Sender in Wohngebieten: rein oder raus? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 21.02.2009, 23:26 (vor 5752 Tagen)

Sender raus, sagt Dr. Niessen vom EMF-Institut.

Und doch spricht mehr dafür, Sender in Ortsmitte zu errichten. Anhand einer exemplarischen Untersuchung (Dr. Bornkessel, IMST/em-Institut) in den Orten Griesbach und Ruhstorf zeigte sich mehr als deutlich, dass bei einer Verbannung von Sendern in die Außenbezirke die Zeche von den Handynutzern zu tragen ist, also praktisch von allen. Oder anders gesagt: Um den faktisch nicht begründbaren Ängsten weniger Bürger vor schwacher Dauerbefeldung durch Sendemasten zu entsprechen, müssen alle Bürger bei Handytelefonaten eine deutlich höhere Funkfeldbelastung in Kauf nehmen. In konkreten Zahlen heißt dies: In Griesbach mit zwei Sendern in den Außenbezirken des Ortes sendeten Handys im Mittel mit 2 Watt Sendeleistung (also mit Höchstleistung). In Ruhstorf mit einem Sendemasten in Ortsmitte begnügen sich Handys dagegen im Mittel mit 0,08 W Sendeleistung, das sind gerade einmal 4 % der Sendeleistung, die Handys in Griesbach aufbringen müssen. Verallgemeinern lässt sich dieses erstaunliche Zahlenverhältnis zwar nicht, doch wird tendenziell ein Sender "mitten drin" für Handynutzer immer mit einer niedrigeren Belastung verbunden sein als einer "außen vor".

Wenn Dr. Niessen sagt, er könne durch höhere Masten in Außenbezirken die Mehrbelastung von Handynutzern (gegenüber Masten in Ortsmitte) nicht nur egalisieren, sondern die Belastung der Handynutzer sogar senken, dann bedeutet dies im konkreten Beispiel, dass er durch höhere Sendemasten in Griesbach mindestens die 96 % Differenz zu Ruhstorf aufholen müsste. Ob dies überhaupt zu schaffen wäre, wage ich zu bezweifeln. Und selbst wenn, dann würde wie in einem Hase-Igel-Rennen Ruhstorf mühelos wieder den alten Abstand herstellen können, wenn dort im Ortsgebiet ein oder zwei zusätzliche Sender aufgestellt werden, denn dann könnten Handys mit merklich weniger als 0,08 W auskommen! Diesen Vorsprung können Sendemasten an Ortsrändern prinzipiell niemals aufholen, selbst wenn sie noch so hoch gebaut werden.

Da bislang bekannt gewordene Hinweise auf Gesundheitsgefahren des Mobilfunks praktisch ausnahmslos bei solchen Belastungswerten beobachtet wurden, wie sie ausschließlich durch Handys hervorgerufen werden können (nicht durch Sendemasten), ist die Forderung "Sender raus aus Wohngebieten" absurd und wie obiges Beispiel zeigt, sogar kontraproduktiv. Dies gilt unter der Voraussetzung, dass Sendemasten in Ortskernen und Wohngebieten so gebaut werden, dass das Funkfeld sich frei ausbreiten kann und die Hauptsendekeule nicht schon nach wenigen Metern auf Menschen trifft. In aller Regel ist diese Voraussetzung gegeben.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Ruhstorf, Nießen, Sendemast, Kritik, Wohngebiet, EM-Institut, Standortkonzept, Mehrbelastung, Sendeleistung, Gemeinde, Weitblick, Standort, Handynutzer, Immissionsprognose, Eisenreich, Vorsorgekonzept, Ulrich, Immissionsschutz, Stadtrand


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