Ist der SAR-Wert des "iPhone 3G" wirklich so schlecht? (Technik)
Hier ein weiteres Beispiel für Desinformation. Ob gewollt oder ungewollt mag jeder selber entscheiden.
In den USA haben Verbraucherschützer Handys nach ihrem SAR-Wert untersucht, etwas was hierzulande nicht nötig ist, weil diverse Websites, Handy-Hersteller und das BfS über die SAR-Werte von Handys sowieso regelmäßig informieren. In den USA aber scheint so eine Aufklärung neu zu sein und promt hat eine Schweizer Zeitung das Ergebnis der Untersuchung aufgegriffen, weil es nicht belanglos, sondern alarmiernd erscheint: Handy-Strahlung: iPhone kommt schlecht weg. Und BILD beeilt sich nachzuschieben: Umweltgruppe enthüllt Liste der „strahlendsten“ Mobiltelefone.
Päng, da haben wir's, endlich mal wieder eine Enthüllungsstory, die unverzüglich unter anderem auch von der Bürgerwelle im Newsletter vom 15. September verbraten wurde. So weit, so gut.
Aber: Stimmt das denn alles überhaupt?
Wegen der Geschichte mit dem iPhone-Schulprojekt Goldau forschte ich vor ein paar Tagen sowieso schon nach dem SAR-Wert des Modells "iPhone 3G". Die Recherche förderte unterschiedlich hohe Werte zutage, der höchste sind die überall beklagten 1,38 W/kg. Um Klarheit zu bekommen, führte mich die Suche auf die Website des Handy-Herstellers. Bald wurde dort deutlich was passiert ist. Im Forum des Projekts gab ich deshalb folgende Entwarnung:
Auf der Apple-Website finden sich, zwar versteckt aber dafür sehr detailliert, Angaben zu den SAR-Werten des “iPhone 3G”. Die 1,38 W/kg gelten für die USA nicht für Europa. Nach Europanorm gemessen ist der ungünstigste SAR-Wert des Geräts beim Gebrauch am Ohr 0,878 W/kg und beim Gebrauch am Körper 0,559 W/kg. Bei W-LAN-Betrieb sieht es sogar noch günstiger aus:
Kopf: 0,371 W/kg
Körper: 0,051 W/kg
Dies alles und mehr findet sich in diesem PDF wieder:
http://manuals.info.apple.com/de_D/iPhone_3G_Wichtige_Produktinformationen_D.pdf
Offenkundig ist es den europäischen Medien nicht klar, dass sich SAR-Werte aus den USA nicht einfach 1:1 nach Europa importieren lassen, dazu sind die Messverfahren zu unterschiedlich. Schließlich importiert ja auch kein Mensch 1 inch kurzerhand als 1 Zentimeter. So aber wäre es, wenn ein USA-SAR-Wert ohne weites - wie geschehen - nach Europa importiert wird.
Um das Missverständnis an einer der Quellen zu bekämpfen, habe ich auch beim Schweizer Tagesanzeiger am 16.09.2009 mit einem Kommentar auf den Fehler hingewiesen. Dieser Kommentar aber blieb nicht unwidersprochen, ein "Roland Peter" hielt noch am selben Tag dagegen:
Stimmt nicht! Wir haben nachgemessen und sind auf die gleichen Werte gekommen.
Jetzt bin ich gespannt, wie substanziell "Roland Peter" meine Nachfrage beantwortet, mit zu verfolgen ist diese Auseinandersetzung hier. Am 14. September gab "Peter" schon mal einen Kommentar dort ab, der den Schluss zulässt, dass der Verfasser ein Mobilfunkgegner ist. Er wäre meines Wissens freilich der erste seiner Art, der SAR-Werte fachkundig messen könnte. Kann er es nicht, zündet sich "sektor3" kopfnickend eine Zigarette an oder macht einen Strich in eine Liste ...
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –