Und immer wieder: krasse Widersprüche (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 23.03.2008, 23:05 (vor 6124 Tagen)

Was Mobilfunkkritikern der 1. Generation auf längere Sicht gnadenlos die Luft rauslassen wird, sind die krassen Widersprüche, in die sie sich immer wieder verwickeln. Hier zwei neue Beispiele, an denen diesmal - Fee, das wird Sie besonders interessieren - zwei ES-Frontleute und Dr. Oberfeld mitwirken. Reden wir also nicht lange herum, sondern schauen wir uns an, was da wieder hochgespült wurde.

Wie ja nun hinlänglich bekannt ist, predigten Mobilfunkkritiker der ersten Generation seit vielen Jahren, dass es die Pulsung ist, die modernen Digital-Mobilfunk so gefährlich macht und diesen grundlegend von Radio-, TV- und Analog-Mobilfunk unterscheidet. Ich denke dies ist unstrittig, das Internet kennt dazu jede Menge Fundstellen. Zwei dieser Fundstellen belegen, dass auch Frontleute der Elektrosensiblen (ES) dem ungepulsten Mobilfunk ohne Wenn & Aber Unbedenklichkeit attestieren und sich das alte analoge C-Netz aus Zeiten der Deutschen Bundespost zurückwünschen. Eine logisch nachvollziehbare Argumentation, die auf der empirischen Beobachtung beruht, dass jahrzehntelange Befeldung mit starker analoger (ungepulster) EMF der Bevölkerung insofern nicht geschadet hat, dass sie keinerlei ES und auch keine EMF-Kritiker hervorgebrachte.

Beispiel 1: Die Politologin Dr. Birgit Stöcker darf als Vorsitzende des Bundesverbands Elektrosmog e.V., sowie als Vorsitzende des Vereins für Elektrosensible e.V. und als Autorin des Buches "Elektrosmog - eine reale Gefahr" mit Fug und Recht als große Nummer der Kritikerszene gesehen werden. Eben sie machte am 8. Mai 2007 Vertretern des BfS einen kühnen Vorschlag: ... die Rückkehr zum alten analogen, nur beruflich genutzten, vor allem aber "ungepulsten" C-Netz als Alternative (zum gepulsten Mobilfunk). (Quelle gefunden hier von KlaKla).

Beispiel 2: Uli Weiner, medienerprobter Vorzeige-ES, haute schon zuvor in die selbe Kerbe wie Dr. Birgit Stöcker. In einem Interview aus dem Jahr 2004 heißt es: "Ich habe immer gesagt, wenn Handys schädlich wären, müsste ich es als erster merken, schließlich arbeite ich rund um die Uhr damit", berichtete Ulrich Weiner. Doch seine gesundheitlichen Probleme zeigten sich schleichend. Zunächst bemerkte er Konzentrationsschwächen nach dem Gebrauch seines Handys. Er stieg von der digitalen Technik auf das analoge C-Netz um, mit dem Ergebnis, dass diese Probleme verschwanden. Nach der Abschaltung der analogen Technik ein Jahr später war er jedoch gezwungen, erneut ins digitale D1-Netz zu wechseln. Das PDF des Interviews wurde mir übrigens von Uli Weiner selbst zugeschickt, ohne dass er irgendwelche unrichtige Darstellungen durch den Interviewer beklagte.

So, und nun zu dem krassen Widerspruch: Anfang Februar 2008 präsentierte der Salzburger Umweltmediziner Gerd Oberfeld eine Studie, in der er ausgerechnet im Umkreis eines anlogen Mobilfunksenders (C-Netz) einen starken Zuwachs an Krebserkrankungen beobachtet haben will. Das österreichische C-Netz hat mit dem deutschen C-Netz zwar wenig zu tun, die im hier betrachteten Zusammenhang wichtigste Eigenschaft haben beide Netze jedoch gemeinsam: beides sind Analognetze. Der Widerspruch ist offenkundig: Wurden bislang (untergegangene) analoge Mobilfunknetze von schwer elektrosensiblen Meinungsmachern über viele Jahre hinweg als unbedenkliche Technik propagiert, so steht eben jene Technik jetzt im Verdacht, Krebs ausgelöst zu haben! Krebs, das finale Schreckensszenario, gegenüber dem die Befindlichkeitsstörungen von ES beinahe zur Bedeutungslosigkeit verblassen.

Wer nun erwartet hat, dass die Oberfeld-Studie, von etablierten Mobilfunkkritikern mit Skepsis betrachtet wird, schließlich torpediert diese Studie die langjährigen Behauptungen von der vermeintlich harmlosen ungepulsten Analogtechnik, der irrte sich gewaltig. Die Bürgerwelle berichtete ungerührt schon Ende 2005 von den Krebsfällen in Hausmannstätten und dem Beginn der Oberfeld-Studie, niemand störte sich daran, dass es um den Sender eines Analognetzes ging. Auch von Dr. Oberfeld selbst ist, was den Widerspruch anbelangt, nichts Erhellendes, sondern eher Kryptisches zu lesen: "Die Untersuchung von C-Netz Sendern ist aus mehreren Gründen zielführend. Diese ergeben sich etwa aus dem Umstand, dass die Antennencharakteristika hinreichend bekannt sind und im Prinzip nur die Information über den Standort und die Antennenhöhe erforderlich ist, um die Exposition nachzubilden. Weiters waren im Expositionszeitraum 1984-1997 die Hochfrequenzexpositionen noch überschaubar, ein Umstand, der die Erforschung gesundheitlicher Auswirkungen der neuen Technologien zunehmend erschwert." Auch Kritiker Jürgen Groschupp fragte nicht nach, wieso die lange Jahre von der Kritik gehätschelte Analogtechnik nun plötzlich zum Krebspromotor werden konnte. Nein, kein Interesse an Hintergründen, Hauptsache es finden sich irgendwelche Hinweise auf die Gefährlichkeit von Mobilfunksendern, selbst wenn diese Hinweise allem widersprechen, was bislang in mobilfunkkritischen Kreisen mit Hingabe propagiert wurde. Groschupp setzt noch einen drauf und nimmt ausgerechnet die Oberfeld-Studie an einem ungepulsten Analog-Sender mit zum Anlass, zukünftig gegenüber gepulsten Digital-Sendern als Totalverweigerer aufzutreten und nicht mehr an Positiv-Planungen mitzuwirken. Wer bitte soll das noch verstehen? Wer bitte soll solche Mobilfunkkritiker, die ihr Fähnchen mit jeder neuen Studie hemmungslos von Nord nach Süd umhängen, noch ernst nehmen? Außer beim eigenen Gefolge wohl niemand. Alle anderen wundern sich kopfschüttelnd über die Widersprüche in den Aussagen öffentlich wahrgenommener Akteure, die nicht gerade von geballter Kompetenz zeugen und aus meiner Sicht eine der Hauptursachen für die Stagnation sind, in der die Mobilfunkkritik seit Jahren verharrt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Oberfeld, C-Netz, Exposition, Weiner, Stöcker, Groschupp, Widersprüche, Hausmannstätten

Und immer wieder: krasse Widersprüche

Doris @, Sonntag, 23.03.2008, 23:30 (vor 6124 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Doris, Montag, 24.03.2008, 00:16

Wer bitte soll das noch verstehen? Wer bitte soll solche Mobilfunkkritiker, die ihr Fähnchen mit jeder neuen Studie hemmungslos von Nord nach Süd umhängen, noch ernst nehmen? Außer beim eigenen Gefolge wohl niemand. Alle anderen wundern sich kopfschüttelnd über die Widersprüche in den Aussagen öffentlich wahrgenommener Akteure, die nicht gerade von geballter Kompetenz zeugen.

Die Argumentation von Herrn Jakob verkommt mir immer wieder auch in anderen Bereichen.

Zudem steht fest, wenn schon das alte C-Netz solche Schäden verursachte, wie schlimm muss es dann um die gepusten Nachfolge-Netze bestellt sein.
Also für Mobilfunkpropaganda sollten Sie sich nicht hergeben. Und es sollte in diesem Forum auch kein Platz dazu eingeräumt werden.
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Nun ist Herr Jakob ja nicht irgendjemand, sondern hat schon eine recht einflussreiche Führungsposition in der Schweizer Kritikerbewegung. Und auch wenn Herr Jakob auf lange Sicht gesehen vermutlich nicht erfolgreich bleiben wird mit Senderverhinderung bzw. Verhinderung neuer Techniken wie WIMAX, hat er m.E. momentan doch mehr Einfluss und auch "Erfolg" wie so manche Bewegung hier in Deutschland. Das mag vermutlich daran liegen, dass der Schweizer Verein "Gigaherz" genügend Geld hat um entsprechende Gerichtsverhandlungen zu führen. Ob das Vorgehen der Schweizer für die Volksgesundheit nun gut oder schlecht ist, darüber mag ich nicht diskutieren oder spekulieren, aber er trägt durch diesen Einfluss den er hat, doch auch eine ebenso große Verantwortung für das was er tut und dazu gehört eben auch seine Arbeit kritisch zu hinterfragen. Dies meine ich bei Gigaherz nicht zu erkennen.

Auch in anderen Bereichen, z.B. wenn es um Niederfrequenz oder Hochfrequenz geht, erlebte ich übrigens in den Kritikerkreisen (nicht im Gigaherz !) auch so eine Argumentation. Es gab mal eine Studie über Lokführer, bei denen soviel ich noch weiß eine höhere Krebserkrankung festgestellt wurde, die im Zusammenhang mit der Niederfrequenz gebracht wurde. Begeistert wurde diese Sache aufgenommen und selbstverständlich auf Mobilfunk übertragen. Auf meinen Einwand, dass es es sich aber hierbei um Niederfrequenz handelt, lautete die Antwort auch "das verstehen sowieso die wenigsten und wenn es schon bei der Niederfrequenz so ist, dann ist doch jedem klar, dass es bei der Hochfrequenz noch schlimmer sein muss".

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, Jakob, Gigaherz

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Fee, Montag, 24.03.2008, 00:36 (vor 6124 Tagen) @ Doris

Die Argumentation von Herrn Jakob verkommt mir immer wieder auch in anderen Bereichen.

Wissen Sie Doris, von Ihren ach so klugen Worten haben die Betroffenen nicht gelebt. Jeder Tag, an dem einen nicht immer noch mehr Antennen und weitere Drahtlostechnologien kaputtstrahlen, ist ein geschenkter Tag. Ob die Argumentation stimmt, kann ich nicht beurteilen, ebensowenig welche gesundheitlichen Auswirkungen und evt. Unterschiede welche Modulationen haben, dies wäre ein Studienthema. Ich selber habe bis jetzt gesundheitlich negativ reagiert auf GSM-Mobilfunkantennen, DECT, Radar und W-Lan und auf eine unterschiedliche Art auf niederfrequente Felder. Und Spatenpauli, weshalb sollte mich etwas besonders interessieren, weil es zwei ES-Frontleute sind, es reicht mir für meine Aussagen verantwortlich zu sein, diese Menschen sollen es für ihre sein. Interessant finde ich jedoch den Artikel der Bürgerwelle bereits von 2005 zum Sender Hausmannstätten. Diese erwähnten Menschen hätten doch kaum ihre Erkrankungen mit einem Sender in Verbindung gebracht, wenn dort keiner gewesen wäre.

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Verzweiflung, Hoffnung, Hausmannstätten

Und immer wieder: krasse Widersprüche

Doris @, Montag, 24.03.2008, 00:51 (vor 6124 Tagen) @ Fee

Wissen Sie Doris, von Ihren ach so klugen Worten haben die Betroffenen nicht gelebt. Jeder Tag, an dem einen nicht immer noch mehr Antennen und weitere Drahtlostechnologien kaputtstrahlen, ist ein geschenkter Tag. Ob die Argumentation stimmt, kann ich nicht beurteilen, ebensowenig welche gesundheitlichen Auswirkungen und evt. Unterschiede welche Modulationen haben, dies wäre ein Studienthema.

Ich weiß zwar nicht, warum das Anführen von Herrn Jakobs Argumentation mir nun diesen Vorwurf einbringt, aber das vertiefe ich jetzt auch nicht.

Wissen Sie warum es kontraproduktiv ist, wenn es nun auch so ganz selbstverständlich die ganze analoge C-Technik sein soll, die auch schon schädlich gewesen sein soll. Immer dann, wenn z.B. die Wölfle Schreiber mit der "100-jährigen Funkerfahrung" argumentieren, kommt als Reaktion, dass die gefährliche digitale Funktechnik eben erst seit Mitte - Ende der 90er Jahre wirklich flächdeckend verbreitet ist und deshalb erkennbare Auswirkungen noch gar nicht zu sehen seien. Wenn das C-Netz nun doch auch zu der gesundheitlich nachteiligen Technologie gehören soll, dann müssten nach über 25 Jahren aber schon Erkrankungen im Zusammenhang mit Funktechnik zu erkennen sein, die sich in Statistiken zeigen würden.

Schwarmverhalten

H. Lamarr @, München, Montag, 24.03.2008, 01:28 (vor 6123 Tagen) @ Doris

Wenn das C-Netz nun doch auch zu der gesundheitlich nachteiligen Technologie gehören soll, dann müssten nach über 25 Jahren aber schon Erkrankungen im Zusammenhang mit Funktechnik zu erkennen sein, die sich in Statistiken zeigen würden.

Es kommt sogar noch schlimmer, Doris! Wer behauptet, schon das analoge C-Netz habe den Leuten den Krebs gebracht, der muss sich die Frage gefallen lassen, warum dann die noch viel ältere analoge Sendetechnik mit enorm leistungsstarken Radio- und TV-Sendern nicht regelmäßig im Nahfeld dieser Stationen eindeutig identifizierbare Krebszonen zur Folge gehabt haben. Da kollabiert ein kompletter über Jahre hinweg gepflegter Argumentationsstrang, wenn jetzt auch noch die analoge Sendetechnik rückwirkend per Fingerschnipp zum Krebsauslöser ernannt wird. Da wird sich bestimmt jeder drüber freuen, der sich auf Empfehlung von kompetenter Seite ein CT1+ zugelegt hat. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: diese Kritiker-Stampede wird ausgelöst von einer einzigen Studie, die noch nicht einmal die Beine vom Eis hat. Doris, sowas gibt's nur bei uns Mobilfunkkritikern, anderwo hab' ich so ein Schwarmverhalten bei Menschen noch nicht beobachten können.

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Tags:
CT1, C-Netz, Stöcker

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H. Lamarr @, München, Montag, 24.03.2008, 01:07 (vor 6124 Tagen) @ Fee

Interessant finde ich jedoch den Artikel der Bürgerwelle bereits von 2005 zum Sender Hausmannstätten. Diese erwähnten Menschen hätten doch kaum ihre Erkrankungen mit einem Sender in Verbindung gebracht, wenn dort keiner gewesen wäre.

Doch, Fee, warum denn nicht? Der unstrittige Nocebo-Effekt könnte dies plausibel erklären, wenn die Leute nur glaubten, einer C-Netz-Antenne ausgesetzt gewesen zu sein. Vielleicht war dies nur ein ungewöhnlich langer Blitzableiter, die Antenne eines Funkamateurs oder was weiß ich für ein Ding, was die Leute dort gesehen haben. Vergessen Sie nicht, dass eine moderne Mobilfunk-Sektorantenne viel leichter zu identifizieren ist als eine C-Netz-Antenne, die vermutlich als Rundstrahler lediglich in Form eines senkrechten Metallstabes ausgeführt war. Aber was soll's, wir sind Gottseidank mal nicht auf Mutmaßungen angewiesen, ich hoffe sehr, dass im Zuge der Unterlassungsklage gegen Oberfeld eindeutig festgestellt wird, was nun wirklich in Hausmannstätten los war. Ich halte beides für möglich. Ihr Präsident dagegen hat sich ja schon festgelegt und ich bin gespannt, wie er damit umgehen wird, sollte sich ein Irrtum von Dr. Oberfeld herausstellen. Obwohl ich nicht so recht daran glauben mag, dass er jemals öffentlich einen Fehler eingesteht und Zurückrudert. Hat er sowas jemals getan?

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Nocebo, Unterlassungsklage, Basisstation

Legende mit Flugrost

H. Lamarr @, München, Montag, 24.03.2008, 00:39 (vor 6124 Tagen) @ Doris

Die Argumentation von Herrn Jakob verkommt mir immer wieder auch in anderen Bereichen.

Ein Argument, sagt Wikipedia, ist eine Aussage oder eine Folge von Aussagen, die zur Begründung oder zur Widerlegung einer Behauptung (These), angeführt wird. Die zusammenhängende Darlegung von Argumenten wird als Argumentation bezeichnet.

Jakob argumentiert nicht, er macht das Gegenteil: Er stellt nur noch wilde Behauptungen auf. Was mich dabei ärgert ist das gönnerhafte Getue, das er dabei an den Tag legt und dass er zugleich noch nicht einmal imstande ist, wenigstens zu versuchen, seine wilden Behauptungen mit irgendwelchen stützenden Links zu untermauern. Nein, Mühe macht sich der alte Herr wahrhaftig keine mehr bei seinen seltenen Forumsauftritten.

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, Jakob, Rentner, Gigaherz, These, Aufgewärmt

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