Elektrosensible Bäume: Waldbesitzer vs. Forstamtsleiter (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 21.08.2016, 14:20 (vor 2868 Tagen)

In einem Artikel des Merkur treffen bei einem Ortstermin in Sichtweite des Funkturms Schöngeising ein Waldbesitzer und ein Waldexperte aufeinander. Der eine hält es ungeniert mit pseudowissenschaftlicher Esoterik und dem Glauben an krankmachende Funkstrahlen, der andere hält mit Fachwissen dagegen. Eine erhellende Auseinandersetzung. Und los geht's mit dem Merkur-Artikel:

Schöngeising – Können elektromagnetische Strahlen Bäume schädigen? „Gerade heuer ist das unzweifelhaft feststellbar“, sagt Johann Grüner, Waldbesitzer aus Zankenhausen. „Wissenschaftlich nicht nachweisbar“, sagt dagegen Forstamtsleiter Hans-Jürgen Gulder. Ein Ortstermin zu dieser Streitfrage in den Wäldern rund um den Funkturm Schöngeising.

Der Schlüsselbund an dem kleinen kurzen Kettchen kreist wild umher. „Oh, Sie haben ein ganz starkes Eigenmagnetfeld!“ sagt Johann Grüner zu dem Reporter, als sich dieser dem Zankenhausener bis auf einen halben Schritt genähert hat. Nicht ganz so wild, aber immer noch beträchtlich kreist der Schlüsselbund unterhalb Grüners Faust, als sich Forstamtsleiter Hans-Jürgen Gulder auf ähnliche Weise Grüner genähert hat.

Kleine Auftaktdemonstration, die beweisen soll, dass unsichtbare Magnetfelder unvermutete Wirkungen haben können. Wir haben uns am Jexhof getroffen. Vielleicht genau deswegen da, weil vor allem Städter hier an diesem idyllischen Ort, umgeben von Wäldern, eine heile Welt erfahren. Schon allein der geschichtliche Kontext des Bauerhofmuseums lässt neuartige Waldschäden (vulgo: Waldsterben) gar nicht zu.

Und tatsächlich: saftige, dunkelgrün-kühle Mischwälder hinter den in der Sommerhitze flimmernden Obstwiesen des Jexhofs. Doch Johann Grüner fordert uns auf, genauer hinzuschauen. Auf dem Kamm der leichten Höhenzüge in Richtung Funkturm, der von hier aus gut zwei Kilometer entfernt aber nicht sichtbar ist, sind die Bäume leicht schütter, das Grün heller, um nicht zu sagen mit einer Spur grau.

Wir steigen in Gulders Allradfahrzeug und fahren Richtung Funkturm, bis der Weg nach einigen rechts-links mitten auf einer kleinen Lichtung zu Ende ist. Der Landmaschinen-Meister hat hier vor über 30 Jahren einen Hektar Wald gekauft. „Der bräuchte dringend eine Durchforstung“, kommentiert der Forstmann nebenbei.

Grüner, trotz seines Rentenalters mit seiner Landtechnik-Werkstatt noch schwer beschäftigt, hat dafür keine Zeit. Aber darum geht’s heute auch nicht. „Die kahlen Wipfel der Laubbäume und das lichte Nadelkleid der Fichten zeigen die Auswirkungen des durch den Funkturm gestörten Umfeldes“, stellt Grüner nach jahrelanger Beobachtung fest. Während die im dichten Bestand stehenden Bäume das von außen kommende Magnetfeld teilweise abschirmen, seien Randbäume und einzeln stehende Bäume am meisten betroffen.

Der Forstmann Gulder hat dafür eine ganz andere Erklärung: „Randbäume sind immer sensibler, weil sie größeren Windkräften ausgesetzt sind und auch Schadstoffe direkter abbekommen.“ Besonders problematisch sei, wenn gerade Rotbuchen, die jahrzehntelang im Bestand standen, auf einmal frei stehen, weil die Bäume drumrum gefällt oder umgeworfen wurden. weiter ...

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Elektrosensible Bäume: Munkeln & Raunen

H. Lamarr @, München, Montag, 22.08.2016, 12:52 (vor 2867 Tagen) @ H. Lamarr

In einem Artikel des Merkur treffen bei einem Ortstermin in Sichtweite des Funkturms Schöngeising ein Waldbesitzer und ein Waldexperte aufeinander. Der eine hält es ungeniert mit pseudowissenschaftlicher Esoterik und dem Glauben an krankmachende Funkstrahlen, der andere hält mit Fachwissen dagegen. Eine erhellende Auseinandersetzung.

Wo Mobilfunkgegner unterwegs sind herrscht Munkeln & Raunen. Diesmal ist es der anonyme "Gast", der sich müht, mit Kommentaren zu dem Merkur-Artikel Misstrauen gegenüber der Integrität der Behörden zu säen. Ein bekannt typisches Verhalten der Anhänger von Verschwörungstheorien:

Der Beamte beruft sich natürlich mal wieder auf die fehlenden Beweise. Dass diese fehlen hat einen guten Grund. Es ist politisch nicht gewollt, dass ernsthafte Studien diesbezüglich durchgeführt werden. Wären die Beweise erst mal da, müssten wir das gesamte Thema Funktechnik infrage stellen. Der Staat stellt kein Mittel für solche Untersuchungen bereit, die Wirtschaft ist dem Ergebnis ohnehin nicht interessiert, also wird diesbezüglich auch keine Forschung betrieben. So verstreichen Jahre und die Bürger werden dumm gehalten. Hat jemand auf Grund seiner Beobachtungen Anzeichen, dass es einen solchen Einfluss gibt, wird er mit fehlenden Beweisen abgekanzelt.

"Fahrenheit451" entgegnet "Gast" noch am selben Tag:

"Der Staat stellt kein Mittel für solche Untersuchungen bereit" - selten so einen Schmarrn gelesen. Seit Heinrich Hertz wird zu elekrtomagnetischer Strahlung geforscht ohne Ende, aber wenn ein Zankenhausener um die Ecke kommt und mit dem Schlüsselbund klappert, stellen wir gleich die Funktechnik in Frage. Die Berufserfahrung und Fachkenntnis des Försters zählt ja nicht. Geht´s eigentlich noch?

Doch "Gast" ist sich seiner Sache sicher. Belegte Fakten für seine Behauptungen kann er nicht beibringen, notgedrungen muss deshalb Munkeln & Raunen über die Atomwirtschaft herhalten, das zieht schließlich immer:

Nein, für ein Forschungsprojekt dieser Art wird kein Geld ausgegeben, weil man das Ergebnis nicht veröffentlichen will. Wenn das Ergebnis wäre, dass elektromagnetische Wellen Pflanzen und Menschen schädigen, würde das Auswirkungen für viele Branchen haben. Insbesondere Verbände wie der Bitkom würden Sturm gegen ein solches Forschungsprojekt laufen.

Was der Bürger nicht wissen soll, wird seit langer Zeit schon verdeckt gehalten. Bestes Beispiel dafür, aus einem anderen Bereich, bei dem rein wirtschaftliche Interessen im Vordergrund standen, ist das Reaktorunglück vom September 1986 in Geesthacht bei Lübeck. Die Anwohner hatten zahlreiche Beweise dafür gesammelt, dass es den Atomunfall in Deutschland gab. Der Boden ist mit kleinen Kügelchen verseucht. Journalisten wollten diese bei deutschen Kernforschungsinstituten untersuchen lassen. Alle haben ohne Begründung abgelehnt. Erst eine Untersuchung in Russland brachte Klarheit, um welche Substanzen es sich handelt.

Kommentar: Ich halte das Gerede von "Gast" für dummes Geschwätz, mit dem die Bevölkerung verunsichert werden soll. Meine eigene Langzeitbeobachtung zeigen keinerlei negative Wirkung eines über die Jahre hinweg mit zunehmend mehr Antennen bestückten Sendemasten auf einen nur wenige Meter entfernten Laubbaum. Von ein paar harmlosen Spinnern abgesehen sieht auch niemand Baumschäden aufgrund von Mobilfunk-Sendemasten. Nicht einmal starke Radarsignale zeigten in einem praktischen Versuch Wirkung auf Bäume. Aus meiner Sicht hat das dumme Geschwätz auch ganz andere Beweggründe, als die Sorge ums Gemeinwohl, es geht darum tiefsitzende Ängste gegenüber Funk in der Bevölkerung zu pflanzen, damit die Geschäfte der zahllosen "Helfer", die an Elektrosmog-Gruselgeschichten gut verdienen, möglichst üppig blühen.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Elektrosensible Bäume: Munkeln & Raunen

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 24.08.2016, 12:54 (vor 2865 Tagen) @ H. Lamarr

Kommentar: Ich halte das Gerede von "Gast" für dummes Geschwätz, mit dem die Bevölkerung verunsichert werden soll. Meine eigene Langzeitbeobachtung zeigen keinerlei negative Wirkung eines über die Jahre hinweg mit zunehmend mehr Antennen bestückten Sendemasten auf einen nur wenige Meter entfernten Laubbaum. Von ein paar harmlosen Spinnern abgesehen sieht auch niemand Baumschäden aufgrund von Mobilfunk-Sendemasten. Nicht einmal starke Radarsignale zeigten in einem praktischen Versuch Wirkung auf Bäume. Aus meiner Sicht hat das dumme Geschwätz auch ganz andere Beweggründe, als die Sorge ums Gemeinwohl, es geht darum tiefsitzende Ängste gegenüber Funk in der Bevölkerung zu pflanzen, damit die Geschäfte der zahllosen "Helfer", die an Elektrosmog-Gruselgeschichten gut verdienen, möglichst üppig blühen.

Leicht abgemildert habe ich den Kommentar oben auch bei Merkur als Kommentar zu dem gelungenen Artikel eingestellt. Doch freigeschaltet wurde dieser Kommentar nicht, sondern kommentarlos von einem Wächter gelöscht. Nicht das erste mal, dass Merkur-Online einen Kommentar des IZgMF wegbügelt. Besser gesagt: Merkur-Online mag uns nicht, bisher konnten wir noch keinen Kommentar an den strengen Wächtern vorbei bringen, darunter auch zweifelsfrei harmlose.

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