Headsets schützen wirksam - aber nicht immer (Forschung)

H. Lamarr @, München, Montag, 22.12.2008, 23:25 (vor 5814 Tagen)

Hin und wieder sind Befürchtungen zu hören, bei kabelgebundenen Headsets könnte das Kabel als Antenne wirken und die Funkfelder eines Handys direkt via Gehörgang in den Kopf leiten. Dies trifft zuweilen tatsächlich zu wenn das Kabel dicht an der integrierten Handy-Antenne vorbeigeführt wird. So lautet das Ergebnis einer Untersuchung im Rahmen des Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms. Bei kabellosen Headsets treten derartige Probleme nicht auf.

Bestimmung von SAR-Werten bei der Verwendung von Headsets für Mobilfunktelefone

Die Exposition des Kopfes kann beim mobilen Telefonieren durch den Gebrauch von Headsets deutlich vermindert werden. Kabellose Headsets (maximal Bluetooth Klasse II) führen zu sehr geringen, von der Sendeleistungsregelung des Mobilfunkendgeräts und vom jeweiligen Mobilfunksystem unabhängigen Expositionen. Bei der Verwendung kabelgebundener Headsets können unter ungünstigen Bedingungen im Kopf lokal SAR10g-Werte auftreten, die höher sind als die Werte, die im gleichen Frequenzband beim Gebrauch des Mobiltelefons direkt am Kopf bzw. Ohr entstehen. In diesem Projekt wurde eine Erhöhung nur für die Mobilfunksysteme GSM 1800 und UMTS, nicht aber für GSM 900 beobachtet. Abhängig ist der Effekt somit einerseits vom verwendeten Frequenzband sowie insbesondere vom Verlauf des Kabels im Bereich der Handyantenne und entlang des Körpers bis hin zum Kopf. In Fällen, in denen eine ausgeprägte Kopplung von HF-Sendeleistung auf das Kabel möglich ist und das Kabel nicht nahe am Körper entlang geführt wird, kann es zu einer Überhöhung der SAR-Werte im Kopf kommen. In der überwiegenden Zahl möglicher Konfigurationen ist aber auch mit kabelgebundenen Headsets eine deutliche Expositionsverminderung im Kopfbereich zu erreichen.

Die Untersuchungen zum Betrieb eines Mobiltelefons am Körperrumpf zeigen, dass es in ungünstigen Fällen zu Überschreitungen des Grenzwertes von 2,0 W/kg kommen kann. Die von den Herstellern in den Gebrauchsanweisungen angegebenen Sicherheitshinweise für den Betrieb am Köperrumpf sind daher zwingend zu beachten.

Die Hersteller kabelgebundener Headsets sollten technische Maßnahmen ergreifen, um die Einkopplung von und/oder die Weiterleitung bis zum Kopf der auf das Kabel eingekoppelten HF-Leistung zu unterdrücken.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Headset, DMF, Headsets

Alle Headsets schützen nicht wirksam.

Thomas, Dienstag, 23.12.2008, 00:53 (vor 5814 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Thomas, Dienstag, 23.12.2008, 01:26

Fazit

Die Exposition des Kopfes kann beim mobilen Telefonieren durch den Gebrauch von Headsets deutlich vermindert werden. Kabellose Headsets (maximal Bluetooth Klasse II) führen zu sehr geringen, von der Sendeleistungsregelung des Mobilfunkendgeräts und vom jeweiligen Mobilfunksystem unabhängigen Expositionen. Bei der Verwendung kabelgebundener Headsets können unter ungünstigen Bedingungen im Kopf lokal SAR10g-Werte auftreten, die höher sind als die Werte, die im gleichen Frequenzband beim Gebrauch des Mobiltelefons direkt am Kopf bzw. Ohr entstehen. In diesem Projekt wurde eine Erhöhung nur für die Mobilfunksysteme GSM 1800 und UMTS, nicht aber für GSM 900 beobachtet. Abhängig ist der Effekt somit einerseits vom verwendeten Frequenzband sowie insbesondere vom Verlauf des Kabels im Bereich der Handyantenne und entlang des Körpers bis hin zum Kopf. In Fällen, in denen eine ausgeprägte Kopplung von HF-Sendeleistung auf das Kabel möglich ist und das Kabel nicht nahe am Körper entlang geführt wird, kann es zu einer Überhöhung der SAR-Werte im Kopf kommen. In der überwiegenden Zahl möglicher Konfigurationen ist aber auch mit kabelgebundenen Headsets eine deutliche Expositionsverminderung im Kopfbereich zu erreichen.
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Hallo spatenpauli,

habe mal das Fazit hier eingestellt; wie soll denn bitteschön ein Laie das Erkennen können, welches Headset nun nicht gerade zu der überwiegenden Zahl möglicher Konfigurationen gehört, etwa den Verkäufer fragen: "Sagen Sie mal, wie hoch ist denn der eingekoppelte Anteil der HF-Strahlung und wie hoch ist die Belastung durch NF-Pulsung der Stromversorgung des Handys die übers Kabel meinen Kopf erreichen?", - der wird ja wohl verdutzt gucken.

Mit etwas Sachverstand könnte der noch sagen, dass ja da diese kleinen Magnete am Kabel sind, die dämpfen den HF-Anteil. (Und wenn er schlau ist, verschweigt er mal lieber den eingekoppelten NF-Anteile)

Oder der Kunde verlässt sich einfach auf: in der überwiegenden Zahl möglicher Konfigurationen, erwischt er keine daraus, hat er halt Pech gehabt...

Mit freundlichem Gruß
Thomas

P.S. Antwort zu: Mit zwei Augen sieht man besser; kommt noch, spätestens zwischen den Feiertagen.

Nachtrag (um 01.21 Uhr):
Da ist mir noch etwas eingefallen,

im Grunde sind die "Kabelheadsets" auch ein typisches Beispiel dafür, wie schnell Produkte auf den Markt kommen, die eine HF-Belastung (hier, am Kopf) deutlich erhöhen können.

Jeder "HF-Techniker" aber auch wissen wüßte, wie man das Einkoppeln (fast) komplett unterbinden kann ..., bin mal gespannt, ob da schnellstens gehandelt wird, denn immerhin werden da gesetzliche Grenzwerte zum Teil deutlich überschritten, da könnte doch einer auf die Idee kommen und klagen ...

Nicht alle Headsets schützen wirksam

H. Lamarr @, München, Dienstag, 23.12.2008, 03:36 (vor 5813 Tagen) @ Thomas

... habe mal das Fazit hier eingestellt;

Warum, war doch schon da.

... wie soll denn bitteschön ein Laie das Erkennen können, welches Headset nun nicht gerade zu der überwiegenden Zahl möglicher Konfigurationen gehört,

Unter Konfiguration verstehe ich nicht unbedingt "Modell (Headset)", sondern Modell + situationsbedingte Parameter wie Kabellage, Sendeleistung ...

... etwa den Verkäufer fragen: "Sagen Sie mal, wie hoch ist denn der eingekoppelte Anteil der HF-Strahlung und wie hoch ist die Belastung durch NF-Pulsung der Stromversorgung des Handys die übers Kabel meinen Kopf erreichen?", - der wird ja wohl verdutzt gucken.

Wenn Sie mich nach eingekoppelter NF-Pulsung fragen würden, würde ich tatsächlich verdutzt gucken. Denn jetzt sind wird ja nicht mehr auf HF-Ebene, sondern auf akustischer NF-Ebene, d.h. die eingekoppelte NF macht sich, wenn überhaupt, als völlig harmloses Störgeräusch bemerkbar. Oder glauben Sie etwa, das Kabel würde Magnetfelder vom Handy zum Kopf "leiten"? Dies wäre ein irrglaube.

Mit etwas Sachverstand könnte der noch sagen, dass ja da diese kleinen Magnete am Kabel sind, die dämpfen den HF-Anteil. (Und wenn er schlau ist, verschweigt er mal lieber den eingekoppelten NF-Anteile)

Die NF scheint es Ihnen angetan zu haben, aber glauben Sie mir, die Einkopplung bewirkt schlimmstenfalls ein Geräusch.

Oder der Kunde verlässt sich einfach auf: in der überwiegenden Zahl möglicher Konfigurationen, erwischt er keine daraus, hat er halt Pech gehabt...

Das wäre doch nicht so ungewöhnlich. Jeder Raucher weiß was Sache ist und hofft, dass er nicht vom nur statistisch höheren Risiko betroffen ist. Bei Helmut Schmidt klappt das offensichtlich hervorragend, bei anderen nicht.

Nachtrag (um 01.21 Uhr):
Da ist mir noch etwas eingefallen,

im Grunde sind die "Kabelheadsets" auch ein typisches Beispiel dafür, wie schnell Produkte auf den Markt kommen, die eine HF-Belastung (hier, am Kopf) deutlich erhöhen können.

Jeder "HF-Techniker" aber auch wissen wüßte, wie man das Einkoppeln (fast) komplett unterbinden kann ..., bin mal gespannt, ob da schnellstens gehandelt wird, denn immerhin werden da gesetzliche Grenzwerte zum Teil deutlich überschritten, da könnte doch einer auf die Idee kommen und klagen ...

Im Prinzip stimmt das wohl. Ich meine aber gelesen zu haben, dass die Messungen unter "Worst-case"-Bedingungen gemacht wurden, die im Alltag nicht oder selten über 6 Minuten hinweg vorkommen. Denn die zugelassenen 2 W/kg sind ja kein SAR-Spitzenwert, sondern über 6 Minuten gemittelt, also z.B. 3 min mit 3 W/kg und 3 min mit 1 W/kg wären noch immer im Rahmen der EU-Ratsempfehlung (ob bei Pulsung auch der der zulässige SAR-Spitzenwert limitiert ist, ähnlich wie die Feldstärke/Leistungsdichte, ist mir nicht bekannt). Ob beim Forschungsprojekt des DMF nun SAR-Spitzen- oder -Mittelwerte angegeben sind, konnte ich anhand der Zusammenfassung nicht erkennen, da ist Schmökern im PDF des Abschlussberichts angesagt. Aber selbst wenn es "nur" Spitzenwerte sind, wäre eine Reduzierung auf niedrigere Werte sicherlich wünschenswert, denn schon bei 2 W/kg pumpt ein Handy immerhin 25-mal mehr Energie in den Kopf als dies beim Aufenthalt am Rand des Sicherheitsabstandes einer voll aufgedrehten Basisstation der Fall ist. Dieses ungünstige Verhältnis mit einem Headset noch zu verschlimmern ist nicht hinnehmbar, da sollte tatsächlich nachgebessert werden. Das wäre doch mal eine vernünftige Forderung im Gegensatz zur mMn sinnleeren Tante-Emma-Forderung: Der Mast muss weg.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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