Das Sittenbild hinter den angeblich gefälschten Studien (Forschung)
[Hinweis: Nach Prüfung bzgl. Verbotsbehauptung wieder frei gegeben am 25.03.2013]
Das österreichische online Magazin "profil at" widmet dem Krimi um die angeblich gefälschten Studien einen umfangreichen Beitrag. Interessant dazu auch die Chronologie unter "Rufunterdrückung" rechts oben im Beitrag.
Vermutlich war der Anlass dieses Beitrags die erneute Anhörung von Elisabeth K. am 13.11.08 vor dem Ethikrat.
Freunde zitieren Elisabeth K. mit dem Satz: „Eine weniger starke Persönlichkeit hätte sich wahrscheinlich schon umgebracht.“ Seit Monaten wird die 34-jährige Ex-Laborantin der Wiener Medizin-Universität in ihrer beruflichen Existenz bedroht und darf nicht mehr mit Medien sprechen. Sie wird beschuldigt, zwei wissenschaftliche Studien über mögliche Gesundheitsschäden von Handystrahlen wissentlich gefälscht zu haben.
Hier zum kompletten Beitrag.....
http://www.profil.at/articles/0847/560/226363/rufunterdrueckung-das-sittenbild-handystudien
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Profil, UMTS-Studie, Wien, MUW, Diem, Fälschungsverdacht, Ethikkommission, Chronologie, Ethikrat, Kampagne, Entblindung
Das Sittenbild hinter den angeblich gefälschten Studien
Doris , Dienstag, 25.11.2008, 13:05 (vor 5841 Tagen) @ Doris
http://www.profil.at/articles/0847/560/226363/rufunterdrueckung-das-sittenbild-handystudien
Interessant ist auch was bei der Chronologie unter "Maschine" steht, wie eine Manipulation ausgeschlossen werden soll.
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Göbel, Drexler, Adlkofer, MUW, Laborantin, Laborbuch, Pilger, Deal
Sittenbild hier, Augenwischerei dort
H. Lamarr , München, Dienstag, 25.11.2008, 15:13 (vor 5840 Tagen) @ Doris
Den Artikel habe ich überflogen und ich kann nicht sagen, dass hier eine Parteinahme zugunsten eines der Kontrahenten zu erkennen ist. Das macht den Artikel erstmal sympathisch. Eher unterschwellig habe ich dann aber doch den Eindruck bekommen, dass die Professoren Rüdiger und Prof. A. besser wegkommen als ihre Kontrahenten. Vielleicht, weil deutlich wird, dass die Autorin sich mehr mit der Fraktion um Rüdiger befasst hat, vielleicht auch wegen der vom Text nicht weiter gedeckten Behauptung "Konflikt zwischen Mobilfunkindustrie & Wissenschaft" im Untertitel.
Und trotz der vermeintlich umfassenden Arbeit der Autorin hat der Artikel aus meiner Sicht eine gravierende Schwäche: Denn die eigentliche Ursache des Problems mit Rüdigers Studien wird mit keiner Silbe erwähnt. Vielmehr wird die Rolle von Frau K. sehr umfassend dargestellt, was sicherlich auch seinen Reiz hat, aber eben nur von sekundärer Bedeutung ist. Worauf ich hinauswill: Auslöser des Streits um die beiden Studien ist nicht Frau K. und ihre mögliche Fälschung von Daten gewesen, sondern es sind Auffälligkeiten in der Statistik der Studien gewesen. Dies ist hier im Forum schön dokumentiert, der Fälschungsvorwurf gegen Frau K. kam erst später im Zuge der Beweisführung hinzu. Eigenartigerweise redet jetzt niemand mehr von der seltsamen Statistik, vielmehr dreht sich alles um Frau K. Das mag publikumswirksamer sein als die Auseinandersetzung um eine langweilige Statistik, verstellt jedoch den Blick aufs Wesentliche. Denn wenn Frau K. keine Daten gefälscht hat, stellt sich dennoch weiter die Frage: Wie kommt es dann zu den Auffälligkeiten der Statistik?
Mittlerweile sollte das Taschenbuch von Prof. Lerchl, in dem er seine Sicht der Dinge zu den Vorfällen in Wien schildert, im Handel verfügbar sein. Dort ist auch mit Blick auf Laien Nachzulesen, was an der Statistik der Wiener Studien auszusetzen ist. Die Autorin des Profil-Artikels sollte das Büchlein lesen, denn in der bei Profil dargelegten Chronik der Ereignisse fehlen noch etliche bedeutsame Einträge.
Bedeutsam ist auch noch etwas anderes: Lerchl, "der Bremer Sherlock Holmes", wie er auf dem Buchrücken zitiert wird, bekommt von schlecht informierten Mobilfunkkritikern gerne den Stempel eines industriefreundlichen Mietmauls aufgedrückt. Greifbare Belege dafür gibt es zwar nicht, diverse eher schlichte Gemüter geben sich indes gerne schon mit der bloßen Behauptung zufrieden, dass es so sei. Im Falle der Wiener-Studien kam freilich die Initialzündung, diese Studien anzugreifen, gar nicht von Lerchl - sondern aus Kreisen der Mobilfunkkritiker! Der erste Hinweis (an Lerchl), dass mit den Daten der Wiener Studien etwas nicht stimmen könne, kam von einem Kritiker, den ich wegen seiner strikt sachlichen Haltung in der Debatte sehr schätze, obwohl er alle Voraussetzungen hätte, genauso "dramatisch" und "aufbauschend" in der Debatte mitzumischen, wie dies andere machen. Aber: er tut's nicht. Weil er weiß, dass dies der falsche Weg ist. Er ist nur an der Wahrheit interessiert. Und deshalb hat er - obwohl er mMn mit zum Besten gehört, was die kleine Fraktion der fachlich versierten Kritiker zu bieten hat - ziemlich selbstlos und für Fanatiker ganz und gar unverständlich diesen Stein gegen die Wiener-Studien ins Rollen gebracht.
Aus meiner Sicht ließe sich das Theater um die Wiener Studien relativ einfach beenden, nämlich indem endlich einmal Transparenz in die Vorgänge gebracht wird und die Handvoll Betroffener anfängt miteinander zu sprechen, statt sich Fernduelle über die Medien zu liefern. Höchst hilfreich wären z.B. öffentliche Anhörungen oder zumindest gemeinsam verabschiedete Erklärungen. Redeverbote und Geheimdokumente sind, so es sie wirklich gibt, keine probaten Mittel, mit diesem Konflikt rückstandsfrei umzugehen.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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, Profil, Göbel, UMTS-Studie, Ablenkung, Chronik, Reflex-Koordinator, Rüdiger, Arbeitsgruppe Wien, Laborantin, Verblindungscode, Wissenschaftsskandal, Laborbuch, Expositionskammer, Lerchl, Datenfälschung, Deal, Sherlock Holmes, Sittenbild
Einspruch, spatenpauli
Alexander Lerchl , Dienstag, 25.11.2008, 15:42 (vor 5840 Tagen) @ H. Lamarr
Im Falle der Wiener-Studien kam freilich die Initialzündung, diese Studien anzugreifen, gar nicht von Lerchl - sondern aus Kreisen der Mobilfunkkritiker! Der erste Hinweis (an Lerchl), dass mit den Daten der Wiener Studien etwas nicht stimmen könne, kam von einem Kritiker, den ich wegen seiner strikt sachlichen Haltung in der Debatte sehr schätze, obwohl er alle Voraussetzungen hätte, genauso "dramatisch" und "aufbauschend" in der Debatte mitzumischen, wie dies andere machen. Aber: er tut's nicht. Weil er weiß, dass dies der falsche Weg ist. Er ist nur an der Wahrheit interessiert. Und deshalb hat er - obwohl er mMn mit zum Besten gehört, was die kleine Fraktion der fachlich versierten Kritiker zu bieten hat - ziemlich selbstlos und für Fanatiker ganz und gar unverständlich diesen Stein gegen die Wiener-Studien ins Rollen gebracht.
Das müssen Sie mir erklären (ich müsste es ja eigentlich wissen ). Die Ergebnisse meiner statistischen Untersuchungen begannen im Sommer 2007, ohne dass mich jemand darauf gebracht hätte. Vielmehr habe ich das erste paper (Mutation Research 2005) und den Leserbrief von Vijayalaxmi sowie die Antwort von Rüdiger gelesen und ausgewertet. Da war niemand sonst involviert.
Ansonsten haben Sie aber Recht: dass jetzt nicht mehr von der Statistik geredet wird (die das A und O der Vorwürfe sind), gehört zur Strategie, das alles unter den Teppich zu kehren. Zur Erinnerung: der Herausgeber des 2008 papers hat zwar einen windelweichen "Expression of Concern" herausgegeben, in dem er schreibt, den Daten nicht mehr zu trauen (!), die Arbeit ist aber immer noch nicht von ihm oder vom Verlag zurückgezogen worden.
Beste Grüße,
Alexander Lerchl
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Vijayalaxmi
Einspruch, spatenpauli
H. Lamarr , München, Dienstag, 25.11.2008, 15:53 (vor 5840 Tagen) @ Alexander Lerchl
Das müssen Sie mir erklären (ich müsste es ja eigentlich wissen ). Die Ergebnisse meiner statistischen Untersuchungen begannen im Sommer 2007, ohne dass mich jemand darauf gebracht hätte.
Damit bringen Sie mich jetzt sauber in Nöte, weil ich eben den Kritiker, von dem ich rede, nicht öffentlich nennen möchte. Deshalb werde ich Ihnen eine E-Mail schreiben - und dann sehen wir weiter.
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Einspruch, spatenpauli
Alexander Lerchl , Dienstag, 25.11.2008, 16:17 (vor 5840 Tagen) @ H. Lamarr
Hinweis: Sie könnten Ihre Erreichbarkeit per E-Mail erleichtern, indem Sie den E-Mail-Kontakt in Ihren User-Einstellungen freischalten (nach dem Einloggen oben-rechts auf Ihren Teilnehmernamen klicken --> Einstellungen --> Freischaltung wird ganz oben angeboten)
Erledigt . Danke für den Hinweis.
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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert
Missverständnis geklärt
Alexander Lerchl , Dienstag, 25.11.2008, 17:21 (vor 5840 Tagen) @ Alexander Lerchl
Im Falle der Wiener-Studien kam freilich die Initialzündung, diese Studien anzugreifen, gar nicht von Lerchl - sondern aus Kreisen der Mobilfunkkritiker! Der erste Hinweis (an Lerchl), dass mit den Daten der Wiener Studien etwas nicht stimmen könne, kam von einem Kritiker, den ich wegen seiner strikt sachlichen Haltung in der Debatte sehr schätze, obwohl er alle Voraussetzungen hätte, genauso "dramatisch" und "aufbauschend" in der Debatte mitzumischen, wie dies andere machen. Aber: er tut's nicht. Weil er weiß, dass dies der falsche Weg ist. Er ist nur an der Wahrheit interessiert. Und deshalb hat er - obwohl er mMn mit zum Besten gehört, was die kleine Fraktion der fachlich versierten Kritiker zu bieten hat - ziemlich selbstlos und für Fanatiker ganz und gar unverständlich diesen Stein gegen die Wiener-Studien ins Rollen gebracht.
Das müssen Sie mir erklären (ich müsste es ja eigentlich wissen ). Die Ergebnisse meiner statistischen Untersuchungen begannen im Sommer 2007, ohne dass mich jemand darauf gebracht hätte. Vielmehr habe ich das erste paper (Mutation Research 2005) und den Leserbrief von Vijayalaxmi sowie die Antwort von Rüdiger gelesen und ausgewertet. Da war niemand sonst involviert.
Inzwischen ist das Missverständnis geklärt . Erst nachdem ich beide Publikationen (die GSM-Studie aus 2005 und die UMTS-Studie aus 2008) den Herausgebern und der MedUni Wien gegenüber angezweifelt habe, und erst nachdem meine Veröffentlichung hierzu in der Zeitschrift International Archives of Occupational and Environmental Health (IAOEH) erschienen war, bekam ich den zusätzlichen Beweis für Daten...*** in der IAOEH Publikation durch eine dritte Person, über deren Identität spatenpauli und ich uns einig sind. Diese Person hat zwar einen extrem wichtigen Beitrag geleistet, war aber an den ursprünglichen Untersuchungen nicht beteiligt und hat diese auch nicht initiiert. Soweit das.
Ansonsten haben Sie aber Recht: dass jetzt nicht mehr von der Statistik geredet wird (die das A und O der Vorwürfe sind), gehört zur Strategie, das alles unter den Teppich zu kehren. Zur Erinnerung: der Herausgeber des 2008 papers hat zwar einen windelweichen "Expression of Concern" herausgegeben, in dem er schreibt, den Daten nicht mehr zu trauen (!), die Arbeit ist aber immer noch nicht von ihm oder vom Verlag zurückgezogen worden.
Hierzu noch folgende Gedanken: in dem Artikel-Zusatz von profil werden die Ereignisse chronologisch gelistet. Dort ist auch der Brief zu sehen, in dem Rüdiger die UMTS-Arbeit zurückzieht. Auch der Herausgeber von IAOEH, Hans Drexler, hat laut einer Pressemitteilung der MedUni-Wien dem Rektor, Wolfgang Schütz, mitgeteilt, die Arbeit zurückzuziehen ("Zwischenzeitlich hat der Herausgeber der Zeitschrift den Rektor mit Schreiben vom 13.8. informiert, diese Publikation aufgrund nicht gegebener Verblindung zurückzuziehen, und er sich für den Beitrag der MUW zur Aufklärung in dieser Angelegenheit bedankt.") Am selben Tag (!) jedoch wurde der "Expression of Concern" von ihm (als Autor) eingereicht und von ihm (als Herausgeber) akzeptiert, die UMTS-Arbeit ist also bis heute nicht zurückgezogen worden. Seltsam ist übrigens, dass dieser "Expression of Concern", der ja eigentlich für alle Interessierten relevant ist, weder im Titel auf die kritisierte Arbeit eingeht (was üblich wäre), noch kostenlos verfügbar ist (was den Verlag nichts gekostet hätte). Weitere interessante Dokumente finden sich hier und hier (gerade heute erschienen).
Ich bin mal sehr gespannt, ob die Herausgeber oder der Springer-Verlag noch zur Einsicht gelangen, dass es besser wäre, die Arbeit umgehend aus dem Verkehr zu ziehen. Inzwischen zweifele ich das an.
Schönen Abend,
Alexander Lerchl
*** aus Rechtsgründen editiert
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Filz, Drexler, Springer-Verlag, IAOEH
Entschuldigung für Falschaussage
H. Lamarr , München, Donnerstag, 27.11.2008, 17:23 (vor 5838 Tagen) @ Alexander Lerchl
Inzwischen ist das Missverständnis geklärt: yes:. Erst nachdem ich beide Publikationen (die GSM-Studie aus 2005 und die UMTS-Studie aus 2008) den Herausgebern und der MedUni Wien gegenüber angezweifelt habe, und erst nachdem meine Veröffentlichung hierzu in der Zeitschrift International Archives of Occupational and Environmental Health (IAOEH) erschienen war, bekam ich den zusätzlichen Beweis für Datenfälschung in der IAOEH Publikation durch eine dritte Person, über deren Identität spatenpauli und ich uns einig sind. Diese Person hat zwar einen extrem wichtigen Beitrag geleistet, war aber an den ursprünglichen Untersuchungen nicht beteiligt und hat diese auch nicht initiiert. Soweit das.
Die "dritte Person" hat mir die obige Darstellung von Alexander Lerchl inzwischen ohne Einschränkung bestätigt. Wenn auch meine Behauptung nicht ausnahmslos falsch ist, so ist sie es doch in wesentlichen Punkten. Grund genug, dass ich mich hier in aller Form öffentlich bei Prof. Lerchl und dem dritten Mann für meine Faulheit entschuldige. Denn ich habe versäumt, zumindest bei einem der beiden nachzufragen, ob ich das, was mir "gesteckt" wurde, richtig verstanden habe.
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, Korrektur
Sittenbild hier, Augenwischerei dort
dlsasv , Freitag, 28.11.2008, 19:27 (vor 5837 Tagen) @ H. Lamarr
Auslöser des Streits um die beiden Studien ist nicht Frau K. und ihre mögliche Fälschung von Daten gewesen, sondern es sind Auffälligkeiten in der Statistik der Studien gewesen.
Gewissermaßen ähnliche Auffälligkeiten treten hin und wieder auch anderswo auf, führen selten mal zu einem Vorwurf, sind m.E. höchst erklärungsbedürftig, aber kein Beweis für eine Fälschung.
Es gibt allerdings neben diesen Auffälligkeiten, den zwei gescheiterten Replikationsversuchen und den dieses Jahr aufgetauchten Hinweisen auf mögliche Entblindung noch andere Merkwürdigkeiten:
Dr Speit was asked to explain what he thought happened to the cells in the Vienna co-replication. He said the cells were exposed or sham exposed to 1950 MHz, CW then the cells died [See below, ‘Joint experiment with continuous wave..’. Excerpted from Dr Speit’s presentation May 11, 2007]. Was it the exposure? It is equivocal? ‘OK, maybe somebody spit in the culture.’
Dr Speit said something unknown had happened so the experiment could not continue. There was a strong indication of chromosome aberrations [CA] and these CA were very unusual. It was very implausible how such an effect could occur, and it was not clear what happened in these experiments.
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Fälschung, Fälschungsverdacht, Speit
Merkwürdigkeiten ▼
H. Lamarr , München, Freitag, 28.11.2008, 20:06 (vor 5837 Tagen) @ dlsasv
Es gibt allerdings neben diesen Auffälligkeiten, den zwei gescheiterten Replikationsversuchen und den dieses Jahr aufgetauchten Hinweisen auf mögliche Entblindung noch andere Merkwürdigkeiten
Noch so ein Puzzleteil. Ende Oktober 2007 sagte mir Prof. A. in einem Telefonat:
Die Arbeitsgruppe um Prof. Speit, Uni Ulm, konnte trotz sauberer Arbeit die Ergebnisse (HF) der Reflex-Studie nicht bestätigen, weil sie wegen eines Kommunikationsfehlers mit Continuous-Wave-Signalen (CW) gearbeitet hätte. Prof. Rüdiger, Uni Wien, hätte DNS-Schäden jedoch nicht bei CW-, sondern bei GSM-Signalen beobachtet. Bei CW-Signalen habe auch Rüdiger keine Effekte beobachtet. Nicht ins Bild passe, dass Prof. Tauber, Uni Berlin, trotz CW-Signalen biologische Effekte beobachtet habe.
Schon eigenartig, dass eine Reflex-Replikation irrtümlich mit der falschen Befeldung gemacht worden sei. Soviel ich weiß wurden zur exakten Wiederholung sogar die Expositionskammern eigens von Wien nach Ulm gekarrt, um ja nichts anbrennen zu lassen. Und dennoch soll Speit aus Versehen mit ungepulstem Signal befeldet haben. Das wirkt auf mich so, als ob einer sein Traumhaus bis ins Detail nach seinen Wünschen bauen lässt, irrtümlich aber in der falschen Stadt.
Troll-Wiese: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?mode=entry&id=26597
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Anfrage, Reflex, Replikation, Tauber, CW-Signal, Entblindung
Merkwürdigkeiten
dlsasv , Samstag, 29.11.2008, 21:45 (vor 5836 Tagen) @ H. Lamarr
Noch so ein Puzzleteil. Ende Oktober 2007 sagte mir Prof. Prof. A. in einem [link=Telefonat]Telefonat[/link]:
Die Arbeitsgruppe um Prof. Speit, Uni Ulm, konnte trotz sauberer Arbeit die Ergebnisse (HF) der Reflex-Studie nicht bestätigen, weil sie wegen eines Kommunikationsfehlers mit Continuous-Wave-Signalen (CW) gearbeitet hätte. Prof. Rüdiger, Uni Wien, hätte DNS-Schäden jedoch nicht bei CW-, sondern bei GSM-Signalen beobachtet. Bei CW-Signalen habe auch Rüdiger keine Effekte beobachtet. Nicht ins Bild passe, dass Prof. Tauber, Uni Berlin, trotz CW-Signalen biologische Effekte beobachtet habe.
Schon eigenartig, dass eine Reflex-Replikation irrtümlich mit der falschen Befeldung gemacht worden sei. Soviel ich weiß wurden zur exakten Wiederholung sogar die Expositionskammern eigens von Wien nach Ulm gekarrt,
Bestimmt nicht von Wien. Dort gab es nämlich zunächst gar kein HF-System, später dann eines, welches bei 1950 MHz arbeitet (-> "UMTS-Studie"). Die Veröffentlichung von 2005 und damit der größere Teil der Daten, die im REFLEX-Bericht unter der Überschrift "Human fibroblasts and granulosa cells of rats (Participant 3)" stehen, kommt aus dem sXc 1800 in Berlin. Das steht im Profil-Artikel und sagt Rüdiger in einem "Letter to the Editor" an Mutation Research. Das Gerät sei von den Mitarbeitern in Berlin bedient worden und daher bezögen sich die aktuellen Zweifel an der Verblindung nicht auf die Studie von 2005. Die Herausgeber haben daraufhin entschieden, den Artikel aufgrund der momentanen Situation nicht zurückzuziehen. Auf diese Veröffentlichung von 2005 jedoch bezieht sich Speits Replikation, und dort wurde bei (intermittierendem) CW-Signal die gleiche Wirkung wie bei GSM-Modulation gefunden.
Bei CW-Signalen habe auch Rüdiger keine Effekte beobachtet.
Soweit ich weiß sind keine Experimente aus Wien bei CW-Signalen publiziert. Im Bericht zum FGF-Workshop findet sich aber Folgendes:
... his [Rüdiger] presentation slides clearly indicate CW effects, with an intermittent signal, in the Diem et al., 2005 replication in 2006 by his laboratory using 2 W/kg over 24 hours exposure on the comet assay ...
Das zugehörige Slide aus Rüdigers Präsentation:
Merkwürdigkeiten (II)
H. Lamarr , München, Samstag, 29.11.2008, 23:59 (vor 5836 Tagen) @ dlsasv
Die Arbeitsgruppe um Prof. Speit, Uni Ulm, konnte trotz sauberer Arbeit die Ergebnisse (HF) der Reflex-Studie nicht bestätigen, weil sie wegen eines Kommunikationsfehlers mit Continuous-Wave-Signalen (CW) gearbeitet hätte. Prof. Rüdiger, Uni Wien, hätte DNS-Schäden jedoch nicht bei CW-, sondern bei GSM-Signalen beobachtet. Bei CW-Signalen habe auch Rüdiger keine Effekte beobachtet. Nicht ins Bild passe, dass Prof. Tauber, Uni Berlin, trotz CW-Signalen biologische Effekte beobachtet habe.
Das BfS hat seine Webseite zu Reflex aktualisiert, dort steht jetzt erhellendes zu der seltsamen Befeldungssituation:
Von der Ulmer Arbeitsgruppe wurde das freundlicherweise von der Arbeitsgruppe Rüdiger zur Verfügung gestellte Zellsystem (ES-1-Zellen) verwendet, die Exposition wurde in einer Expositionsanlage der IT´IS Foundation durchgeführt, wie sie auch die Wiener Gruppe eingesetzt hatte. Um technische Probleme entweder der Wiener oder der Ulmer Expositionsanlage auszuschließen, fand eine technische Überprüfung der Anlagen statt. Im Verlauf der Zusammenarbeit wurden Mitarbeiter ausgetauscht und Proben parallel ausgewertet. Hierbei wurde auch überprüft, ob das unterschiedliche Vorgehen bei der Analyse der COMET Assays (Einordnung „per Auge“ in Schadensklassen bzw. computergestützte Auswertung) einen Einfluss auf die Ergebnisse hatte, was aber offenbar nicht der Fall war. Ohnehin hätte dies die unterschiedlichen Ergebnisse bei den Mikrokernen nicht erklärt.
Hinsichtlich der Expositionscharakteristik wurde von der Arbeitsgruppe in Ulm aufgrund der Angaben in Diem et al. (2005) eine intermittierende (5 min Feld angeschaltet/ 10 min Feld ausgeschaltet) Befeldung mit „continous wave“, d.h. einem unmodulierten Signal verwendet [Anm. spatenpauli: Im Gegensatz dazu nennen die Expositionsparameter der Ulmer Studie im EMF-Portal jedoch unmissverständlich auch ein gepulstes Signal: pulsed (PW) mit GSM basic modulation]. Nach Publikation der negativen Ergebnisse von Speit et al. wurde auf Fachtagungen diskutiert, ob hier – möglicherweise aufgrund einer missverständlichen Formulierung in der Publikation von Diem et al. – Unterschiede in der Expositionscharakteristik vorlagen, die die Ursache für die unterschiedlichen Ergebnisse sein könnten.
Dieser Punkt muss zwischen den Arbeitsgruppen abgeklärt werden, allerdings ist Folgendes festzuhalten: in der vorliegenden Publikation von Diem et al. ist ausdrücklich von „continous wave“, d.h. einem unmodulierten Signal im Vergleich mit zwei ebenfalls untersuchten modulierten Signalen die Rede. Im Übrigen sollte bei der engen Kooperation der beiden Arbeitsgruppen davon auszugehen sein, dass ein solcher Unterschied auffällt und korrigiert wird. Davon abgesehen erscheint es nicht plausibel, dass bei einem modulierten Signal ein sehr deutlicher Effekt auftritt, bei einem nicht modulierten Signal (aber gleicher zugeführter Energiemenge) überhaupt keiner. Dies stünde auch im Widerspruch zu den Ergebnissen von Tauber et al., die gentoxische Effekte bei Exposition mit einem nicht modulierten Signal, d.h. mit „continuous wave“ beschreiben.
Und in dieser jungen Präsentation von Prof. Speit (Oktober 2008, PDF, 3,2 MByte, 34 Seiten) macht er deutlich, warum aus seiner Sicht Reflex bislang nicht unabhängig repliziert wurde: Eine unabhängige Reproduktion der Ergebnisse aus dem REFLEX-Projekt wurde bisher nicht gezeigt. Möglicherweise ist dieser Umstand für die Entscheider bei der Vergabe von EU-Forschungsmitteln der wahre Grund gewesen, Prof. Adlkofer für seine Reflex-Folgestudie (bislang) keine Fördermittel zu bewilligen. Er (Prof. Adlkofer) sieht dies ja anders und vermutet, die (aus seiner Sicht fingierten) Fälschungsvorwürfe gegenüber den Wiener-Studien seien Ursache dafür, dass die EU diesmal nicht anbeißen mag.
Speit schließt seine Präsentation mit einem Zitat von E. Canetti, das mMn in jeder Hinsicht bestens zur Mobilfunkdebatte passt:
Wie überzeugend klingt alles, wenn man wenig weiß.
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UMTS-Studie, Finanzierung, Reflex, Fachtagung, Replikation, Fälschungsverdacht, Speit
Merkwürdigkeiten (II)
dlsasv , Mittwoch, 03.12.2008, 22:38 (vor 5832 Tagen) @ H. Lamarr
Hinsichtlich der Expositionscharakteristik wurde von der Arbeitsgruppe in Ulm aufgrund der Angaben in Diem et al. (2005) eine intermittierende (5 min Feld angeschaltet/ 10 min Feld ausgeschaltet) Befeldung mit „continous wave“, d.h. einem unmodulierten Signal verwendet [Anm. spatenpauli: Im Gegensatz dazu nennen die Expositionsparameter der Ulmer Studie im EMF-Portal jedoch unmissverständlich auch ein gepulstes Signal: pulsed (PW) mit GSM basic modulation].
In some experiments, also continuous exposure with GSM basic modulation was performed at 1 or 2 W/kg for 24 h (data not shown)
(Ergebnisse davon in Speits Präsentationen)
Nach Publikation der negativen Ergebnisse von Speit et al. wurde auf Fachtagungen diskutiert, ob hier – möglicherweise aufgrund einer missverständlichen Formulierung in der Publikation von Diem et al. – Unterschiede in der Expositionscharakteristik vorlagen, die die Ursache für die unterschiedlichen Ergebnisse sein könnten.
Dann hätte es wahrscheinlich eine Richtigstellung oder einen "Kommentar" gegeben.