Dank fürs Veto gegen Funkmast (Allgemein)
Hohenwart (gfh) Das Netz der Mobilfunkanlagen im Landkreis wird immer dichter. Funklöcher, in denen Handys schweigen, sind kaum noch vorhanden. Um einige Sendeanlagen wurde aber heftig gestritten.
Wenn Gemeindeverwaltungen Post von ihren Bürgern bekommen, dann werden in der Regel Klagen vorgebracht oder auf den einen oder anderen Missstand hingewiesen. Hohenwart machte da einmal die Ausnahme. "Wir möchten uns bei unserem Bürgermeister und bei den Gemeinderäten herzlich bedanken, dass sie unsere Sorgen ernst genommen haben", formulierte Anna Haindl im Namen von mehreren Bürgern. Das Lob wurde ausgesprochen, weil die Gemeinde ihren Vertrag mit dem Mobilfunkanbieter E-Plus gekündigt hatte, der zehn Jahre lang eine Funkanlage auf dem Turmdach der Feuerwehr betrieben hatte. Bürgermeister Manfred Russer ging noch einen Schritt weiter. Als er nach der Demontage der Antennen den Bürgern versicherte, dass es auf keinem Gebäude der Gemeinde jemals mehr eine Mobilfunkeinrichtung geben werde - da war diese Entscheidung schon per Gemeinderatsbeschluss zementiert.
Russer hat sich damit auf die Seite derjenigen Bürger geschlagen, die modernen Techniken zwar nicht abgeneigt sind, die aber auch verhindern wollen, dass die heutige Generation der nächsten etwas hinterlässt, was heute noch nicht mit letzter Sicht beurteilt werden kann und was unter Umständen auch Auswirkungen aufs Wohlbefinden haben kann. In die Diskussion über die Details werde man sich gar nicht einschalten, erklärt Verwaltungsleiter Ernst Petz, weil es derzeit einfach zu viele gegensätzliche Ansichten über mögliche Schäden durch Funkwellen gebe, was nicht bedeutet, dass Hohenwart nicht mit exakten Messdaten aufwarten kann.
In der Marktgemeinde war die Lösung des Problems allerdings relativ einfach: Nachdem ein Teil der Bürger auf die Barrikaden gegangen war und schriftlich protestiert hatte, reagierte die Gemeinde rasch mit einer Informationsveranstaltung und kurze Zeit später mit dem Beschluss, den E-Plus-Vertratg zu kündigen.
Der Betreiber musste nicht allzu lange suchen. Ein Sendemast jenseits der B 300 bot sich als Ausweichstelle an. Dass der Sender von T-Mobile weiterhin im Ort steht, damit können die Hohenwarter scheinbar lockerer leben. Wie Anna Haindl in ihrem Dankesschreiben weiter aufführte, setze sie darauf, dass die "Ära der elektrosmogfreien Telekommunikation", die 2001 in Bad Tölz begonnen habe, weitere Kreise ziehe. Sollte die neue, gesundheitsfreundliche, nicht gepulste Technik, auch unter Bezeichnung Global Scaling bekannt geworden, ihren Einzug halten, dann könnten die Diskussionen beendet werden.
Weil es derzeit aber noch pulst und im Bereich der Marktgemeinde nach Auskunft von Petz Anlagen von T-Mobile, E-Plus, O2 und Vodafone vertreten seien, habe die Gemeinde an verschiedenen Stellen Messungen durchführen lassen. "Wir erreichen gerade einmal zwischen 0,4 und 1,2 Prozent der als unkritischen Wert betrachteten Leistung", sagt Petz, und räumt mit Blick auf benachbarte Gemeinden, in denen um die Standorte für Sendeanlagen gestritten werde, aber schon ein, dass Hohenwart Glück gehabt habe, weil mit dem Sendemast ein passender Standort zur Verfügung stehe.
Der Gesetzgeber habe zwar die Voraussetzungen für die Mobilfunkanbieter geändert, aber die Anbieter seien noch immer in der stärkeren Position. Weil man ihnen die Möglichkeit bieten wolle, ein Funk?netz mit möglichst wenig Löchern aufzubauen, sei die Verordnung entstanden, nach der sich die Betreiber ursprünglich den günstigsten Standplatz für ihre Anlagen aussuchen konnten. Ganz so einfach gehe dies in Zukunft nicht mehr. Die Mobilfunkbetreiber müssen die Gemeinde in die Standortwahl einbeziehen. Am längeren Hebel sitzen sie allerdings weiterhin. Wenn Verhandlungen keine Lösung bringen, dann legen sie ihren gewünschten Standort fest.
Günther Hastreiter
Quelle: Donaukurier
veröffentlicht am 05.02.2007
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