Na und ob. (Allgemein)

Skeptiker, Dienstag, 27.07.2010, 19:03 (vor 5038 Tagen) @ Ex-Mobilfunker

Oder kurz: Die psychosozialen und zwischenmenschlichen, insbesondere partnerschaftlichen und familiären Konsequenzen sind bei wahnhaften Störungen zwar recht früh gestört und damit auffällig. Die intellektuellen Funktionen und damit lange auch die berufliche Leistungsfähigkeit scheinen hingegen weniger beeinträchtigt (was besonders schizophren Erkrankten zum Problem wird).“

Ich denke grundsätzlich, daß Menschen mit psychozialen Störungen Hilfe bräuchten und im Grunde bemitleidenswert sind.

Ich würde aber innerhalb der "Mobilfunkbewegung" solche Menschen von denjenigen Mitbürgern und -läufern unterscheiden, welche sich zwar anfangs von diesen besonders Bewegten mitreißen lassen, nach einiger Zeit aber einsehen, dass das ganze Thema Kappes ist. Solche Anfangsbegeisterte und hernach Ernüchterte ziehen sich am Ende in die Passivität zurück. So richtig zugeben, dass sie auf dem Holzweg waren, möchten oder können sie andererseits auch nicht, was ich auch verstehen kann. Folglich stirbt die jeweilige örtliche "Mobilfunkbewegung" in den allermeisten Fällen einen stillen Tod. Die Leute kommen eben irgendwann zur Vernunft.

Bleibt der Blick auf die Initiatoren, unter denen meiner Beobachtung nach mehrheitlich eigentlich seelisch Beistandsbedürftige zu finden sind.

Das Problem mit ihnen ist ihr Aggressionspotential.

Ich habe das über einige Jahre selbst erlebt und erduldet, als Ziel von aggressiven Briefen und Diffamierungen, gerne in Rundmails und über die Lokalpresse, auch gerne anonym. Unter dem Strich kann ich sagen, dass sich die Aggressionen in „meinem“ Fall ursächlich letztlich auf eine einzige Person zurückführen lassen, einen engagierten "Mitstreiter“ ohne jeglichen technischen oder medizinischen Wissenshintergrund, der eine ganze Kleinstadt mit wirren Phantasien über angeblich aufgetretenen Mobilfunk-Krebs und allerlei Verschwörungsgeraune in Atem zu halten vermochte; leider unterstützt durch und im Namen seines eigens gegründeten Vereines gegen Wohngebiets-Mobilfunkmasten. Man muss sowas wohl als Zeiterscheinung verbuchen: Dass mancher die schnellen Veränderungen in der modernen Welt nicht zu ertragen vermag und deswegen ein Ventil für den sich anstauenden Unmut her muss.

Heute stehen wir, wie ich denke, dieser Situation gegenüber:

Die lokalen Initiativen dünnen aus, gelegentliche Strohfeuer können darüber nicht hinwegtäuschen. Dies, weil sich ihre Ansagen von wegen, Krebs und Krankheiten würden zunehmen, als Unsinn entpuppt haben. Wir leben heute zehn Jahre nach Beginn der „Bewegung“. Den meisten Menschen geht es besser als vor 10 Jahren, die Lebenserwartung ist in diesem Zeitraum gestiegen.

Die Bewegtesten der Bewegten versuchen nun angesichts der schwindenden vor-Ort-Verankerung die Flucht nach vorn, und proklamierten jüngst eine bundesweite Initiative, welche die altbekannten Themen auf neuem Level bekanntmachen will.

Das wird aber wohl nichts. Die Argumentation ist einfach zu schwach (der eigentliche Grund ist die fehlende Beweiskraft), das Volk telefoniert eben einfach, inzwischen flat, weiter, wie man zum Beispiel auf Veranstaltungen wie dem Ulmer Schwörmontag oder auch in jedem X-beliebigen Münchner Biergarten (nicht: Augustinerkeller, da 10 m unter der Erde) live miterleben kann.

Wehren wir uns also vor allem gegen den totalitären Anteil in der Argumentation der Mobilfunkgegner. Gegen die Technikfeindlichkeit, die feindliche Einstellung gegen Wissenschaft, gegen Aufklärung und liberal geprägtes Miteinander. Ich denke, das ist eine Aufgabe für die nahe Zukunft mit einiger Erfolgsaussicht. Der halbe Weg (wahrscheinlich sogar mehr) ist immerhin gegangen.

No pasaran!

Tags:
BI, Aggression, Fundis


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