Der schiefe Mast von Stuttgart (Allgemein)
Wenn Kritiker auf einem Auge blind sind, werden Stolpersteine übersehen
Die Stuttgarter Bürgerinitiative (BI) der-mast-muss-weg verbreitet gegenwärtig ein PDF (Mobilfunkindustrie an den Schalthebeln der Macht), in dem diverse Personen unterschwellig als Steigbügelhalter der Mobilfunkindustrie verdächtigt werden. Das PDF spiegelt den momentanen Zeitgeist wider, der vom Misstrauen der Bürger gegenüber politischen und institutionellen Würdenträgern geprägt ist. So gesehen spekuliert die Bürgerinitiative lediglich darauf, aus der Poltikverdrossenheit der Bevölkerung Kapital für die eigenen Ziele zu schlagen. So weit so gut - oder auch schlecht.
Wer sich so stark wie die BI aus dem Fenster lehnt und mit erhobenem Zeigefinger Lobbyismus anmahnt, in diesem Fall allerdings (sicherheitshalber) nur vage angedeuteten Lobbyismus, der gerät leicht selbst in die Schusslinie. Der Stuttgarter BI passiert dies, indem sie die Studien und Stellungnahmen des Mobilfunkkritikers Prof. Dr. Franz Prof. A. publizistisch nach Kräften ausschlachtet, um damit das Horrorszenario einer geschlossenen Beweiskette mit allen Mitteln glaubhaft zu machen: Mobilfunk macht krank.
Aber: Wenn die BI nicht auf einem Auge blind wäre, hätte sie in ihrem ominösen PDF mühelos auch Franz Prof. A. als Lobbyisten nennen können! Denn dessen Arbeit für die Zigarettenindustrie ist nun überhaupt kein Geheimnis. Auf der verlinkten Website kommt Prof. A. als Verharmloser des Passivrauchens sogar noch viel schlechter weg, als die vage verdächtigten Personen im PDF "Mobilfunkindustrie an den Schalthebeln der Macht". Dennoch findet sich auch auf der Website der-mast-muss-weg nicht ein einziges kritisches oder nachdenkliches Wort zu Franz Prof. A. - logisch, denn dieser Aspekt passt der BI um Peter Hensinger nicht ins Konzept. Dies wäre nun nicht weiter schlimm, würde die BI nicht vorgeben, sie wäre eine Speerspitze im Kampf gegen Korruption, Verfälschung und Verharmlosung. So bleibt nur der fade Nachgeschmack, dass in Stuttgart mit zweierlei Maß gemessen wird und die Verantwortlichen auf einem Auge blind sind. Mag schon sein, dass die Verdächtigungen gegen Prof. A. ebenso haltlos sind wie die Verdächtigungen bei der-mast-muss-weg, das ändert aber nichts daran, dass wieder einmal das auf der Strecke bleibt, wovon Mobilfunkkritiker kein Gramm zu verschenken haben: Glaubwürdigkeit.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –