Mobilfunkanlagen sind extreme Energiefresser (Allgemein)

Doris @, Freitag, 11.05.2007, 07:47 (vor 6549 Tagen)

Hier gibt's dazu was zu lesen.

Reputation im freien Fall

RDW, Freitag, 11.05.2007, 17:25 (vor 6549 Tagen) @ Doris

Hier gibt's dazu was zu lesen.

"Der Wissenschaftler geht davon aus, dass eine Reduzierung der Energieaufnahme relativ problemlos möglich ist. Die Sendeleistung einer Basisstation liege bei 20 Watt, der Wirkungsgrad betrage damit lediglich 1 Prozent. "Das ist doch ein miserabler Wert", so Lutz. Selbst mit der zugehörigen Rechnertechnik, die ebenfalls Energie benötigt, sei dieser nicht erklärbar.
Neben einer höheren Energieeffizienz bei der eingesetzten Technik fordert der Forscher die Reduzierung der Sendeleistung und der Zellendichte. "

Vorneweg: Der Energieverbrauch von Mobilfunkanlagen ist ein Thema und alle Beteiligten unternehmen diverse Anstrengungen, um diesen zu reduzieren. Schließlich müssen die Energiekosten auch bezahlt werden.

Doch Prof. Lutz ist mit seinen Äusserungen deutlich neben der Spur und ich frage mich, ob er für diesen Artikel als Vertreter der TU Chemnitz auftritt oder als engagierter Mobilfunkkritiker. Im ersten Fall schadet er dem Ruf der TU, im zweiten Fall zwar ebenso, doch wären seine laienhaften Aussagen dann zumindest wieder typisch. Mir scheint, als hätte er in Sachen Mobilfunktechnik noch deutlich mehr Erklärungsbedarf als nur zum Energieverbrauch.

Es ist schon seltsam: Geht es Mobilfunkkritikern um die "gesundheitsschädlichen Immissionen" von Mobilfunkstrahlung, dann wird mit Kilowatt's von (EIRP-)Sendeleistungen Furcht verbreitet, möchte man dagegen den Wirkungsgrad anprangern, sind es plötzlich nur noch 20 Watt so wie bei Prof. Lutz.
Beides sind laienhafte Ansichten, mir liegen Messungen von typischen städtischen Anlagen vor, die mit einer gesamten Sendeleistung von etwa 50 Watt an der Antenne weniger als ein Kilowatt verbrauchen - so viel wie zwei, drei Handvoll Internetnutzer vor ihren PC's.

RDW

Foren-Schreiber sind extreme Energiefresser

Kuddel, Freitag, 11.05.2007, 21:59 (vor 6549 Tagen) @ Doris

"Es drängt sich der Schluss auf, dass hier eine in Bezug auf die Energieeffizienz schlechte und veraltete Technik eingeführt wurde und noch ausgebaut wird, dass hier wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund stehen und auf die Umwelt wenig Rücksicht genommen wurde[/i]"

Es drängt sich der Schluß auf, dass der Herr Professor zwar den Mobilfunk betreffende Studien schreibt, aber wenig Ahnung von Mobilfunktechnik hat.

Die Sendeleistung einer Basisstation liege bei 20 Watt, der Wirkungsgrad betrage damit lediglich 1 Prozent.

Die Erzeugung der Sendeleistung macht den geringsten Anteil aus. Zur Erzeugung der 20Watt Sendeleisutng sind etwa 100Watt (GSM) bzw 200Watt (Edge) Primärleistung erforderlich. Den Rest (85%) frisst die Rechnertechnik und die Klimatisierung (Die Rechner mögen's am liebsten bei konstanten 20°). Eine Reduktion der Sendeleistung auf die Hälfte bringt keine 10% Ersparnis.

Er stellt dabei einen Vergleich zur Raumsonde Pioneer 10 auf, deren mit 8 Watt ausgesandte Signale auf der Erde noch nach dem Verlassen des Sonnensystems empfangen wurden...heute wird für einige 100 Meter eine Sendeleistung von 20 Watt installiert

=> Äpfel mit Birnen.
Eine Sprachverbindung wäre mit Pioneer niemals möglich gewesen. Die Datenübertragungsrate war etwa 1000 mal geringer, als bei einer GSM Basis.
Pioneer und die Erdstation hatten als Antennen Parabolspiegel mit mehreren Metern Durchmesser. Es handelte sich also um eine Richtfunkstrecke, während eine Mobilfunkbasis eine Fläche versorgen muß.

Allein in Chemnitz werden so zwischen 640 Kilowatt und 1.040 Kilowatt Energie durch die Mobilfunkinfrastruktur verbraucht.[/i]

Ein moderner PC hat eine Leitungsaufnahme von 100Watt.
99% der Rechenleistung verbraucht der der PC , um in einer Warteschleife auf die Eingabe seines Benutzers zu warten. Wirkungsgrad ebenfalls nur 1%.

Rechnen wir doch mal aus, wieviel Energie 50.000 DSL Internetanschlüsse in Chemnitz verbrauchen: 50.000 Anschlüsse * 5Watt (DSL-Modem) zuzüglich 10Watt (DSLAM +Vermittlung im Amt)zuzügl 120Watt (PC mit 2Std/Tag) macht im Schnitt 1250 kW für ein paar E-Mails und Forenbeiträge ;-)

K

Die Realität

RDW, Samstag, 12.05.2007, 08:01 (vor 6548 Tagen) @ Kuddel

Die Erzeugung der Sendeleistung macht den geringsten Anteil aus. Zur Erzeugung der 20Watt Sendeleisutng sind etwa 100Watt (GSM) bzw 200Watt (Edge) Primärleistung erforderlich. Den Rest (85%) frisst die Rechnertechnik und die Klimatisierung (Die Rechner mögen's am liebsten bei konstanten 20°). Eine Reduktion der Sendeleistung auf die Hälfte bringt keine 10% Ersparnis.

Ganz so ist es nicht. Die Endstufen der Senderstärker haben mit ihren Wirkungsgraden um die 30% je nach Gerätegeneration, Hersteller und Mobilfunkstandard schon einen erheblichen Anteil. Allerdings wird je nach Anlage auch eine Menge HF-Leistung in den notwendigen Antennennetzwerken verbraten. Eine "Rechnertechnik" in dem Sinne gibt es in Basisstationen nicht, ohne jeglicher Sendeleistung braucht eine typische Basisstation um die 100 Watt pro Träger. Die Bandbreite der maximalen Leistungsaufnahmen ist groß, ich kenne Anlagen mit etwas über 100 Watt für Mikrozellen mit zwei Trägern (mit je 2 Watt HF an der Antenne) bis hin zu um die 4 Kilowatt mit 24 Trägern à 35 Watt vor dem Antennennetzwerk. Klimatisierung (des Raums) ist nur bei Indoor-Anlagen gegeben und dort auch nicht immer; Basisstationen sind in aller Regel bis zu Umgebungstemperaturen über 40° - 50° betriebsfähig, Lüfter oder Wärmetauscher reichen dafür völlig aus.

Verbesserungspotenziale gibt es bei den Wirkungsgraden der Endstufen oder der restlichen Schaltungsteile, vor allem aber im Management des Anlagenbetriebs in verkehrsarmen Zeiten (Nachts). Also z. B. sleep-modes oder Abschaltung von Anlagenteilen oder auch ganzer Netze. Zu all diesem wird schon längst an Unis und in der Industrie geforscht und es gibt bereits auch Fortschritte.

Die Messungen der "Studie" (an einer Anlage?) mögen ja richtig sein, allerdings sind die Äusserungen von Prof. Lutz schon wieder laienhafter Quatsch, er lebt mit seinen Mobilfunkkenntnissen offensichtlich nicht in einer dem universitären Umfeld angemessenen Welt. Ich weiss wirklich nicht, was er sich dabei gedacht hat und werde ihn auch nicht danach fragen, es ist schließlich seine Sache wie und warum er sich derart blamiert.

RDW

Die Realität

Kuddel, Montag, 14.05.2007, 23:22 (vor 6546 Tagen) @ RDW
bearbeitet von Kuddel, Dienstag, 15.05.2007, 00:05

Die Erzeugung der Sendeleistung macht den geringsten Anteil aus. Zur Erzeugung der 20Watt Sendeleisutng sind etwa 100Watt (GSM) bzw 200Watt (Edge) Primärleistung erforderlich. Den Rest (85%) frisst die Rechnertechnik und die Klimatisierung (Die Rechner mögen's am liebsten bei konstanten 20°). Eine Reduktion der Sendeleistung auf die Hälfte bringt keine 10% Ersparnis.

Ganz so ist es nicht. Die Endstufen der Senderstärker haben mit ihren Wirkungsgraden um die 30% je nach Gerätegeneration, Hersteller und Mobilfunkstandard schon einen erheblichen Anteil. Allerdings wird je nach Anlage auch eine Menge HF-Leistung in den notwendigen Antennennetzwerken verbraten.

Die Kopplerverluste hatte ich mit 3dB angenommen.
GSM-Wirkungsgrad (Sendeendstufe 45%) * (Kopplerverluste 50%) macht 22,5% => für 20 Watt an der Antenne werden 100Watt aus dem Stromnetz gezogen.
Bei Edge (Sendeendstufe 20%) * (Kopplerverluste 50%) = 10% => für 20Watt werden 200 Watt benötigt.
Bei Einsatz von Linearisierungstechniken eventuell etwas besser.
Ich habe mal gelesen, dass UMTS Endstufen durch die Linearitätsanforderungen eine noch geringere Effizienz haben.

Eine "Rechnertechnik" in dem Sinne gibt es in Basisstationen nicht ohne jeglicher Sendeleistung braucht eine typische Basisstation um die 100 Watt pro Träger.

Ich dachte bei "Rechnertechnik" auch an die digitale Signalverarbeitung (DSP) und Vermittlungstechnik, wollte es nur allgemeinverständlicher ausdrücken.

Weitere extreme Energiefresser

AnKa, Samstag, 12.05.2007, 16:56 (vor 6548 Tagen) @ Doris

Hier gibt's dazu was zu lesen.

Küchenherde sind übrigens ebenfalls extreme Energiefresser.

Mobilfunkanlagen sind extreme Energiefresser

H. Lamarr @, München, Freitag, 01.06.2007, 22:29 (vor 6528 Tagen) @ Doris

Vodafone-Pressemeldung

Düsseldorf, 30. Mai 2007. Vodafone modernisiert sein Mobilfunknetz und unterstützt mit einem umfangreichen Energiesparprogramm die Reduktion des CO² Ausstoßes. Innerhalb der nächsten zwei Jahre plant Vodafone mehr als 108 Millionen kW-h einzusparen. Dies entspricht dem Jahresstromverbrauch von rund 30.000 4-Personen Haushalten in Deutschland. "Wir nehmen unsere Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft sehr ernst. Vodafone Deutschland will seinen Beitrag zum Klimaschutz und zur Reduktion des CO² Ausstoßes leisten. Deswegen haben wir zahlreiche konkrete Energiesparmaßnahmen ein­geleitet, die bereits in diesem Jahr greifen werden. Nachhaltiges, langfristiges Handeln ist unsere Maxime auch beim Umweltschutz", so Friedrich Joussen, Vorsitzender der Ge­schäftsführung Vodafone Deutschland.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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