Niedrigere Grenzwerte lassen Konsequenzen erkennen (Allgemein)

Doris @, Samstag, 06.09.2008, 16:45 (vor 5925 Tagen)

Nachdem in Liechtenstein am 1. September das neue Umweltgesetz (USG) in Kraft getreten ist, das bezüglich elektromagnetischer Felder des Mobilfunks für bestimmte Bereiche ab dem Jahr 2013 nur noch eine tatsächliche elektr. Feldstärke von maximal 0,6 V/m zulässt, scheinen sich nach vorangegangenen Ankündigungen der Mobilfunkbetreiber dafür nun auch tatsächliche Konsequenzen abzuzeichnen:

Kein Empfang in den Bergen (Liechtensteiner Vaterland vom 06.09.08)
"Wegen eines Investitionsstopps der Swisscom wird es ab Frühling 2009 voraussichtlich nicht mehr möglich sein, im Liechtensteiner Berggebiet mit dem Handy zu telefonieren. Auch Orange überdenkt das Engagement im Liechtensteiner Markt."

Quelle: RDW Homepage (mit weiteren Links zum Umweltgesetz in Liechtenstein).

Kommentar:
Da ich eh kein "Grenzwertdiskutierer" bin, kann ich diese ganze Entwicklung in Liechtenstein für die Mobilfunkkritiker nicht unbedingt als Erfolg werten. Es ist nachvollziehbar, wie die Netzbetreiber reagieren, sie versuchen somit wohl auch Druck auf die Politiker auszuüben. Eine Versorgung in den Bergen - gab es zwar früher auch nicht - aber vermittelt wohl doch ein gewisses Sicherheitsgefühl und lässt auch die ein Handy mit sich führen, die es ansonsten wenig nutzen. Und ich war schon immer der Meinung, dass es den Sendemastgegnern bzw. "-verschiebern" ganz schnell an Unterstützung mangeln wird, wenn man dem Ort die komplette Möglichkeit zum Telefonieren entziehen würde. Solange das St. Florians-Prinzip funktioniert, hat man viele Unterstützer auf seiner Seite. Viele Menschen wollen keinen Masten, aber alle wollen sie telefonieren. Durch die Entwicklung in Liechtenstein kann m.E. ganz schnell passieren, dass die Mobilfunkkritiker, die in der breiten Öffentlichkeit vorwiegend als Sendemastkritiker stehen, recht schnell geächtet werden könnten, denn die Menschen sind mittlerweile so stark mit ihrem Handy verbandelt, dass sie Konsequenzen, die eine Einschränkung der Telefoniermöglichkeit bedeuten würden, wohl eher nicht hinnehmen wollen. Und ich selber würde für eine fehlende Netzversorgung in den Bergen nicht unbedingt stehen wollen.

Tags:
Liechtenstein, Konsequent, Konsequenzen

Niedrigere Grenzwerte lassen Konsequenzen erkennen

Doris @, Sonntag, 07.09.2008, 14:08 (vor 5924 Tagen) @ Doris

Im Schweizer Gigaherz-Forum wird auch über die Liechtensteiner Grenzwertsenkungen diskutiert.

H.U. Jakob äußert sich dazu so...

Liechtenstein benötigt überhaupt keine eigenen Mobilfunknetze. Das kleine Land ist so schmal, dass es von der Schweiz aus mehr als genügend bestrahlt wird. Selbst wenn in Liechtenstein sämtliche Mobilfunkbetreiber ausziehen würden, wäre Mobilfunkempfang im ganzen Land einwandfrei möglich.
Ausgenommen im Malbun oben (Berggebiet) müsste noch eine einzige Antenne stehen. Aber nicht dort, wo diese heute steht. Denn diese strahlt in den Nachbarhäusern äusserst knapp am heutigen Grenzwert von 5V/m
Liechtenstein hat mehr Arbeitsplätze als Einwohner. Die Handys der Grenzgänger bleiben wegen der Kleinräumigkeit des Landes grösstenteils auf ihren Heimatsendern eingeloggt.
Mobilfunk in Liechtenstein war deshalb von je her ein Verlustgeschäft für die Mobilfunkbetreiber. Der neue Grenzwert von 0.6V/m kommt diesen Lügenbolden jetzt hochwillkommen, als faule Ausrede, um dieses Verlustgeschäft einzustellen. Das heisst vorerst einmal keine weitere Investitionen mehr zu tätigen. Was das noch für Investitionen in einem ohnehin bereits heute komplett verstrahlten Land noch sein sollen, wird von Swisscom nicht erklärt. Die hätten hier ohnehin nichts mehr investiert. Wozu auch?
Hans-U. Jakob

Während der erste Teil seines Postings sicherlich von Handykritikern anders gesehen wird als von Sendemastkritikern, erscheint mir der zweite Teil doch recht interessant. Aber ich denke, dazu gibt es sicherlich auch andere Meinungen.

Niedrigere Grenzwerte lassen Konsequenzen erkennen

H. Lamarr @, München, Sonntag, 07.09.2008, 22:46 (vor 5924 Tagen) @ Doris

Liechtenstein benötigt überhaupt keine eigenen Mobilfunknetze. Das kleine Land ist so schmal, dass es von der Schweiz aus mehr als genügend bestrahlt wird. Selbst wenn in Liechtenstein sämtliche Mobilfunkbetreiber ausziehen würden, wäre Mobilfunkempfang im ganzen Land einwandfrei möglich.

Klingt plausibel.

Ausgenommen im Malbun oben (Berggebiet) müsste noch eine einzige Antenne stehen. Aber nicht dort, wo diese heute steht. Denn diese strahlt in den Nachbarhäusern äusserst knapp am heutigen Grenzwert von 5V/m

Wenn er es sagt ...

Liechtenstein hat mehr Arbeitsplätze als Einwohner. Die Handys der Grenzgänger bleiben wegen der Kleinräumigkeit des Landes grösstenteils auf ihren Heimatsendern eingeloggt.

Auch das kaufe ich ihm ab.

Mobilfunk in Liechtenstein war deshalb von je her ein Verlustgeschäft für die Mobilfunkbetreiber.

Das kommt mir reichlich spanisch vor. Denn Liechtenstein hat keine eigenen Mobilfunkbetreiber, sondern wird von vier "Ausländern" mit Mobilfunk versorgt: Swisscom (Schweiz), Orange (Frankreich), Mobilkom Austria (Österreich) und Belgacom (Belgien). Zumindest Swisscom und Mobilkom dürfte es ziemlich wurscht sein, ob die Gespräche nun über BTS in Liechtenstein oder von der Schweiz/Österreich aus abgewickelt werden, die Umsätze fließen ihnen so oder so zu.

Der neue Grenzwert von 0.6V/m kommt diesen Lügenbolden jetzt hochwillkommen, als faule Ausrede, um dieses Verlustgeschäft einzustellen.

Jakob vertauscht hier Ursache und Wirkung. Die Politik hat die Grenzwerte herabgesetzt, nicht die Betreiber. Verschwörungstheoretiker machen daraus: Die Betreiber haben die Politiker erpresst, die Grenzwerte herunterzusetzen, nur damit sie endlich einen Grund haben, das Verlustgeschäft einzustellen. Dieser Unsinn beruht auf der Annahme, Liechtenstein kostet den Betreibern mehr Geld als es einspielt. Aber: Ist es denn überhaupt ein Verlustgeschäft? Wenn Jakob dies behauptet muss es noch lange nicht stimmen. Hinzu kommt: Auch in Liechtenstein werden sich die Betreiber einem staatlichen Versorgungsauftrag beugen müssen, es ist ihnen also gar nicht möglich, dort das Geschäft einfach so einzustellen.

Das heißt vorerst einmal keine weitere Investitionen mehr zu tätigen. Was das noch für Investitionen in einem ohnehin bereits heute komplett verstrahlten Land noch sein sollen, wird von Swisscom nicht erklärt. Die hätten hier ohnehin nichts mehr investiert. Wozu auch?

Hallo! Die Entwicklung im Mobilfunk bleibt bekanntlich nicht stehen, sondern reicht über GPRS, UMTS und HSDPA bis zu 4G - auf dieser Strecke gibt es jede Menge Möglichkeiten, zum Nachteil (verwöhnter) Kunden auf Investitionen zu verzichten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
, Jakob, Grenzwerte, Liechtenstein

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