Im Dienst der Heiligen Schrift ▼ (Allgemein)

AnKa, Dienstag, 15.04.2008, 08:34 (vor 6262 Tagen)

Teilnehmer Kuddel hat in diesem Beitrag einen interessanten Ansatz eingebracht, der die Motive des verbissenen Teils der Mobilfunkgegner-Szene verstehen hilft. Er schreibt dort u.a.: "Langfristiges Ziel der Oberhäupter ist es, sich und die Mitglieder vor dem naheliegenden Weltuntergang zu 'retten' und den Eingang ins Paradies zu finden."

Die Endzeitvisionen der harten Kritikerszene sind auch mir schon aufgefallen. Den Aussagen solcher in der Gemeinde heilig gesprochener HohepriesterInnen wie Cornelia Waldmann-Selsam oder Dr. Ulrich Warnke lässt sich das Armageddon bildhaft entnehmen. Warnke spricht von Toten und Krebs, die heilige Conny missioniert mit ihrer heiligen Schrift der "700 Seiten" durch Dorf und Land. Immer wiederkehrendes Thema ist das allgemeine Sterben in einer verdorrenden Welt, in dieser Zeit des Endes, die wir alle durchlaufen.

Was aber eine Sekte im Innersten zusammenhält, ist niemals bloß der harmlose Glaube. Es gehört auch ein möglichst bedrohliches Feindbild dazu, das es zu pflegen gilt. Dieses Feindbild illustriert jedem gemeinen Mitglied das BÖSE.

Das BÖSE, also der SATAN selbst, tritt natürlich zuvorderst in Gestalt der verhassten Mobilfunkindustrie auf. Und ER ist ein mächtiger Gegner. ER hat Helfer in den Gefilden der "Wissenschaft", die wiederum eine Veranstaltung in SEINEN Diensten ist. So lernen es die Novizen, die Neulinge in den Mobilfunk-Bürgerinitiativen, sofern sie es nicht sowieso schon vorher wussten. Die gemeinsame Einschwörung auf das BÖSE, das ÜBEL, wirkt in allen Sekten identitätsstiftend und gemeinschaftsbildend.

Wer sich jedoch mit Sekten und deren inneren Dynamiken beschäftigt, der weiss, daß nichts den inneren Zusammenhalt so nachhaltig herbeizuzwingen vermag wie der Zeigefinger auf die Abgefallenen. Auf die Abtrünnigen. Auf die Verräter an der heiligen Schrift. Auf die, die in SEINE Dienste übergetreten sind.

Zum äußeren Feind, der Mobilfunkindustrie, gesellt sich demnach in jeder Sekte notwendig der innere Feind: der Skeptiker, der Nachdenkliche, der Ketzer, das abtrünnige IZgMF. Es ist der innere Feind, der den äußeren Feind erst richtig gefährlich macht. Der innere Feind ist der gefährlichste aller Gegner, denn er verdirbt das Gewissen. Er ist ein Partisan hinter den eigenen Linien. Ihn muss man bloßstellen und bekämpfen. Dies nicht nur, um den inneren Feind auszumerzen. Sondern auch, um die eigene Sektengemeinschaft, die eigenen Mitglieder zu disziplinieren. Ein bisschen innerer Feind dürfte aus diesem Grund sogar erwünscht sein.

Wer aber vom wahren Glauben abfällt, dem soll nicht erst in der jenseitigen Hölle die ewige Verdammnis drohen. Wohin man ihn natürlich herzlich gerne und immer wieder hinwünscht.

Sondern dem müssen auch schon hienieden, zu Lebzeiten, die Flötentöne beigebracht werden. Zumindest muss man die eigenen Sektenmitglieder vor ihm warnen. Immer wieder.

Troll-Wiese: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=20408

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"Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere." (Groucho Marx)

Im Dienst der Heiligen Schrift

KlaKla, Dienstag, 15.04.2008, 17:24 (vor 6261 Tagen) @ AnKa

Teilnehmer Kuddel hat in diesem Beitrag einen interessanten Ansatz eingebracht, der die Motive des verbissenen Teils der Mobilfunkgegner-Szene verstehen hilft. Er schreibt dort u.a.: "Langfristiges Ziel der Oberhäupter ist es, sich und die Mitglieder vor dem naheliegenden Weltuntergang zu 'retten' und den Eingang ins Paradies zu finden."

Derartige Schlüsse lassen sich ziehen wenn Frontleute wie hier zu sehen, ihre Bühne in besagten Kreisen haben.

Verwandter Thread

Scheiner & Weiner auf Jesustrip?

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Meine Meinungsäußerung

Im Dienst der Heiligen Schrift

AnKa, Dienstag, 15.04.2008, 23:46 (vor 6261 Tagen) @ KlaKla

Derartige Schlüsse lassen sich ziehen wenn Frontleute wie hier zu sehen, ihre Bühne in besagten Kreisen haben.


[quote]Verwandter Thread

Scheiner & Weiner auf Jesustrip? [/quote]

Aus der AZK-Seite: "Während die Menschheit die Wissenschaft und Wissenschaftsjournale zunehmend zu einer Art säkularen Religion und Theologie erhebt, versuchen unterdrückte Gegenstimmen auch hier vergeblich, sich Gehör zu verschaffen. Denn kompetente Wissenschaftler behaupten, dass wir auch in der Wissenschaft mit Betrug geradezu bombardiert, getränkt und gepeinigt werden."

Diese wissenschaftsfeindliche Vereinigung findet Leute, die die Existenz von Viren bestreiten, interessant. Impfungen sind ein Übel, und Aids gibt es gar nicht. Das sind Glaubensfragmente, wie man sie auch bei extremen Sekten vorfindet.

Wenn in einem solchen Themenumfeld jetzt auch Anti-Mobilfunk-Aktivisten auftreten, dann halte ich das nur für konsequent. Schließlich ist deren Ziel, für jedes erdenkliche Leiden das "Mobilfunksyndrom" als Generalursache einzuführen.

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Im Dienst der Heiligen Schrift

KlaKla, Mittwoch, 16.04.2008, 07:53 (vor 6261 Tagen) @ AnKa

Wer repräsentiert ihrer Meinung nach die Oberhäuptlinge?

Könnten sie detailliert erklären was sie mit der Endzeitvisionen der harten Kritikerszene meinen?

Cornelia wird in Kritikerkreisen liebevoll Nelly genannt. ;-)

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Meine Meinungsäußerung

Im Dienst der Heiligen Schrift

AnKa, Mittwoch, 16.04.2008, 23:30 (vor 6260 Tagen) @ KlaKla

Könnten sie detailliert erklären was sie mit der Endzeitvisionen der harten Kritikerszene meinen?

"Zum Mobilfunkgegner wird man in der Regel durch Krankheit oder Lebenskrise. Fast ein jeder kann von einem solchen Anfangserlebnis erzählen, und wie dann plötzlich ein Licht aufging. Es ist eine Bewegung der Kranken und Verstörten gegen die Gesunden und Robusten, gegen die lauthals quakenden Erfolgstypen mit ihren Handys, die auf Empfindlichkeiten keine Rücksicht nehmen; sie sind es, für die immer noch mehr Sender in die Wohngebiete gepflanzt werden.

Mobilfunkgegner neigen deshalb zu endzeitlicher Kulturkritik. Ihr privates Leiden sehen sie mit Vorliebe als Teil eines weltumfassenden Niedergangs. 'Auch die Vögel verstummen', sagt Waldmann-Selsam. "Oder sie bleiben ganz weg."

Ich kann auch detaillierter, aber müsste um etwas Geduld bitten. Die "Endzeit" der (harten) Mobilfunkgegner ist eine Metapher. Sie wähnen sich in einer immer mehr darniedergehenden Zivilisation schutzlos einer allgegenwärtigen Zwangsbestrahlung ausgeliefert, an der sie am Ende zugrunde gehen müssen. Das ist eine Endzeitvision.

Cornelia wird in Kritikerkreisen liebevoll Nelly genannt. ;-)

Das klingt ja aber auch wirklich nett, viel fröhlicher als meine "Conny". Ich bin sicher, sie tut eine ganze Menge für diese freundliche Anerkennung. Leider tut sie das falsche. Immer wieder schade, wie sich manch engagierte Menschen verrennen können.

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Im Dienst der Heiligen Schrift

AnKa, Mittwoch, 16.04.2008, 23:46 (vor 6260 Tagen) @ KlaKla

Wer repräsentiert ihrer Meinung nach die Oberhäuptlinge?

Mit den Namen der Mobilfunkgegnergrößen tue ich mich schwer. Ich bin nicht so sehr an deren Personen interessiert. Ihre Stellungnamen klingen mir auch so gleichartig und voneinander abgeschrieben/einander verstärkend, da sticht mir, ehrlich gesagt, kein großer Geist hervor. Am interessantesten, in intellektueller Hinsicht, sehe ich den Dr. Warnke. Da ist etwas Gebrochenes im Spiel. Der liefert ein ganzes Weltbild ab.

Teilnehmer Kuddel hat mit der "Kompetenzinitiative" einen guten Vorschlag gemacht (wie auch sein Beitrag zur Religiosität der "Bewegung" in der Tat jeden, der damit mal in Tuchfühlung war, inspirieren muss). Diese "Kompetenzinitiative" gründete sich meiner Ansicht nach nicht, um nach 30 Jahren Umweltbewegung ausgerechnet dieses Rad noch einmal neu zu erfinden. Man wollte wohl vielmehr, in der richtigen Erkenntnis, dass die vielen extremen Übertreiber und Eiferer die ganze "gute Sache" so langsam aber sicher ins Lächerliche treiben, ein "seriöses" Gremium installieren, das z.B. als Ansprechpartner für Presse, Funk und Fernsehen gilt. So eine Art olympisches Komittee des Mobilfunkdagegenseins.

Hat aber nicht so recht geklappt. Das liegt daran, daß nach 10 Jahren Mobilfunkpanik die postulierten Epidemien immer noch hartnäckig ausbleiben, dem Mobilfunkthema also schleichend die Luft ausgeht.

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