IZgMF im Jahr 2002: 100 % angstgesteuert (Allgemein)
Beim Stöbern auf der Festplatte ist mir folgender Text von uns vom Juli 2002 in die Hände gefallen. Damals gab es uns nur als Bürgerinitiative, das IZgMF kam erst später. Die Texte belegen unsere große Angst und Not. Unser Mast war damals noch gar nicht in Betrieb und nichts ist schlimmer als die bohrende Ungewissheit. Auch woher wir damals unsere Informationen hatten ist offenkundig. Und: Wir waren augenscheinlich bis aufs i-Tüpfelchen Sendemastengegner, wie Sie auch 2009 noch um neue Sendemasten herum aus dem Boden schießen. Nur: 2009 gibt es ein IZgMF, das die Angstparolen über Sendemasten längst als Spuk erkannt hat und über das, was unten steht, heute (stellenweise) nur noch schmunzeln kann. Immerhin haben wir schon damals wenigstens ein paar Quellen für unsere Behauptungen genannt und auf grobe Hetze verzichtet. Der Text sollte bei unserer ersten und einzigen angemeldeten öffentlichen Demonstrationsveranstaltung auf einem großen Münchener Platz die Leute für unsere Sache interessieren ...
Davor haben wir heute Angst!
Hohe Strahlungsdosis in 12 m Abstand
In 12 m Abstand zu einem Sendemast ist die Strahlungsdosis 4-mal höher als in 24 m Abstand und sogar 100-mal höher als in 120 m Abstand. Wir leben in 12 m Abstand zu einem GSM/UMTS-Sendemasten. Und zwar direkt in der energiereichen Hauptstrahlrichtung. Noch ist der Sender nicht in Betrieb, wir erwarten jedoch eine Strahlungsdosis von etwa 100 mW/m2.
Dauerbestrahlung rund um die Uhr an 365 Tagen
Handys strahlen nur, wenn Sie telefonieren. Sendemasten strahlen pausenlos, je nach Gesprächsaufkommen freilich mehr oder weniger stark. Jedes überflüssige Mobilfunktelefonat belastet unnötig die Bevölkerung, die im unmittelbaren Strahlungsfeld der Sendemasten leben muss.
Sicherheitsabstand zu klein, Grenzwerte zu hoch
Nach wissenschaftlich korrekter Analyse vieler veröffentlichter Studien zum Gesundheitsrisiko des Mobilfunks kam das ECOLOG-Institut, Hannover, schon im Jahr 2000 zu einem vielbeachteten Resultat: Die (noch heute) geltenden
Sicherheitsabstände zu Mobilfunk-Sendemasten sind um den Faktor 20 bis 30 zu KLEIN. Pikant: Auftraggeber des Instituts war seinerzeit der Mobilfunkbetreiber T-Mobil. Das Institut empfiehlt für UMTS Vorsorgegrenzwerte zum Schutz der Bevölkerung, die mit 10 mW/m2 um den Faktor 1000 UNTER dem derzeit gültigen Grenzwert von 10 W/m2 liegen.
Grenzwerte ignorieren Langzeiterfahrung
Urheber der in Deutschland und vielen anderen Ländern geltenden Grenzwerte ist die ICNIRP (International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection). Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Empfehlungen der ICNIRP übernommen, die übrigens bei der GSF in München-Oberschleißheim ihr Sekretariat hat und als gemeinnütziger Verein im Vereinsregister des Amtsgerichts München unter der Nr. VR 14570 eingetragen ist. Aber: In Ihren eigenen Richtlinien (Guidelines) von 1998 bekundet die ICNIRP, dass Ihre Empfehlungen lediglich UNMITTELBARE Auswirkungen von Strahlenbelastungen berücksichtigen. Von LANGFRISTIGEN Auswirkungen ist nicht die Rede (Quelle: Dr. Lebrecht von Klitzing, Int. Institut für Biophysik, Neuss).
Mehr als nur vage Hinweise auf Krankheitsrisiko
Ein Risiko, unter dauerhafter Einwirkung von Mobilfunkstrahlen zu erkranken, ist derzeit nicht mit letzter Sicherheit auszuschließen. Selbst die Mobilfunklobby räumt Forschungsbedarf ein. Das Spektrum möglicher Erkrankungen reicht von Konzentrations- und Schlafstörungen bis hin zu Krebs. Das ECOLOG-Institut hat die beobachteten biologischen Effekte des Mobilfunks klassifiziert. Resultat: Wer sagt, derartige Hinweise wären allesamt lediglich schwach und unbestätigt, der irrt (Quelle: http://www.ecolog-institut.de/grenzwer.htm).
Gefahr für unsere Kinder
Das Immunsystem von Kindern, so heißt es, ist noch nicht so wirksam wie bei Erwachsenen. Wir haben drei kleine Kinder (7, 8 und 12 Jahre). Die Kinderzimmer befinden sich von allen Wohnräumen am dichtesten im direkten Strahlungsfeld der Antennen. Abschirmende Betondecken/-wände gibt es im Dachgeschoss nicht.
Profitstreben rangiert vor Verantwortung
Wenn, wie es unbestritten ist, die Risiken des Mobilfunks noch nicht endgültig erforscht sind, warum werden dann gegenwärtig in atemberaubendem Tempo für etwa 50 Mrd. € ca. 40 000 weitere Sender für das UMTS-Netz errichtet? Profitstreben kontra sozialer Verantwortung. Auffällige Parallelen zum Zigaretten-Skandal der 1960er Jahre, zum Holzschutzmittelskandal der 1980er Jahre und zum Nitrofen-Skandal unserer Tage.
Politiker im Interessenskonflikt
Der Bund kassierte für die UMTS-Lizenzen rd. 50 Mrd. €. Im Dezember 2001 lehnte das Bundeskanzleramt die Senkung der Strahlungsgrenzwerte, wie sie u. a. von der Bundesärztekammer zuversichtlich erwartet wurde, überraschend ab.
Fehlende Studien über Sendemasten Bislang gibt es nicht eine einzige veröffentlichte wissenschaftliche Studie über die Wirkung von Mobilfunk-Basisstationen auf Menschen (Quelle: Prof. Dr. Michael Kundi, Institut für Umwelthygiene der Universität Wien).
Manipulierte Forschungsergebnisse
Für die Erforschung der Risiken des Mobilfunks stehen in Deutschland rd. 17 Mio. € zur Verfügung (Zeitraum: bis 2005, Quelle: BfS). Gut! Aber: Die Hälfte davon stellt die Mobilfunkindustrie. Alles in allem investiert die Mobilfunkbranche hierzulande 100 Mrd. € für UMTS. Schwer vorstellbar, dass kommende Forschungsresultate darunter nicht zu leiden haben – wenn sie unbequem sind.
Drastischer Wertverlust des Wohneigentums
Makler berichten, dass bei Eigentumswohnungen in unmittelbarer Nähe von Sendemasten mit einem drastischen Wertverlust von bis zu 50 % gerechnet werden muss. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und können sagen: Stimmt!
Montagefehler bleiben unbemerkt
Sendemasten werden anhand eingereichter technischer Unterlagen von der Regulierungsbehörde Reg TP genehmigt (Standortbescheinigung). Auch der Sicherheitsabstand wird anhand dieser Papiere berechnet. Eine Kontrolle der Bauausführung findet nicht statt, ebensowenig eine regelmäßige Untersuchung auf Einhaltung der Grenzwerte. Wir konnten z. B. nachweisen, dass die Antennen des Sendemastes in der Situlistrasse 25 (München-Freimann) um gut 1 m TIEFER montiert sind, als dies laut Standortbescheinigung der Reg TP zulässig ist. Dieser Montagefehler führt wegen des geringen Abstands der Antennen zur angrenzenden Wohnbebauung zu einer ebenso deutlichen wie unnötigen Mehrbelastung der Bewohner.
Ausweglosigkeit der Situation
"Unser" Sendemast soll im Herbst 2002 in Betrieb gehen. Größte Anstrengungen, dies zu verhindern, haben bislang keinerlei erkennbare Wirkung gezeigt.
Und deshalb sind wir hier!
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –