Kongress-Hearing ohne Mobilfunker (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 25.09.2008, 23:08 (vor 5733 Tagen) @ H. Lamarr

  • Ellen Marks und ihr Ehemann, San Franzisko. Mr. Marks (55) leidet unter einem Hirntumor und führt dies darauf zurück, dass er als Mitarbeiter eines Testzentrums für Handys für mehr als 5600 Stunden der Strahlung von Handys ausgesetzt war.

Das stimmt nicht ganz. Wie in der Aussage von Mrs. Marks nachzulesen ist, hat ihr Ehemann über mehr als 20 Jahre Handys genutzt, zuerst analoge, dann digitale. Über viele Jahre hinweg habe er im Mittel 30 Stunden pro Monat übers Handy telefoniert und der Tumor sei auf der Kopfseite gewachsen, an die er das Handy gehalten hat. Anderer Strahlung sei Mr. Marks nicht ausgesetzt gewesen und bis auf den Kopftumor habe er keinerlei bösartige Tumore im Körper.

In der 4-seitigen Aussage von Mrs. Marks nimmt die o.g. Schilderung der näheren Umstände der Erkrankung - für mich erstaunlich - lediglich vier Zeilen ein. Der übrige Text schildert den Krankheitsverlauf und seine Folgen und zitiert kritische Wissenschaftler. Dabei wird deutlich, dass Mrs. Marks nach monatelangen Recherchen und Gesprächen mit mobilfunkkritischen Experten zu der festen Überzeugung kam, dass die Funkfelder am Tumor ihres Mannes schuld sind. Der Sohn der Eheleute habe sogar eine Website mit Links und Beiträgen zu Handyrisiken ins Netz gestellt.

Bemerkenswert ist, dass der Verband der Mobilfunkindustrie (CTIA) der Einladung des Unterausschusses, an der Anhörung teilzunehmen, nicht Folge geleistet hat. Der Vorsitzende des Unterausschusses bedauerte das Fernbleiben, weil dadurch dem Kongress und der Öffentlichkeit der Standpunkt der Industrie entgangen sei und die CTIA die Chance verpasst hat, Fragen zu stellen. Er sprach die Hoffnung aus, die Industrie werde ihre Haltung ändern, falls der Unterausschuss des Kongresses weitere Anhörungen in dieser Angelegenheit anberaumen wird (Quelle).

Kommentar: Gut möglich, dass Mrs. Marks nur auf unqualifizierte Panikmache hereingefallen ist, die es mit Sicherheit auch in den USA mehr als genug gibt. Andererseits sind mehr als 20 Jahre üppiger Handygebrauch ein Szenario, das schon bei weit schwächerem und kürzerem Gebrauch in Gestalt der Interphone-Studie ein erhöhtes Kopftumorrisiko in Aussicht stellt. Wenn sich dies als zutreffend herausstellen sollte und ich mir dann so vorstelle, dass heute z.B. jeder zehnte junge Engländer auch schon etwa 23 Stunden im Monat mit dem Handy telefonieren soll, na dann - gute Nacht!

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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