Frau Dr. Kaul (Allgemein)
Ich habe mit Datum vom 16.06. Frau Dr. Kaul angeschrieben und sie mit den gemachten Vorwürfen bzw. der an der Studie geübten Kritik konfrontiert, mit der Bitte sich dazu zu äußern. (Zum damaligen Zeitpunkt stand der Vorwurf, dass sie anscheinend die Studie nicht herausrückt, noch nicht zur Diskussion). Sie hat mir geantwortet. Meine Fragen gehen aus ihrem Antwortschreiben hervor.
Sehr geehrte Frau.....,
auf die von Ihnen hingewiesene Diskussion im Forum des "izgmf" habe ich mich kurz informiert, um mir die Meinungsbildung der Teilnehmer anzusehen.
Ich war sehr überrascht über die "Stichwortfabrik", nach der die Äußerungen thematisch aufeinanderpurzelten. Meine sehr persönliche Meinung dazu behalte ich jedoch für mich, denn ich schreibe Ihnen unter der e-Mail-Adresse der Bundesanstalt!
Zu Ihren Anmerkungen:
zu 1) "Das unwissenschaftliche Setup sei hinreichender Verdachtsgrund, dass Sie sich den Versuch selbst ausgedacht haben."
Ich weiß nicht, was an meiner Untersuchungsstrategie "unwissenschaftlich" sein solle!
Ich habe mit einer Kontrollgruppe, die nach Alter und Geschlecht parallelisiert war, einen Messstandard geschaffen, bevor ich Betroffene zu einer experimentell kontrollierten Überprüfung ihrer Beschwerden auf Grund von EMF eingeladen habe. Für alle untersuchten Probanden bestand das gleiche Prozedere, lediglich für die Betroffenen war noch eine umfangreiche Bestandsaufnahme ihrer Bescherdesituation mit einbezogen worden.
Die Abfolge der Feldexposition mit der Scheinexpostition erfolgte nach einem balancierten Periodenversuchsplan, der 6 Perioden = 6 Zeitintervalle für das Experiment einbezog. Jede Exposition wurde 3 mal für 10 min. eingeschaltet. Das ergibt für 6 x 10 min. eine Gesamtzeit von 1 Stunde. Die Begrenzung auf eine Stunde ist dem menschlichen Verhalten bei Aufmerksamkeitsanforderungen zuzuschreiben, da sich mehrere psychische Prozesse überlagernd auswirken können, je länger eine Anforderung andauert: Anpassung, Ermüdung, Training, Monotonie, Sättigung etc.pp. Um derartige Wirkungen (Konfounder) methodisch zu balancieren (also gleichmäßig auf alle Messungen zu verteilen), wurden 8 mögliche Abfolgen von "Feld an" und "Feld aus" einbezogen, wobei jeweils jede Exposition mit der doppelten Zeitdauer in jedem Experiment gegeben war. Z. B. so: 1 0 0 1 1 0. Damit war jeder Kontrast, der zwischen Feld-an oder -aus oder gleichbleibend in aufeinanderfolgenden Testphasen bestehen kann, für jede Person gegeben (0-0, 0-1, 1-0 und 1-1). Vergleicht man diese Kontraste über alle Probanden, dann wird der Zeitpunkt (also der Einfluss der Konfounder) über die 8 möglichen Abfolgen in der gesamten Gruppe gemittelt also balanciert. Würde ein Konstrast zum Expositionswechsel zwischen 2 Testphasen auffallen, dann wäre die Differenz zwischen 2 Messungen in aufeinanderfolgenden Testperioden signifikant.
Sich eine Methodik zu überlegen, um die Effekte, die möglicherweise durch eine Feldwirkung ausgelöst werden könnten, abzubilden, ist eine Forschungsaufgabe - was sonst? Und der Forscher denkt sie sich nach den Erfahrungen, die er hat, den Gegebenheiten, die er einsetzen kann oder berücksichtigen muss, und der Messgenauigkeit, die er einhalten muss, aus. D. h. er erarbeitet sich die Messmethodik, in dem er nachdenkt, vorausdenkt und prüft. Ausdenken, im Sinne seiner Phantasie, ist das aber nicht. Ausdenken, im Sinne eines kreativen Zusammenführens von messbaren Möglichkeiten, schon.
zu 2) "Es wird behauptet, dass bei dem Versuch Probanden wegen gesundheitlichen Beschwerden den Test abbrechen mussten. Sie würden diese Tatsache verschweigen. "
Jeder Teilnehmer, der von sich behauptete, er sei von einer "Elektrosensibilität" betroffen, erhielt eine genaue Erläuterung des beabsichtigten Versuchs und der gewählten Exposition, die als Feldprovokation eingesetzt wurde. Den Versuchsablauf (nicht jedoch seine Expostionsabfolge!) und die Erläuterung der Bedingungen habe ich jedem, der sich als potentieller Teilnehmer bei mir meldete, vorab zugeschickt. Jeder konnte sich also zu Hause erst überlegen, was ihn erwarten würde und ob er sich bereit finden würde, an einem solchen Experiment teilzunehmen. Jeder Teilnehmer war ebenfalls vorab darüber informiert, dass er diesen Versuch ohne das Benennen seiner Gründe jederzeit abbrechen könne.(siehe Anlagen)
Allerdings ließ ich mir sein Einverständnis, an diesem Experiment teilzunehmen, schriftlich bestätigen.
Kein Teilnehmer, der sich diesem Prozedere unterzog, brach bei mir diesen Versuch aus eigener Intension ab. Ich selbst habe von mir aus keinen Versuch abgebrochen, auch wenn der eine oder andere Teilnehmer Beschwerden angab. Nur er allein entschied, was er sich wielange zumuten lassen wollte. Alle ca. 150 Experimente (KG und Gruppe der "Elektrosensiblen") habe ich selbst durchgeführt, wobei mich meine Kollegen abwechselnd als 2. Versuchsleiter unterstützten.
3) zu Ihrer Anmerkung: ..."sondern sehr stark kritisiert wird Ihre im Fernsehen öffentlich geäußerte Schlussfolgerung über die psychische Fehlbelastung der Elektrosensiblen"
Meine komplette Frage lautete hier:
Abschließend möchte ich Ihnen noch mitteilen, dass nicht das Ergebnis des Versuches das Problem für die Elektrosensiblen war, sondern sehr stark kritisiert wird Ihre im Fernsehen öffentlich geäußerte Schlussfolgerung über die psychische Fehlbelastung der Elektrosensiblen. Es sei nicht klar, worauf Sie sich mit dieser Aussage stützen und wo die Beweiskraft dafür liegen würde.
Text ist zu lang. Fortsetzung folgt