Das Duisburger Modell: mittendrauf statt nebenan (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 20.08.2007, 01:06 (vor 6305 Tagen)

Aufbau und Inbetriebnahme der Mobilfunkmasten - Duisburger Modell

Funkmasten unter 10 m Höhe bedürfen zur Zeit keiner Genehmigung durch die Bauordnungsbehörde, so dass die Netzbetreiber die Standorte für ihre Mobilfunkmasten frei wählen können. Um Einfluss auf die geplanten Standorte der Mobilfunkmasten zu nehmen, wurden zwischen den kommunalen Spitzenverbänden und den Mobilfunkbetreibern Vereinbarungen über eine verstärkte Zusammenarbeit geschlossen.

Vor dem Aufbau und der Inbetriebnahme der Mobilfunkmasten werden die Standorte mit der Stadt Duisburg abgestimmt (Runder Tisch). Die Stadt Duisburg verfolgt dabei den verstärkten Schutz sensibler Bereiche wie Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser. Dabei werden die sensiblen Bereiche grundsätzlich nicht als mögliche Standorte abgelehnt, sondern kommen unter Bezugnahme auf den "Leuchtturm-Effekt" (unter den Funkantennen wurden geringere Feldstärken gemessen als im Umfeld der exponierten Nachbarschaft) bevorzugt als Standort in Frage.

Wie in der obigen Grafik zu sehen ist, wird die höchste Leistung in horizontaler Richtung (Hauptkeule) abgestrahlt. Die Leistung der in andere Richtung zeigenden Nebenkeulen (auch Nebenzipfel genannt), liegt etwa um den Faktor 50 - 100 unterhalb der in Hauptstrahlrichtung zeigenden Hauptkeule, so dass unterhalb der Sendeantenne eine wesentlich geringere Leistung abgestrahlt wird als in horizontaler Richtung.

Sollten Orte sensibler Nutzung nicht als Basis für Antennenanlagen geeignet sein, sind die Funkantennen so zu positionieren und auszurichten, dass an den Orten sensibler Nutzung möglichst geringe Feldstärken (maximal 10 % der Grenzwerte der 26. BImSchV.) vorherrschen. Zuständig für die Mobilfunkanlagen auf öffentlichen Gebäuden ist das IMD als Koordinierungsstelle in Zusammenarbeit mit den Bereichen Umwelt, Bauordnung, Stadtplanung und den Objektnutzern.

Quelle: http://www.duisburg.de/vv/31/102010100000102805.php

Kommentar: Ein gelungenes Modell, das sich vernünftig an den physikalischen Gegebenheiten der Funkwellenausbreitung orientiert. Andere Modelle orientieren sich unglücklicherweise eher daran, Gebäude mit sensibler Nutzung von Mobilfunkstationen gänzlich frei zu halten - weil dies der Bevölkerung einfacher zu vermitteln ist als die in aller Regel deutlich bessere Mittendrauf-Alternative. Der Haken solcher Modelle: Betreiber lassen sich dann eben nicht auf der städtischen Schule oder dem Altersheim, sondern einfach ein paar Meter weiter auf einem privaten Gebäude nieder. Dies bewirkt, dass nicht selten die oberen Stockwerke des öffentlichen Gebäudes, in dem sich sensible Nutzer aufhalten (Kinder/Senioren/Kranke), dem Hauptstrahl der nun benachbarten Antennen unerfreulich nahe kommen und so einer wesentlich höheren Funkbelastung ausgesetzt werden. Wir werden versuchen, beizeiten vom Duisburger Rathaus eine Stellungnahme darüber zu bekommen, wie die Bevölkerung auf den vermeintlichen Affront "mittendrauf, statt nebendran" reagiert.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Runder Tisch, Vorsorgemodell, Bauordnung


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