Offener Brief an Professor Niels Kuster wegen REFLEX (Forschung)

Alexander Lerchl @, Freitag, 08.02.2013, 17:46 (vor 4314 Tagen)

Nachdem vier Jahre ins Land gegangen sind, ohne dass die REFLEX-Studien zurückgezogen wurden, dachte ich, es sei mal an der Zeit, jemanden zu fragen, der damit zu tun hatte und - anders als andere Beteiligte - eigentlich einen guten Ruf hat. Professor Niels Kuster aus Zürich ist Gründer der IT'IS Foundation und Gründer / Mitgründer zahlreicher anderer Firmen, die u.a. mit Messgeräten und Software im Bereich elektromagnetische Felder Geld verdienen. Das ist ja auch ok, solange kein Interessenkonflikt besteht, was allerdings nach Meinung der IARC doch nicht ganz ausgeschlossen werden konnte, da er nur als "eingeladener Spezialist" in der Liste der Teilnehmer für das Treffen in Lyon (Einstufung als 2B) aufgeführt war.

Anlässlich der Verleihung eines Preises und einer Laudatio, die explizit auf ihn als "Standard für die wissenschaftliche Wahrheit" verweist, habe ich einen offenen Brief an ihn verfasst, den ich ihm vorher zuschickte mit der Bitte um Kommentare. Herr Kuster hat dankenswerterweise geantwortet. Der offene Brief, seine Antwort und meine Kommentare sind hier zu finden. Da ich denke, dass die "Scientific Community" den Fall aufgreifen und diskutieren wird, ist das Dokument in englischer Sprache verfasst.

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

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Interessenkonflikt, Provokation, Reflex, Verdrehen, Brief, Kuster, Monograph, IT'IS Foundation

Niels Kuster: "strikte Weigerung" sieht anders aus

H. Lamarr @, München, Montag, 11.02.2013, 12:42 (vor 4311 Tagen) @ Alexander Lerchl

Der offene Brief, seine Antwort und meine Kommentare sind hier zu finden.

Da gibt es von Prof. Kuster in seiner Entgegnung eine wie ich meine bemerkenswerte Präzisierung.

Er schreibt sinngemäß, er sehe keinen Grund für eine Retraktion der Reflex-Nachfolgestudie (Wiener UMTS-Studie), da die von ihm zu verantwortende Expositionskammer in Wien genau das gemacht habe, was sie hat machen sollen. Er habe das Gerät eigens geprüft und keinerlei Fehlfunktionen feststellen können. Deshalb sehe er keinen Anlass, von sich aus eine Retraktion der Studie zu betreiben. Die biologischen Aspekte der Studie habe nicht er zu verantworten, sondern andere, und solange die kein wissenschaftliches Fehlverhalten einräumten, halte er sich an den Grundsatz: Im Zweifel für den Angeklagten.

In der Darstellung von Dr. Franz Adlkofer aus dem Jahr 2011 fällt diese mMn bedeutsame Distanzierung unter den Tisch. Bei ihm sieht es so aus, als stünde Niels Kuster voll und ohne jede Einschränkung hinter der Reflex-Nachfolgestudie. Im folgenden Zitat aus Adlkofers Aufsatz habe ich die entscheidende Passage fett markiert:

"Wegen des Verdachts der Befangenheit fordert Prof. Hugo Rüdiger, ehemaliger Leiter der Klinischen Abteilung für Arbeitsmedizin und korrespondierender Autor für beide Publikationen, die sofortige Abberufung dieses Vorsitzenden, der entsprechend den Statuten des Rates gar nicht in diese Position hätte berufen werden dürfen. Auch seine zuvor geleistete Unterschrift unter ihm vorgelegte Briefe an die Herausgeber der beiden Fachzeitschriften, in denen er seine Bereitschaft zur Zurücknahme der Publikationen erklärt hatte, zieht er zurück. Die der Datenfälschung verdächtigte Mitarbeiterin folgt seinem Beispiel. Beide schließen sich damit der Entscheidung ihrer vom Rektor der MUW unabhängigen Mitautoren Prof. Franz Adlkofer (München) und Prof. Niels Kuster (Zürich) an, die sich von Anfang an strikt geweigert hatten, der Aufforderung der Professoren Schütz und Lerchl nachzukommen."

Womit wieder einmal eine alte Weisheit bestätigt wird: Wenn zwei das gleiche sagen ist es noch lange nicht das selbe.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Adlkofer, Forschungsskandal, Kuster, Expositionskammer, UMTS, Sponsoren, Arbeitsmedizin, Steinpilze

Niels Kuster: Wo sind denn da bitte Zweifel???

Alexander Lerchl @, Montag, 11.02.2013, 16:58 (vor 4311 Tagen) @ H. Lamarr

Der offene Brief, seine Antwort und meine Kommentare sind hier zu finden.

Da gibt es von Prof. Kuster in seiner Entgegnung eine wie ich meine bemerkenswerte Präzisierung.

Er schreibt sinngemäß, er sehe keinen Grund für eine Retraktion der Reflex-Nachfolgestudie (Wiener UMTS-Studie), da die von ihm zu verantwortende Expositionskammer in Wien genau das gemacht habe, was sie hat machen sollen. Er habe das Gerät eigens geprüft und keinerlei Fehlfunktionen feststellen können. Deshalb sehe er keinen Anlass, von sich aus eine Retraktion der Studie zu betreiben. Die biologischen Aspekte der Studie habe nicht er zu verantworten, sondern andere, und solange die kein wissenschaftliches Fehlverhalten einräumten, halte er sich an den Grundsatz: Im Zweifel für den Angeklagten.

Das mit dem "in dubio pro reo" ist ja ganz nett, aber hier doch wohl so unpassend wie nur möglich.

- Die Technikerin ist in flagranti erwischt worden, wie sie im Jahr 2008 Daten schlicht erfand, als ihr eine Falle gestellt wurde;

- Es fanden sich im Laborbuch die Angaben bis ins Jahr 2005 zurück, welche der beiden Kammern aktiv und welche nicht aktiv war;

- Diese so vermeintlich sichere Verblindung konnte durch das Drehen eines Knopfes geknackt werden, und das war auch noch im Handbuch von Herrn Kusters Firma IT'IS fein säuberlich beschrieben;

- Die Herausgeber haben sich für die Veröffentlichung der Arbeit entschuldigt;

- Und: die Daten sind immer noch vollkommen unmöglich (statistisch).

All das ficht Herrn Kuster, der "Standard für wissenschaftliche Wahrheit", nicht an. :no:

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Reflex, Laborantin, Hintergründe, Kuster, Laborbuch, Expositionskammer, Verblindung, Fehlverhalten

Niels Kuster: Wo sind denn da bitte Zweifel???

Lilith, Montag, 11.02.2013, 19:13 (vor 4311 Tagen) @ Alexander Lerchl

- Und: die Daten sind immer noch vollkommen unmöglich (statistisch).

Laien-Mobilfunkgegner (also die meisten Mobilfunkgegner) verstehen die Tragweite dieses Argumentes nicht.

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Meine Beiträge sind als Meinungsäußerungen aufzufassen. Die Meinungsäußerungsfreiheit ist ein in allen zivilisierten Ländern gesetzlich geschütztes Grundrecht.

"Wer die Dummbatzen gegen sich hat, verdient Vertrauen." (frei nach J.-P. Sartre)

It is not a bug, it´s a feature

Raylauncher @, Montag, 11.02.2013, 21:23 (vor 4311 Tagen) @ Alexander Lerchl

- Diese so vermeintlich sichere Verblindung konnte durch das Drehen eines Knopfes geknackt werden, und das war auch noch im Handbuch von Herrn Kusters Firma IT'IS fein säuberlich beschrieben;

Den u.a. Satz aus Kusters Antwortschreiben könnte man auch in diesem Sinne verstehen: It is not a bug, it´s a feature.

... we carefully examined the exposure system used in Vienna, and we were not able to identify any evidence of malfunction during its operation, thus, I have no reason to doubt that our contributions to the study were sound."

... wir untersuchten das in Wien verwendete Befeldungssystem sorgfältig und waren nicht in der Lage irgend einen Anhaltspunkt für eine Fehlfunktion während seines Betriebes festzustellen, daher habe ich keinen Grund daran zu zweifeln, dass unsere Beiträge zu der Studie einwandfrei waren.

Raylauncher

Offene Anfeindung gegen Prof. A. Lerchl wegen REFLEX

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 14.02.2013, 09:38 (vor 4309 Tagen) @ Alexander Lerchl

Der offene Brief, seine Antwort und meine Kommentare sind hier zu finden.

Der offene Brief hat Dr. Franz Adlkofer dazu inspiriert, eine offene Anfeindung zu verfassen, die er über die üblichen Sprachrohre der Szene in die Seifenblase der Anti-Mobilfunk-Welt injizieren lässt. Der Titel seines Beitrags lautet: Der Amoklauf des Professor Alexander Lerchl. Nun lässt sich sicher darüber streiten, welcher der beiden Kontrahenten der wütendere ist, die Polemik des Titels macht zugleich deutlich, mit wie viel Leidenschaft diese Auseinandersetzung im inzwischen sechsten Jahr geführt wird.

In seinem Beitrag leistet sich Adlkofer jedoch eine der für ihn typischen Verdrehungen, wenn er schreibt:

Lerchls neuer Angriff, der jetzt Niels Kuster veranlasste, die erfolgreiche Reproduktion der REFLEX-Ergebnisse zu bestätigen [...]

Diese Behauptung ist irreführend, das kann jeder an Kusters Antwort leicht selber nachprüfen. Denn der Schweizer Professor bestätigt (lediglich) die im Rahmen der "Reflex"-Studie von der AG Rüdiger (Wien) gefundenen NF-Effekte. Um diese Effekte aber geht es in dem Streit zwischen Lerchl und Adlkofer gar nicht, Streitgegenstand sind die von der AG Rüdiger unterhalb der Grenzwerte gefundenen HF-Effeke - und diese bestätigt Niels Kuster nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Laut Kuster habe das EU-Projekt "Seawind" die starken Effekete von "Reflex" in keinem der Experimente bestätigen können (Andererseits stützten mit neuester Untersuchungstechnik durchgeführte andere Arbeiten den Verdacht, dass HF die Genom-Stabilität bestimmter Zelllinien schwäche).

Kuster kann die von Adlkofer erhoffte Bestätigung gar nicht abliefern, denn der "Mann in Schwarz" räumt offen ein: "This field, however, is not my area of expertise and I do not want to over-interpret these findings."

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Offene Anfeindung gegen Prof. A. Lerchl wegen REFLEX

Lilith, Donnerstag, 14.02.2013, 12:25 (vor 4308 Tagen) @ H. Lamarr

In seinem Beitrag leistet sich Adlkofer jedoch eine der für ihn typischen Verdrehungen, wenn er schreibt:

Lerchls neuer Angriff, der jetzt Niels Kuster veranlasste, die erfolgreiche Reproduktion der REFLEX-Ergebnisse zu bestätigen [...]

Hm.

Also wenn man die Aussagen Lerchls gegenüber Kuster liest, dann handelt es sich dabei mitnichten um einen "Angriff", sondern um ganz normale und legitime Auseinandersetzung entlang sachlicher Fragestellungen.

In Adlkofers Beiträge schleicht sich dennoch -vermutlich in voller Absicht- eine aggressive Verschwörungsrhetorik ein, die seine Darstellungen außerhalb der Welt sachlicher und fairer Auseinandersetzungen stellt.

Da drängt sich der Eindruck auf, dass es doch vor allem gegen die Person und den guten Ruf Lerchls gehen soll.

Die Frage ist, warum riskiert Adlkofer auf solche Weise möglicherweise seinen Ruf, der doch wohl der eines seriösen Wissenschaftlers ist und bleiben soll?

Eine berufliche Vergangenheit im Zusammenhang mit der Tabakforschung ist wohl für jeden, der in die Machenschaften dieser Industrie verstrickt war, eine schwere persönliche Hypothek. Dies nicht wahrhaben zu wollen, und davon abzulenken, und zwar möglichst lautstark und dabei eifrig jeden kritischen Zwischenton übertünchend, muss dann wohl die Alterslebensleistung sein, die am Ende noch zu tun übrig bleibt. Sich nicht der eigenen Geschichte stellen zu wollen, kann dann in eine schwere Hypothek ausarten.

Man könnte an die Arbeit gehen und ein entsprechendes Dossier zusammenstellen. Das ergäbe nach allem Ermessen spannenden Lesestoff. Geht man dabei fachlich korrekt vor, muss man durchaus keine Besorgnis wegen wütender, in ihrem Wesen nötigender Klagen haben. Es wird so langsam Zeit, die Story der jüngeren "Tabakforschung" einmal tatsächlich professionell aufzuarbeiten.

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Rhetorik, Gerücht, Tabakforschung, Wahnvorstellung, Bosheit

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