Interessenkonflikte: Leszczynski vs. Lerchl (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 05.02.2024, 20:41 (vor 97 Tagen)

Dariusz Leszczynski, nicht zu verwechseln mit Dariusz Leszczynski :-), und Alexander Lerchl sind nicht die allerbesten Freunde. Das ist bekannt. Aber warum ist das so? Was ihn selbst anbelangt, gab Dariusz 2021 in seinem Blog Auskunft.

Dariusz, 1955 in Polen geboren und 1990 in Finnland eingebürgert, ist im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen offenherzig und lässt sich in die Karten schauen. So auch im Februar 2021, als er in seinem Blog darüber berichtete, warum er mit Lerchl auf Kriegsfuß steht. Unter anderem lässt er in dem Beitrag seine Leser wissen (Auszug in deutscher Übersetzung):

Natürlich habe ich einen Interessenkonflikt, wenn ich Lerchl erwähne. Ich habe zwei dieser Interessenkonflikte:

► Das MOPHORAD-Projekt, das die REFLEX-Forschung fortsetzen sollte, wurde trotz sehr guter wissenschaftlicher Bewertung nicht finanziert, weil Lerchl es schlecht redete. Eines der Teilprojekte von MOPHORAD war meine Proteomics-Studie.

► Ich wurde für den wissenschaftlichen Beirat für die teilweise Replikation der US NTP-Studie in Japan und Korea vorgeschlagen. Die Wahl fiel jedoch unter anderem auf Repacholi und Lerchl.

Weiter unten in seinem Eintrag räumt Dariusz dann ein, Lerchl habe Mophorad gar nicht schlecht reden müssen. Dessen Feldzug gegen "Reflex" wegen sei auch auf Mophorad ein schiefes Licht gefallen, was letztlich den Ausschlag gab, dem unbefleckten Projekt Mobi-Kids den Vorzug zu geben.

Mophorad

Ich finde es anerkennenswert, dass Dariusz seine Interessenkonflikte so offen dokumentiert. Was der Wahlfinne über Mophorad schreibt, ist jedoch seine persönliche Meinung und keine erwiesene Tatsache. Lange vor Dariusz hatte Franz Adlkofer, Initiator von Mophorad, schon 2008 das Scheitern seines Nachfolgeprojekts mit dem "Reflex"-Skandal in Verbindung gebracht und 2015 machte er unmissverständlich Lerchl als Schuldigen aus. Doch auch Adlkofer blieb Belege schuldig, es blieb bei Vermutungen und wie unter dem zweiten Link zu lesen ist, spricht dagegen die Chronologie der Ereignisse. Fakt ist und bleibt: Mophorad erhielt von den Gutachtern eine gute Bewertung, Mobi-Kids jedoch eine bessere. Hadern mit der Entscheidung ändert daran nichts.

Hat Lerchl "Reflex" entwertet?

Und was Lerchls Feldzug gegen "Reflex" betrifft, da fiel am 11. Dezember 2020 die Entscheidung am OLG Bremen: Lerchl darf seither nicht mehr behaupten, die "Reflex"-Ergebnisse seien durch Fälschung zustande gekommen. Geblendet vom Entzücken über dieses Urteil, hat die weltweite Anti-Mobilfunk-Szene vom Nordpol bis zum Südpol den bitteren Nachgeschmack dieses Urteils, das nur in deutscher Sprache und nicht im ASCII-Textformat vorliegt, völlig ausgeblendet. Denn in der Sache bestätigte der vom Gericht beauftragte Gutachter Lerchls Zweifel an den "Reflex"-Ergebnissen voll und ganz. Diese seien fehlerhaft. Ob der Grund dafür bewusste Fälschung, technisches Versagen oder Pfusch im Labor ist, darauf wollte sich der Gutachter verständlicherweise nicht festnageln lassen. Der Knackpunkt aber bleibt: Entgegen Dariusz' Ausführungen redete Lerchl "Reflex" nicht schlecht, sondern "Reflex" ist gerichtlich bestätigt schlecht.

Adlkofer und seinen Helfern gelang es nach dem Urteil mit einer grandiosen Desinformationskampagne, diesen Knackpunkt vor allem im Ausland total auszublenden. Das gelang mMn vor allem deshalb, weil der deutsche Text im PDF des Urteils erst umständlich mit OCR in ASCII-Text umgewandelt werden muss, bevor ein Übersetzungsautomat drauf angesetzt werden kann. Offensichtlich überwand niemand diese Hürde, eine englische Version des Urteils konnte ich im www jedenfalls nirgends ausfindig machen. Obwohl die deutsche Anti-Mobilfunk-Szene sonst sehr bemüht ist, ihre Sicht der Dinge auch auf englisch kund zu tun. Damit blieb die Deutungshoheit des Urteils allein in deutschen Händen und sogar Microwave News ließ sich damit widerstandslos instrumentalisieren. Chapó!

NTP-Replikationen

Was Dariusz' zweiten Interessenkonflikt angeht, kann ich seinen Ärger nachvollziehen, dass nicht er als Berater von den Koreanern/Japanern ausgewählt wurde, sondern ausgerechnet Lerchl. Da muss man sich allen ernstes fragen, welche Wirkung die große und lang andauernde Kampagne Adlkofers und anderer zur Diskreditierung Lerchls tatsächlich gehabt hat. Anscheinend blieb der Erfolg in der Etappe der weltweiten Anti-Mobilfunk-Szene stecken und schwappte nicht über auf die Elfenbeintürme der Wissenschaft. Wie dem auch sei, ein schuldhaftes Verhalten von Lerchl kann ich in seiner Berufung als Berater für die NTP-Replikationen in Asien nicht erkennen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Reflex, Leszczynski, Replikation, Lerchl, NTP, Interessenkonflikte, Teilergebnisse, Mohorad

Interessenkonflikte: Leszczynski vs. Lerchl

Dr. Ratto, Freitag, 09.02.2024, 15:27 (vor 93 Tagen) @ H. Lamarr

Was Dariusz' zweiten Interessenkonflikt angeht, kann ich seinen Ärger nachvollziehen, dass nicht er als Berater von den Koreanern/Japanern ausgewählt wurde, sondern ausgerechnet Lerchl.

Das könnte daran liegen, dass Lerchl, und auch Repacholi, als ausgewiesene Experten für Tierstudien gelten und solche auch in Bezug zu EMF publiziert haben. Leszczynski demgegenüber ist ein Spezialist für Zellkulturen, insbesondere Proteomics und Transcriptomics.

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