Deutsche Mobilfunkgegner schreiben "Dear Director Musk ..." (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 06.02.2019, 21:15 (vor 1922 Tagen)

Offene Briefe sind in der Anti-Mobilfunk-Szene ein beliebtes Mittel, sich in Szene zu setzen. Ein solcher Schrei nach Aufmerksamkeit war mWn in keinem einzigen Fall erfolgreich, peinlich jedoch schon. Unvergessen ist der Offene Brief von zwei Ärztinnen und einem Arzt, die 2009 Präsident Obama von der DVB-T-Einführung in den USA abhalten wollten. Ob der unsägliche Brief jemals abgeschickt wurde ist jedoch fraglich.

Neun Jahre später haben die drei 2018 abermals zugeschlagen, diesmal als Mitunterzeichner eines Offenen Briefes des sogenannten Arbeitskreis Elektro-Biologie e.V. (AEB), vertreten durch die beiden Vorstände Dr. dent. Claus Scheingraber und "Medizinphysiker" Roland Wolff, an Tesla-Chef Elon Musk. Den beiden Mobilfunkgegnern war eine Meldung von Frank Wunderlich-Pfeiffer zu Ohren gekommen, Musk wolle rd. 12'000 Satelliten in etwa 350 km Höhe in Umlauf bringen, um die Welt von oben mit Internet zu versorgen. Dies galt es zu verhindern. Die beiden selbsternannten Weltenretter schrieben daher im Juni 2018 dem visionären Milliardär:

[...]
Ihr Satelliten-Projekt ist bestimmt schon fortgeschritten. Aber auch, wenn schon viel Geld investiert worden ist, gilt es zu bedenken: Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis sich die Tatsache des gesundheitlichen Schädigungspotentials von Mobilfunk und gerade auch von 5G-Mobilfunk nicht mehr übergehen lassen wird. Wir empfehlen umso mehr, von dem Satelliten-Projekt abzulassen. Und wir in Europa bitten Sie sehr, auch andere Firmen, die entsprechende Pläne verfolgen, in diesem Sinne zu informieren.
Es ist enorm wichtig, die möglichen gesundheitlichen Folgeschäden ernsthaft zu betrachten – und dann möglichst umzukehren. Sie, lieber Herr Musk, haben in letzter Zeit bei anderen Projekten bewiesen, dass Sie zum Umdenken flexibel genug sind. Deshalb haben wir den Mut, Ihnen zu schreiben.
Danke für Ihr Verstehen!

*schluck*

Wieder etwas zum kollektiven Fremdschämen! Denn mit "wir in Europa" maßen sich die beiden Helden und ihre neun Mitunterzeichner an, für alle Europäer zu sprechen. Mir aber ist der Brief hochgradig peinlich, ich will damit nichts zu tun haben!

Ich bin zwar kein Psychiater, doch für mich hat die maßlose Selbstüberschätzung der eigenen Bedeutung bei den Unterzeichnern dieses Offenen Briefes schon pathologische Züge. Wer noch bei Trost ist, schickt solche Briefe nicht los und wenn doch, dann heimlich, ohne seine Selbstbewunderung auch noch öffentlich zur Schau zu stellen.

Auch von der Sache her kann ich dem Brief nicht das geringste Positive abgewinnen. Wer in etwa 350 km über dem Erdboden fliegenden Satelliten ein Elektrosmogrisiko erkennt, kann mMn ein paar grundsätzliche Dinge der Funktechnik nicht verstanden haben. Man ist versucht die Briefschreiber zu beruhigen: Habt keine Angst, die umherfliegenden Satelliten umgarnen die Erde nicht mit langen Kabeln wie eine Spinne ihr Opfer im Netz, die funktionieren mit Funk, die wollen nur spielen.

Hintergrund
Fliegende Mobilfunk-Basisstationen geistern seit etwa 2006 immer mal wieder durch die Medien, mal als Reichsflugscheiben oder Ballons, mal als Zeppelin oder Stratosegler. Alle diese fantastischen Ideen gerieten so schnell aus dem Blickpunkt des Interesses, wie sie in diesen hinein geschubst wurden.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Selbstüberschätzung, Fremdschämen, Brief, Scheingraber, Narrativ


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