Im Dienst der Heiligen Schrift ▼ (Allgemein)
Teilnehmer Kuddel hat in diesem Beitrag einen interessanten Ansatz eingebracht, der die Motive des verbissenen Teils der Mobilfunkgegner-Szene verstehen hilft. Er schreibt dort u.a.: "Langfristiges Ziel der Oberhäupter ist es, sich und die Mitglieder vor dem naheliegenden Weltuntergang zu 'retten' und den Eingang ins Paradies zu finden."
Die Endzeitvisionen der harten Kritikerszene sind auch mir schon aufgefallen. Den Aussagen solcher in der Gemeinde heilig gesprochener HohepriesterInnen wie Cornelia Waldmann-Selsam oder Dr. Ulrich Warnke lässt sich das Armageddon bildhaft entnehmen. Warnke spricht von Toten und Krebs, die heilige Conny missioniert mit ihrer heiligen Schrift der "700 Seiten" durch Dorf und Land. Immer wiederkehrendes Thema ist das allgemeine Sterben in einer verdorrenden Welt, in dieser Zeit des Endes, die wir alle durchlaufen.
Was aber eine Sekte im Innersten zusammenhält, ist niemals bloß der harmlose Glaube. Es gehört auch ein möglichst bedrohliches Feindbild dazu, das es zu pflegen gilt. Dieses Feindbild illustriert jedem gemeinen Mitglied das BÖSE.
Das BÖSE, also der SATAN selbst, tritt natürlich zuvorderst in Gestalt der verhassten Mobilfunkindustrie auf. Und ER ist ein mächtiger Gegner. ER hat Helfer in den Gefilden der "Wissenschaft", die wiederum eine Veranstaltung in SEINEN Diensten ist. So lernen es die Novizen, die Neulinge in den Mobilfunk-Bürgerinitiativen, sofern sie es nicht sowieso schon vorher wussten. Die gemeinsame Einschwörung auf das BÖSE, das ÜBEL, wirkt in allen Sekten identitätsstiftend und gemeinschaftsbildend.
Wer sich jedoch mit Sekten und deren inneren Dynamiken beschäftigt, der weiss, daß nichts den inneren Zusammenhalt so nachhaltig herbeizuzwingen vermag wie der Zeigefinger auf die Abgefallenen. Auf die Abtrünnigen. Auf die Verräter an der heiligen Schrift. Auf die, die in SEINE Dienste übergetreten sind.
Zum äußeren Feind, der Mobilfunkindustrie, gesellt sich demnach in jeder Sekte notwendig der innere Feind: der Skeptiker, der Nachdenkliche, der Ketzer, das abtrünnige IZgMF. Es ist der innere Feind, der den äußeren Feind erst richtig gefährlich macht. Der innere Feind ist der gefährlichste aller Gegner, denn er verdirbt das Gewissen. Er ist ein Partisan hinter den eigenen Linien. Ihn muss man bloßstellen und bekämpfen. Dies nicht nur, um den inneren Feind auszumerzen. Sondern auch, um die eigene Sektengemeinschaft, die eigenen Mitglieder zu disziplinieren. Ein bisschen innerer Feind dürfte aus diesem Grund sogar erwünscht sein.
Wer aber vom wahren Glauben abfällt, dem soll nicht erst in der jenseitigen Hölle die ewige Verdammnis drohen. Wohin man ihn natürlich herzlich gerne und immer wieder hinwünscht.
Sondern dem müssen auch schon hienieden, zu Lebzeiten, die Flötentöne beigebracht werden. Zumindest muss man die eigenen Sektenmitglieder vor ihm warnen. Immer wieder.
Troll-Wiese: http://www.izgmf.de/scripts/forum/index.php?id=20408
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