peter Alexander, wäre ein guter Ausgleich nach dieser schweren Kost.

Sensationshascherei

AnKa, Mittwoch, 09.12.2009, 23:46 (vor 5493 Tagen) @ Kuddel

Folgendes ist mir aufgefallen:

Das "gehobene" Alter der Betroffenen (50+)

Alle Betroffenen "reagieren" auf niederfrequente und hochfrequente elektromagnetische Felder, unabhängig von deren Charakteristik und egal ob Starkstromleitung, Lampen, Küchenherd, Radar, Basisstation, Bündelfunk..

Alle Betroffenen fürchten "für verrückt gehalten zu werden".

Alle Betroffenen leiden grundsätzlich auch bei schwächsten (=keinen) Feldern, allerdings nach eigener Aussage weniger, als bei stärkeren Feldern.

Es ist halt eine Vorführung. Früher gab es das auf Jahrmärkten: Skurril wirkende Menschen wie die "Dame ohne Unterleib", Personen mit absonderlich wirkenden Behinderungen und Gebrechen, Kleinwüchsige etwa oder Menschen mit körperlichen Verwachsungen wurden ausgestellt, um bei den "Normalen" den rechten Grusel zu erzeugen. Im modernen Zeitalter sind eben "Elektrosensible" eine Attraktion. Jedenfalls, sofern man sie nicht in Foren beim Diskutieren erlebt, da sind sie bloß Nervensägen.

Also ich denke, da geht es um schlichten Sensationsjournalismus.

--
"Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere." (Groucho Marx)

Wissenschaft im Fokus ?

Kuddel, Donnerstag, 10.12.2009, 00:11 (vor 5493 Tagen) @ Realist

ARTE zeigt diese Sendung innerhalb des Themenschwerpunkts "Wissenschaft im Fokus".

Es handelt sich um eine nachdenklich stimmende Dokumentation über "Betroffene", ihr Leben mit Meßgeräten und Abschirmmaßnahmen, ihre melancholische Stimmungslage und ihre Lebenseinschränkungen.

Aber an welcher Stelle kommt in dem Film die "Wissenschaft" in den Fokus ?

Etwa an der Stelle, wo der Baubiologe seine Meßergebnisse russischen Experten zuschickt, und diese aus der Ferne dem Betroffenen die Elektrosensibilität bescheinigen ?

Wissenschaft im Fokus ?

charles ⌂ @, Donnerstag, 10.12.2009, 13:07 (vor 5492 Tagen) @ Kuddel

ARTE zeigt diese Sendung innerhalb des Themenschwerpunkts "Wissenschaft im Fokus".


Es handelt sich um eine nachdenklich stimmende Dokumentation über "Betroffene", ihr Leben mit Meßgeräten und Abschirmmaßnahmen, ihre melancholische Stimmungslage und ihre Lebenseinschränkungen.

Aber an welcher Stelle kommt in dem Film die "Wissenschaft" in den Fokus ?

Etwa an der Stelle, wo der Baubiologe seine Meßergebnisse russischen Experten zuschickt, und diese aus der Ferne dem Betroffenen die Elektrosensibilität bescheinigen ?

Wer soll denn Ihrer Meinung nach die Elektrosensibilität bescheinigen ?

--
Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

Wissenschaft im Fokus ?

Kuddel, Donnerstag, 10.12.2009, 21:05 (vor 5492 Tagen) @ charles
bearbeitet von Kuddel, Donnerstag, 10.12.2009, 21:37

Wer soll denn Ihrer Meinung nach die Elektrosensibilität bescheinigen ?


Erst einmal nicht Baubiologen oder dubiose "Russen" ,welchen man ein paar Meßergebisse zuschickt, und die dann aus der Ferne eine Diagnose stellen, ohne dem Experiment beigewohnt zu haben.

Die Person/Gruppe, die E-Sensibilität bescheinigt, müßte über verschiedene Qualifikationen verfügen:

Softskills:
- Unvoreingenommenheit, sachliche Herangehensweise, selbstkritische Haltung
- Fähigkeit, Confounder zu entdecken und richtig zu bewerten
- Kommunikationsfähigkeit, um mit anderen Experten interdisziplinär zusammen zu arbeiten

Hardskills:
- Medizinische Ausbildung: Verständnis biologischer Abläufe, Hormone, Stoffwechsel...
- Physikalisches Verständnis von Elektromagnetischen Feldern, deren Entstehung und Ausbreitung
- Kenntnisse in Statistik, um Zufallstreffer von signifikanten Ergebnissen unterscheiden zu können
- Psychologische Ausbildung, um z.B. Angst- und Erregunszustände zu erkennen und als Konfounder ausschließen zu können
- Kenntnis der aktuellen Forschung
- Sollte saubere Dokumentation beherrschen
- Ergebnisse sollten durch ein unabhängiges Team replizierbar sein

All dieses wird man selten in einer Person vereinigt finden. Es müßte vermutlich ein Team sich ergänzender Kompetenzen sein, welche alle dem Versuch beiwohnen.

Zugegeben, die "Latte" hängt ziemlich hoch. Sobald der Weg jedoch einmal geebnet ist, könnte das Expertenteam Kriterien definieren, anhand welcher ES durch systematische Vorgehensweise (Untersuchungen) diagnostizierbar ist.
Solange der "Präzedenzfall" nicht mindestens einmal geschaffen ist, wird der Aufwand für eine Diagnose entsprechend hoch bleiben, oder aber die Diagnosemethode nicht allgemein anerkannt sein.

Tags:
Interdisziplinär, Confounder

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