Bruchköbel - oder: Der Elefant im Zimmer (Allgemein)

Trebron, Sonntag, 27.04.2014, 20:04 (vor 3881 Tagen) @ H. Lamarr

"Trebron" hat neulich angedeutet, dass dieses gezielte "Ruhigstellen" von Dauernörglern auch in Herrenberg der Grund war, dort einem teuren Standortkonzept zuzustimmen. Unterm Strich sei dies billiger als endlose Auseinandersetzungen mit einer handvoll Nörgler.

Oh, solche bösen Worte sollte ich verwendet haben?
Dann versuchen wir es gleich nochmal etwas gemäßigter:
Das „Einkaufen“ von Fachwissen in Form von Gutachten ist auch in der Kommunalpolitik gängige und gute Praxis.
Das schützt vor Fehlinvestitionen und ist im Zweifelsfalle viel billiger (für den Steuerzahler!) als ein verlorener Rechtsstreit der Kommune. Und es kann mehr als einen guten Grund dafür geben, dass auch eine fitte und wache Opposition den Kosten für ein weiteres Gutachten oder „Konzept“ zustimmt. Da wäre zum einen der „Gemeindefrieden“, den es vor lähmenden Dauerdebatten um marginale Randthemen zu schützen gilt. Da wäre auch die Arbeitszeit- und kraft der Verwaltung und der Rats-Damen und –Herren, die sich völlig zu recht gerne auf die großen, teuren und für den Bürger wirklich wichtigen (aber eben komplizierten) Themen konzentrieren möchten.
Und dann gibt es eben auch rein taktische oder pragmatische Bündnisse im Stadt- oder Gemeinderat.
Wenn ein richtig großes, zukunftsweisendes Projekt durch die Stimmen einer kleinen Fraktion auf die lange Bank kommen könnte, dann wird schon mal deren Antrag für ein Bespaßungs-Projekt mitgetragen um des großen Ganzen willens. Im kommunalen Feld sind auch Besonderheiten durch die gegebene Bürgernähe zu berücksichtigen. Die (für den städtischen Haushalt marginale) Hundesteuer setzt immer Emotionen frei und lässt die Leserbriefschreiber zu Hochform auflaufen. Da wird dann eine eigentlich schädliche (für die Nicht-Hundebesitzer) Regelung abgenickt, damit die Ortsumfahrung oder die Ertüchtigung der Kläranlage endlich in die Gänge kommt. So ähnlich dürften auch, egal wo, diese „Standortkonzepte“ zustande gekommen sein. Niemand verspricht sich davon wirklich was, die Kosten sind schmerzlich, aber letztlich marginal, Verwaltung und Rat können sich auf wirklich Wichtiges konzentrieren und ein bestimmter Teil der Bürger fühlt sich verstanden und erhört.
Politik ist, auch auf dem Dorf, eben die Kunst des Möglichen.

Tags:
Opposition, Debatte


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