Genmaisstudie gegen Willen des Autors zurück gezogen (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 01.12.2013, 02:52 (vor 3865 Tagen) @ Alexander Lerchl

Dieser Text steht da seit ziemlich genau einem Jahr. Er ist beunruhigend, keine Frage, weil er die Botschaft übermittelt: Genmais ist so gesundheitsschädlich, dass die damit gefütterten Ratten früher starben, vermehrt Krebs bekamen und so weiter und so fort.

Nur: an der Sache war und ist nichts dran, alle Ergebnisse waren nicht signifikant. Trotzdem lässt Greenpeace den Artikel weiterhin im Netz und hält es offenbar nicht für nötig, die Leser darauf hinzuweisen. Das genau ist das Gemeinsame: Horrorgeschichten oder Falschmeldungen werden ungeniert weiterverbreitet, dafür gibt es hier wie dort ungezählte Beispiele.

Link zur Originalstudie.

Die Fachzeitschrift, in der die Forschungsergebnisse des französischen Wissenschaftlers Gilles-Eric Séralini im vergangenen Jahr veröffentlicht wurden, zog die Studie zurück, wie am Donnerstag (28. November) bekannt wurde. Séralini kritisierte die Entscheidung.

Quelle: http://www.welt.de/newsticker/news2/article122358445/Umstrittene-Genmais-Studie-mit-Ratten-weiter-in-der-Kritik.html

Im Bayerischen Rundfunk wurde ausführlicher darüber berichtet. Séralini beklagte in dem Bericht, seit Veröffentlichung seiner Studie werde er diffamiert und unter Druck gesetzt. Die Studie sei gegen seinen Willen zurückgezogen worden, er stehe nach wie vor zu den Ergebnissen. Séralini sagte, ein Mitarbeiter von Monsanto habe beruflich ins Editorial Board von ausgerechnet der Fachzeitschrift gewechselt, die seine Arbeit vergangenes Jahr veröffentlicht hat. Kurz nach dem Wechsel des Mannes hätte die Zeitschrift seine Studie zurück gezogen. Die AFP-Meldung, die auch von "Die Welt" verwendet wurde, sagt zu diesen pikanten Details merkwürdigerweise nichts. Wahrscheinlich werden sich bald Legenden und Mythen um diese Retraktion ranken und Séralini wird als Opfer einer Intrige zu höchsten Ehren kommen.

Mindestens ebenso merkwürdig: Der Link zur Originalstudie (oben) führt weiterhin ins Ziel, so als ob nichts gewesen sei. Von einer Retraktion der Arbeit ist dort nichts zu erkennen. Das verstehe wer will.

Kommentar: Die beiden Zeitschriften, die die "Reflex"-Studie und die "Reflex"-Nachfolgestudie veröffentlichten, haben von einer Retraktion Abstand genommen mit der Begründung, nicht die Zeitschrift könne eine Studie zurückziehen, sondern nur die Autoren. Der Fall Séralini belegt: Und es geht doch!

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Monsanto


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