Basisdemokratie bei der Standortwahl führt zur Blockade (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 21.06.2009, 15:14 (vor 5671 Tagen)

Basisdemokratie bedeutet Mitsprachrecht für jeden einzelnen Bürger. Dr. Scheiner z.B. fordert eine basisdemokratisch Entscheidungen über das Schicksal des Mobilfunks in Deutschland. Weniger radikal sind die Bundesgrünen, die fordern "mehr Mitspracherecht der Bürgerinnen und Bürger bei der Standortwahl von Mobilfunkantennen". Beides ist aus meiner Sicht Unsinn, Basisdemokratie lässt sich nicht auf etwas anwenden, von dem die Basis herzlich wenig Ahnung hat. Ist es nicht purer Blödsinn, Mitspracherecht bei der Standortwahl einzuräumen, wenn das Ergebnis dieser Mitsprache doch nur sein kann, dass einige Besorgte einen Masten von A nach B verschieben wollen, die dortigen Besorgten ihn nach C oder zurück nach A schieben möchten und am Ende der soziale Frieden am Ort des Geschehens über Jahren hinaus gestört ist? Nein, so kann und darf es nicht kommen. Genauso wenig wie ein Erstklässler danach gefragt werden darf, wie die Wurzel aus 47 lautet, weil zu erwarten ist, dass die Antwort z.B. "Löwenzahn" ist.

Basisdemokratie mag bei Gewissensentscheidungen, etwa ob die Deutschen Soldaten in Krisengebiete entsenden sollen richtig sein, nicht aber dort, wo zur richtigen Entscheidung komplexe technische Vorkenntnisse erforderlich sind. Schlimmer noch: Nachdem Bauchentscheidungen des "Volkes" leicht vorhersehbar sind, z.B. bei der Frage, ob Managergehälter gekürzt werden sollen, öffnet die Basisdemokratie bei Standortentscheidungen den Desinformationskampagnen der Sendemastengegner Tür und Tor und jede sachkundige Entscheidung muss mit Zähnen und Klauen gegen die von Desinformation geprägte Bürgermeinung durchgesetzt werden. Vom Geld gar nicht zu reden, was dieses sinnlose Treiben kosten würde.

Wenn den Betreibern auf die Finger geschaut werden soll, dann nicht von Laien, sondern von Fachleuten. Dies ließe sich relativ leicht verwirklichen und könnte bei Härtefällen zur Anwendung kommen.

Wie in freier Wildbahn, also weder hier noch bei Gigaherz, das "Problem" der Mobilfunk-Sendemasten diskutiert wird, lässt sich hier gut beobachten. Wer sich diese Postings unter dem Aspekt des Vorhandenseins objektiven Sachkenntnis durchliest und dann noch immer Basisdemokratie bei der Standortwahl fordert, dem kann ich nicht mehr helfen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Unsinn, Politik, Demokratie, Scheiner, Mitbestimmung, Bürgerbeteiligung, Basisdemokratie

Basisdemokratie

ES, Sonntag, 21.06.2009, 16:26 (vor 5671 Tagen) @ H. Lamarr

Beides ist aus meiner Sicht Unsinn, Basisdemokratie lässt sich nicht auf etwas anwenden, von dem die Basis herzlich wenig Ahnung hat.

Sehe ich anders. Es ist höchste Zeit, das Volk aktiv an der Demokratie zu beteiligen um den generellen Verfall poltischer Werte in der Bevölkerung, nicht stets weiter zu treiben.
Wenn die "Basis" keine Ahnung hat, dann muss diese halt vermittelt werden, auch das gehört zur Demokratie, denn "blöde" Wähler können keine guten Wähler sein.
Für mein Verständnis lebe ich in keinem wirklich demokratischen Land.
Auch Teile des Grundgesetz kann ich nur als Farce bezeichnen.
Korrupte Politiker die sich im Austausch mit der Wirtschaft gegenseitig die größten und besten Happen zuschieben sind keine Seltenheit. Dabei sind die Fälle, die der Öffentlichkeit bekannt werde, wohl nur die Spitze des Eisberges.

Ist es nicht purer Blödsinn, Mitspracherecht bei der Standortwahl einzuräumen, wenn das Ergebnis dieser Mitsprache doch nur sein kann, dass einige Besorgte einen Masten von A nach B verschieben

Finde ich auch, darum kann es nicht gehen und so ein Mitspracherecht wird es wohl auch nicht geben.
Doch kann es genauso wenig sein, das ein "freier Bürger" sich generell bestrahlen lassen muss und keine adäquaten Ausweichmöglichkeiten hat.

Basisdemokratie mag bei Gewissensentscheidungen, ob die Deutschen Soldaten in Krisengebiete entsenden sollen richtig sein, nicht aber dort, wo zur richtigen Entscheidung komplexe technische Vorkenntnisse erforderlich sind.

Welcher Bürger kann schon die Situation in Krisengebieten einschätzen? Als reine Gewissensentscheidung gehe ich davon aus, dass so nie ein Einsatz zustande käme.

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"Allzu oft muss es erst richtig schlecht werden, bevor es besser wird..."

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