Missing Link (Allgemein)

Alexander Lerchl @, Donnerstag, 26.11.2009, 11:36 (vor 5513 Tagen)

Als "Missing Link" bezeichtnet man fehlende Verbindungsglieder, z.B. in der Anthropologie die lange Zeit gesuchten und nun gefundenen Überreste von Frühmenschen.

Im Fall Tabak und Mobilfunk habe ich jetzt einen sehr interessanten Artikel aus 2001 vom Autor zugeschickt bekommen, der jede Menge Literaturhinweise und Verweise auf Tabak-Dokumente enthält. Herr Glantz war übrigens Ziel heftigster Angriffe durch die Tabakindustrie. (Der erste Artikel ist kostenfrei, der zweite leider nicht).

In dem ersten Artikel bin ich auf einen Link gestoßen, der auf die Strategie der Tabakindustrie verweist, wie sie mit dem Problem des Passivrauchens umgehen soll. Dieses Problem war und ist für die Tabakler riesig, weil a) weniger Leute rauchen (dürfen), b) die Steuern (politische gewollt) angehoben werden und c) immer mehr Prozesse von ihnen abzuwickeln sind.

In diesem Dokument nun ist zu lesen, welche Strategien benutzt werden sollten. Es handelt sich um ein Schriftstück aus dem Jahr 1994, in dem es um den Umgang mit der IARC ging, dem Widersacher der Tabakindustrie.

Auf den Seiten 6 und 7 stehen die interessanten Dinge.

Ziel: Verhindern ungünstiger Gesetzgebung.

Strategie (u.a.): Hinweise auf Mobiltelefone (EMF) und Bildschirme (UV) durch die GEP Lobby (GEP = "Good Epidemiological Practice"). Die GEP Richtlinien, ursprünglich von der chemischen Industrie entwickelt, wurden von der Tabakindustrie "adoptiert" und in ihrem Sinne adaptiert, um das lästige Problem mit dem Passivrauchen zu "erledigen" (im paper von Ong und Glantz auf S. 1750, rechte Spalte).

Das war schon 1994.

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Tags:
Tabakindustrie, Ablenkungsforschung

Linkhopping

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 26.11.2009, 12:31 (vor 5513 Tagen) @ Alexander Lerchl

Auf den Seiten 6 und 7 stehen die interessanten Dinge.

Damit wird von der Vermutung oder dem begründeten Anfangsverdacht eine gerade Linie zur Gewissheit gezogen.

Inzwischen bin ich sogar soweit, zu mutmaßen, dass sich das Ziel der Tabakler nicht allein auf interessensgelenkte Forschung über Gesundheitsrisiken des Mobilfunks beschränkt hat - *** -, sondern begleitend dazu auch die eine oder andere Website installiert wurde, um die Verbreitung gewünschter Botschaften nachhaltig zu fördern und Zweifel an den Botschaften zu zerstreuen. Und wenn ich mich nicht irre, sitzt eine dieser Websites in der Schweiz.

[Hinweis Admin: *** aus Rechtsgründen editiert am 28.07.10]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Missing Link - Zellstress 1.0

Sektor3, Freitag, 27.11.2009, 10:51 (vor 5512 Tagen) @ Alexander Lerchl

Das Thema "Wie die Tabakindustrie die 'EMF-Sau' durchs Dorf jagte" ist ganz schön komplex. Als Einstieg sind hier zwei Dokumente.


März 1991 Brief von (George Carlos Freund) Maurice LeVois
Auf Seite 4 steht, dass trotz des unverstandenen Mechanismusses eine krebserregende Wirkung von EMF real sei.

"The Agency then asserted that, based upon their qualitative interpretation of the combined EMF epidemiologic evidence, an association between EMF exposure and childhood leukemia is too consistent and convincing to be due to artifact, and that a carcinogenic EMF effect, though not understood, is indeed real."

Ansonsten ist der Tenor wie auf Seite 3, nämlich dass krebserregende Effekte von EMF aus den Perspektiven von Biologie, Toxikologie und Physik in hohem Maße unplausibel seien.

"In contrast to the EPA's interpretation*of the epidemiologic studies, all of the other chapters of the Agency's draft EMF risk assessment tend to undermine the conclusion that the observed epidemiologic association is evidence of a true carcinogenic EMF effect. Those chapters stress that such an effect is highly implausible from the perspectives of biology, toxicology, and physics."


Das zweite Dokument von 1992 faßt die beiden Aspekte in einem Satz zusammen und dokumentiert in einem weiteren Satz, wie die Tabakindustrie schon damals die Idee des Zellstresses in die wissenschaftliche Diskussion einbrachte.

In terms of Electric and Magnetic Fields (EMF), Dimitrios Trichopoulos could offer an interesting perspective on the epidemiology side, and I could contribute a talk along the following lines:
"Electric and Magnetic Fields from PowerLines : Health Hazard or Red Herring?"
"How Might Electromagnetic Fields Disrupt the Normal Functioning of Cells?"


Seitdem reitet die Tabakindustrie beide Aspekte von EMF aus. Sie pushte die Gesundheitsgefahr durch EMF (klagte sogar dagegen) und führte gleichzeitig EMF als Beispiel für schlechte Wissenschaft.

Tags:
Seilschaft, Carlo, Tabakvergangenheit

Dr. George Carlo und seine Tabakvergangenheit

Doris @, Freitag, 27.11.2009, 11:13 (vor 5512 Tagen) @ Sektor3

März 1991 Brief von (George Carlos Freund) Maurice LeVois

George Carlos History*) zeigt auf, wer alles zu seinen "Freunden" gehörte. Und George Carlo ist sicherlich kein Paulus sondern ein "Mietmaul" und wurde von Industrie zu Industrie als recht zuverlässig weitergereicht. Und wenn der Zusammenhang, den Sektor3 hier aufzeigt, stimmt, dann ist auch Carlos "Mobilfunkkritik" unter einem anderem Licht zu betrachten und er ist nie, so wie Charles meint, ausgestiegen.
Prof. A. und Carlos müssen sich demzufolge auch von früher her kennen, denn L.Wynder schien ebenfalls ein enger Freund von Carlos gewesen zu sein.


Auch Carlos Verbandelung mit den Handy-Chips, die hier im Forum mal Thema waren, waren ein kurzes Intermezzo. Diese "Abrechnung"*) und Aufdeckung seiner Karriere ist die aktuelleste Geschichte um Carlo. Denn seitdem ist er wohl irgendwo in der Versenkung verschwunden und schickt nur mal ab und zu eine warnende E-Mail.

*) [Admin am 21.02.2016: Der Link ist tot; Ersatzlink]
*) [Admin am 21.02.2016: Der Link ist tot; Ersatzlink]

Tags:
Mietmaul, Carlo, Handy-Chip

Dr. George Carlo und seine Tabakvergangenheit

charles ⌂ @, Freitag, 27.11.2009, 19:18 (vor 5512 Tagen) @ Doris

Nein Doris,

ich meinte dass Carlos zuerst als er selber Chef der Mobilfunk-Untersuchungen war, viele Entwarnungen geäussert hat.
Und jetzt, als er nicht mehr der Chef ist, er als Privatperson Warnungen gegen Mobilfunk äussert.
Das meine ich mit Saulus wurde zu Paulus.
Das ist hypokrit.

--
Charles Claessens
www.milieuziektes.nl

Dr. George Carlo und seine Tabakvergangenheit

Sektor3, Sonntag, 29.11.2009, 14:04 (vor 5510 Tagen) @ charles

Nein Doris,

ich meinte dass Carlos zuerst als er selber Chef der Mobilfunk-Untersuchungen war, viele Entwarnungen geäussert hat.
Und jetzt, als er nicht mehr der Chef ist, er als Privatperson Warnungen gegen Mobilfunk äussert.
Das meine ich mit Saulus wurde zu Paulus.
Das ist hypokrit.

Vom Saulus zum Paulus

Ernst Wynder, guter Freund Carlos *** und böser Bube, weil er sich als Präsident der American Health Foundation von der Tabakindustrie kaufen ließ, machte schon 1995/96 seine Wandlung vom Saulus zum Paulus durch und widmete sich als Wiedergutmachung dem EMF.

Von 29.-31. August 1995 konferierten die American Health Foundation, der Lehrerverband NEA und die New Yorker Arbeitsgesundheitsorganisation NYCOSH über eine geplante Studie, mit der von 4,2 Millionen Lehrern Lifestyle-Charakteristiken und Umweltbelastungen festgestellt werden sollten.

Zuvor wurde aber Klaus von Holt von Philip Morris kölner INBIFO Institut von Richard Carchman, dem Philip Morris Forschungsdirektor über das Projekt befragt. Holt antwortete am 11.August 1995, dass noch mehr Umweltbelastungen aufgenommen werden sollten, weil in Deutschland z.B. Quecksilber worden sei.

Am 17.01.1996 kam aus dem schweizer Philip Morris Büro in Neuchatel ein Brief, in dem darauf hingewiesen wurde, was die relevanten Umweltbelastungen seien: VOC, Asbest, Blei und EMF

[Hinweis Admin: *** aus Rechtsgründen editiert am 28.07.10]

Tags:
Tabak, Philip Morris, Asbest, Carlo, Quecksilber

Quecksilber als Ablenkungsstrategie?

Doris @, Sonntag, 29.11.2009, 14:56 (vor 5510 Tagen) @ Sektor3

Zuvor wurde aber Klaus von Holt von Philip Morris kölner INBIFO Institut von Richard Carchman, dem Philip Morris Forschungsdirektor über das Projekt befragt. Holt antwortete am 11.August 1995, dass noch mehr Umweltbelastungen aufgenommen werden sollten, weil in Deutschland z.B. Quecksilber worden sei.

Könnte sich dadurch die immer stärkere Nähe des Amalgam-Kritikers Dr. Mutter zu den Elektrosensiblen, im speziellen Uli W. erklären?

Eine Verknüpfung von zwei Umweltfaktoren hält eine Sache aufrecht. Und da es keine lautstarken und derart aktiven Amalgam-Kritiker gibt, aber im Gegenzug lautstarke und aktive Elektrosensible unter der Führung von Uli W. (Stichwort Demonstration in Stuttgart), verbandelt man sich halt mit denen.

Ob Uli W. elektrosensibel ist, kann ich nicht beurteilen. Allerdings sehe ich einen cleveren, geschäftstüchtigen jungen Mann, der sich seiner Bedeutung für die Elektrosmog Opfer bewusst ist und diese Position nützt. Er scheut sich nicht, mangels teilnehmenden echten ES bei der Demonstration in Stuttgart auf AZK-Anhänger zurückzugreifen um Masse statt Klasse vorzutäuschen.

Zu seinen Hintergründen gibt es noch viele offene Fragen für mich. Wo geht sein Weg hin, benutzt er die vermeintlichen Elektrosmogopfer und wenn ja, für was und für wen?

Clever und geschäftstüchtig

H. Lamarr @, München, Sonntag, 29.11.2009, 16:03 (vor 5510 Tagen) @ Doris

sehe ich einen cleveren, geschäftstüchtigen jungen Mann ...

Sie sehen nur das Bild, das U. W. auf die Leinwände projiziert, die wir sehen können. Die Wahrheit sieht ganz anders aus, wenn es gelingt den Projektor abzuschalten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Dr. George Carlo trifft Prof. Franz Adlkofer

H. Lamarr @, München, Samstag, 28.11.2009, 12:03 (vor 5511 Tagen) @ Doris

Prof. A. und Carlos müssen sich demzufolge auch von früher her kennen ...

Dies erklärt die unerwartete Aufmerksamkeit, die Prof. A. am 16. Januar 2008 einer an und für sich bedeutungslosen Veranstaltung geschenkt hat. Ihn interessierte nicht der Veranstalter, sondern der Hauptreferent des Abends. So fügt sich Mosaiksteinchen zu Mosaiksteinchen langsam aber sicher zu einem Bild.

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