Online-Petition: Ganz schön riskant ... (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 30.03.2008, 17:08 (vor 5934 Tagen) @ Doris

Mit dieser neuen, von dem US-amerikanischen EMR Policy Institute eingereichten Petition soll von den Regierungen der Welt gefordert werden, die in dem BioInitiative Report genannten Grenzwerte einzuführen.

Die Website des EMR Policy Institute gibt's seit Mitte 2003, groß in Erscheinung getreten ist diese Organisation bislang aber nicht. Zuerst fürchtete ich, mein spezieller Freund Dr. George Carlo hätte hier schon wieder eine neue Website aus der Taufe gehoben, dies trifft jedoch nicht zu. Carlo wird in diversen Internet-Fundstellen nur als Leiter des ähnlich klingenden Science and Public Policy Institute gelistet, ein Besuch von dessen Website macht aber schnell klar: Von Carlo fehlt dort jede Spur und die Nennung von Monte-Carlo lasse ich nicht gelten. Der Mann wird mir immer suspekter, was der schon alles angefangen und liegengelassen hat, das passt auf keine Kuhhaut. Dennoch hat er auch hierzulande ein paar Anhänger (Dr. Scheiner, Antje Bultmann), die Carlo nur zu gerne salonfähig machen möchten.

Was die Petition selbst angeht, bin ich ein gebranntes Kind. So eine Petition hat nur dann einen Sinn, wenn sie ein überwältigendes Echo findet und nicht so kläglich scheitert, wie die allermeisten bisher in Bezug auf EMF-Risiken angeleierten öffentlichen Petitionen. Auch diese Petition wird sich daher völlig unabhängig von ihrem Inhalt und Ziel daran messen lassen müssen, wie viele Unterzeichner sie findet. Denn darauf kommt's doch letztendlich nur an: Wer mault hier an den Grenzwerten herum, ein kleine Gruppe von Dauernöglern oder diesmal mehr? Mehr, aber von überwältigend noch Lichtjahre entfernt, wären meiner Einschätzung nach, da die ganze Welt das Ziel ist, mindestens 5000 Unterzeichner (ja, als MF-Kritiker wird man bescheiden). Momentan steht der Zähler dieser Petition bei 471. Was ich sagen will ist: Derartige Online-Petitionen verkommen aus meiner Sicht ohne vernünftiges Marketing zu Rohrkrepierern mit eher schädlicher als nützlicher Wirkung, wenn die erhoffte Beteiligung ausbleibt. Dass auch im vorliegenden Fall das Marketing fehlt, erkenne ich z.B. daran, dass rund 100 Mio. deutsch Sprechenden zugemutet wird, die englischsprachige Petition zu unterzeichnen. Dies deutet also trotz des globalen Ziels "die Regierungen der Welt" erreichen zu wollen, auf eine eher grundlegend dilettantische Vorgehensweise hin, die dem Instrument Online-Petition auf Dauer die Wirkung raubt.

Schlecht ist mMn, dass bei der Petition weder ein Anfangs- noch ein Enddatum zu erkennen ist. Diese Petition kann also z.B. 10 Jahre laufen, eine eher seltsame Vorstellung von spontanem Ja oder Nein sagen. Ebenfalls fragwürdig ist diese Zeile aus dem Zeichnungsformular der Petition: Yes, I want iPetitions to contact me on similar campaigns or petitions. Dies riecht nach Frustzeichnern, die getreu dem Motto "Hauptsache dagegen" alles zeichnen, was ihnen in die Quere kommt, auch ohne nur einen blassen Schimmer davon zu haben, worum es überhaupt geht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Scheiner, Petition, Carlo, Bultmann, Unterzeichner


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