Dauerstrahler DECT (Allgemein)

Kuddel, Dienstag, 12.06.2007, 19:56 (vor 6359 Tagen) @ KlaKla
bearbeitet von Kuddel, Dienstag, 12.06.2007, 21:00

Schnurlos-Telefone - Gepulste Dauersender

Video...

Quelle: ARD Ratgeber Technik

Obwohl von der ARD stammend, enthält der Beitrag etliche zahlentechnische Fehler und Übertreibungen , welche (Absicht oder nicht?!?) das Thema dramatisieren.

1.)
Der Baubiologe "misst" eine Leistungsflußdichte von 70..80 mW/m² in 0,5m Abstand hinter einer "massiven" Wand.
Merkwürdigerweise entsprechen die 70mW..80mW/m² so gerade dem theoretisch möglichen Wert im Freifeld (S=250mW/(4*Pi*0,5²))=79mW/m². Wenn -wie im Betrag gesagt- eine massive Wand dazwischen ist, so sind die gemessenen Werte von der Höhe her stark zu bezweifeln ,da z.B. eine 17,5cm Kalksandsteinwand die Leistungsflußdichte ca um 10dB (=Faktor 10) absenken würde (siehe hier)


2.)
Im Beitrag wird behauptet, DECT-Mobilteile senden immer mit höchstmöglicher Sendeleistung. Dabei wird ein Siemens Mobilteil Typ Gigaset 4000 gezeigt.
=> Unwahr: Gerade die Mobilteile dieses Herstellers enthalten seit über 10 Jahren eine eingebaute Leistungsabsenkung, welche im Umkreis von einigen Metern zur Basisstation die Sendeleistung des Mobilteils auf 1/4 ..1/10 reduziert. (siehe hier)
(War schon vor nunmehr 8Jahren für mich ein Hauptargument, ein Gerät dieses Herstellers zu anzuschaffen).

3.)
Der Baubiologe "misst" mit einem Spektrumanalyssator die Leistungswerte von 2 DECT Basisstationen und addiert die Messwerte , so dass er auf die doppelte Leistungsflußdichte (17-fache Überschreitung des ECOLOG-Vorsorgewertes) kommt.
=> Hier darf er die Leistungswerte nicht addieren, da er die Puls-Spitzenleistung gemessen hat und 2 DECT-Basistationen prinzipbedingt nicht zur gleichen Zeit senden, sondern hintereinander (in verschiedenen Zeitschlitzen).

4.)
In dem im Filmbeitrag gezeigten Szenario steht das Bett mehr als 2 Meter von dem Schnurlostelefon entfernt. Bereits in diesem Abstand würde der Ecolog Vorsorgewert (10mW/m²) -auf welchen sich ARD-Ratgeber beruft- schon im Freifeld unterschritten werden. Aufgrund der "massiven" Wand dazwischen sind die Leistungsflußdichten im Bereich des gezeigten Bettes wahrscheinlich sogar geringer als 1mW/m².

5.)
Der Baubiologe sagt in dem Beitrag, dass durch ausreichenden Abstand zur Basis die Werte reduziert werden können, aber eine Unterschreitung der Vorsorgewerte (Ecolog-Institut 10mW/m²) erst in einem Abstand zur Basis von größer 10 Meter möglich sei...
=> Eine glatte Lüge, ...oder der Baubiologe ist nicht kompetent ?!?
In 10 Meter Abstand beträgt selbst unter optimalen Bedingungen (Freifeld) die theoretisch mögliche Leistungsflußdichte nur etwa 200uW/m² und liegt damit um Faktor 50 unterhalb des von der ARD genannten ECOLOG Vorsorgewertes von 10mW/m².


Fazit: Einerseits traut sich die ARD nicht, allzu geringe Vorsorgewerte zu nennen (kaum sonst ein "Baubiologe" beruft sich auf die "hohen" ECOLOG Vorsorgewerte), andererseits wird dieser Umstand aber durch meßtechnische Taschenspielertricks und unwahre Behauptungen ausgeglichen, bzw eine Überschreitung der Vorsorgewerte in bestimmten Szenarien suggeriert, obwohl nicht zutreffend.

Auf meinen Nachttisch würde ich eine DECT Basis allerdings auch nicht gerade stellen ;-)


Kuddel

Nachtrag:
Tabelle: Theoretische Leistungsflußdichte einer DECT Basis
Formel: S=P/(4*Pi*d²) mit P=0,25Watt (EIRP)

d=1,4m => S=10mW/m²
d=4,5m => S=1mW/m²
d=14m => S=0,1mW/m²

Tags:
, Leistungsflussdichte, DECT, Taschenspielertrick


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