Elektrosensibilität testen:
Besser durch Entlastung statt Belastung?

In seiner Ausgabe vom 25. November 2003 brachte der Gratis-Newsletter elektrosmognews den Erfahrungsbericht  einer Elektrosensiblen aus Österreich, die von Prof. Norbert Leitgeb auf Elektrosensibilität getestet wurde. In diesem Erfahrungsbericht kommt zum Ausdruck, dass der Test aus Sicht der Probandin – wegen zu kurz bemessener Entspannungsphasen – keine objektiven Resultate liefern konnte. Wenn dies zutreffend ist, dann ist es um den Wert derartiger Tests schlecht bestellt. Wir haben bei Norbert Leitgeb nachgefragt was Sache ist (3.12.03-ll).

Der Erfahrungsbericht im Wortlaut

Nachfolgend zuerst der Teil des Newsletters, in dem die Betroffene schildert, wie sie den Test erlebt hat:

“... Über Umwege gelangte ich dann an Prof. Leitgeb, der mir freundlicher Weise einen Test auf Elektrosensibilität anbot. Hoffnungsvoll nahm ich dieses Angebot an. Schon bei dem Test selbst machte ich immer wieder darauf aufmerksam, dass die Methode in einem, ein gewisses Maß übersteigenden Zustand, in dem ich mich befand, nicht objektive Werte liefern kann. Alleine die Grundbedingungen, unter denen der Test stattfindet, entspricht schon einer für mich extremen Belastung. Daher ist es bei dem Test auf die Feststellung von vorhandenen Feldstärken nicht mehr möglich zu unterscheiden, ob nun der Einfluss stärker oder schwächer ist. Die Verzögerung der Erholung zwischen den aktivierten Feldern reicht nicht aus um auf einen normalen Level zu kommen. Es spannen sich zum Beispiel bestimmte Muskeln im Körper derart stark an, dass die Entspannungsphase mehrere Minuten dauert. Ist der Abstand zwischen den "Impulsen" geringer, bleibt die Muskelspannung unverändert erhalten.

Die einzige Testreihe, die auch für mich eindeutige Entscheidungsmöglichkeit geboten hat, war jene, wo direkt auf den Unterarmen Dioden angebracht worden sind und zufällig links oder rechts Strom geflossen ist. Dieser Schmerz ist eindeutig registrierbar gewesen. ...”

Fragen an den Versuchsleiter

Besagten Teil des Newsletters schickten wir mit folgender Fragestellung an Norbert Leitgeb: Was macht ein Versuchsleiter, wenn eine Testperson (Proband) wie beschrieben reagiert? Wäre es dann nicht zwingend notwendig, ausreichend lange Entspannungsphasen zuzulassen, anstatt die Person der andauernden Reizüberflutung auszusetzen? Offenbar wurden die Entspannungsphasen jedoch nicht verlängert!

Antworten von Norbert Leitgeb

Prof. Norbert LeitgebDie Antwort auf Ihre Frage ist für mich klar: Der Versuchsleiter versucht, Konsequenzen zu ziehen, und zwar natürlich nicht nur aufgrund einer einzigen Rückkopplung, sondern im ständigen Bemühen um eine zuverlässigere Aussage der Untersuchungen. Selbstverständlich waren die Pausenzeiten zwischen den Expositionen nicht willkürlich gewählt, sondern in Vorversuchen an Probanden ermittelt worden. Darüber hinaus ist beim Untersuchungsdesign ein Kompromiss zwischen der aus statistischen Gründen ausreichenden Anzahl von Vesuchen und der zumutbaren Gesamtdauer einer Untersuchung zu finden. Dass im laufenden Versuch eine Änderung nicht möglich ist, ist darin begründet, dass ein Versuch zur Erkennung von (Feld-)Expositionen (natürlich) im Doppelblinddesign und daher computergesteuert abläuft, vom Versuchsleiter also nicht beeinflusst werden kann und soll (Hinweis der Redaktion: Doppelblinddesign bedeutet, dass weder Proband noch Versuchsleiter Informationen darüber haben, zu welchem Testzeitpunkt eine Befeldung stattfindet und wann nicht).

Zu der Konsequenz: Die von der Probandin geschilderte Reizüberflutung ist von anderen Probanden nicht festgestellt worden, aber natürlich im Sinne individueller Unterschiedlichkeiten möglich. Wir haben daher in Ergänzung zu unserer bisherigen Untersuchungspalette einen grundsätzlich alternativen Ansatz überlegt, in dem nicht die Reaktion auf eine Belastung, also das Vorhandensein, sonder auf eine Entlastung, also das Fehlen einer Exposition untersucht wird. Und dies überdies nicht in Form einer kurzen "Blitzlichtaufnahme", sondern über längere Zeit, aber selbstverständlich ebenfalls im Doppelblinddesign. Es ist mir bereits gelungen, eine Startfinanzierung für ein Pilotprojekt zu erhalten, sodass die Arbeiten bereits seit Mitte Oktober 2003 laufen. Leider ist derzeit die Finanzierung für die eigentliche Studie noch offen, ich hoffe jedoch, dass es möglich sein wird, Unterstützung dafür zu finden.

Dass die Probandin auch bei der Messung der elektrischen Wahrnehmbarkeitsschwelle durch am Unterarm angebrachte Elektroden über Schmerzen berichtet, kann nur auf ein Missverständnis ihrerseits zurückzuführen sein. Denn es ist eine wesentliche Voraussetzung dieser Untersuchung, bereits beim ersten Erkennen einer Durchströmung, eben an der Wahrnehmbarkeitsschwelle, also noch lange vor einem Schmerzgefühl, durch den in der Hand gehaltenen Schalter den Strom auszuschalten.

 

Mit freundlichen Grüßen

Norbert Leitgeb

 

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. N. Leitgeb
Department of Clinical Engineering
Institute of Biomedical Engineering and
PMG, Medical Devices European Notified Body 0636
Infeldgasse 18, A-8010 Graz, Austria
Tel.: ++43 316 873 7397, Fax: ++43 316 873 4412

 

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