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F.A.Z., 16.02.2004, Medien und Netzwirtschaft
Mobilfunk
Vodafone läutet Preiswettbewerb für UMTS-Geschäft einVon Holger Schmidt
16. Februar 2004 Das UMTS-Zeitalter hat begonnen - ohne Handys. Weder die Videotelefonie noch die Fußballübertragung auf das Mobiltelefon sind die Vorboten der lange erwarteten dritten Mobilfunkgeneration. Statt dessen macht UMTS im ersten Schritt das Internet mobil: Kunden des Handy-Netzbetreibers Vodafone können mit ihrem Notebook und der neuen UMTS-Datenkarte von heute an mit halber DSL-Geschwindigkeit mobil im Internet surfen oder E-Mails abrufen. UMTS macht das mobile Internet aber nicht nur schneller, sondern für den Kunden auch günstiger: Daten lassen sich bis zu siebenmal schneller mobil übertragen als bisher möglich - und das zu etwa einem Drittel der bisher üblichen Übertragungskosten.
Das erste Preissignal
Vodafone hat damit das mit Spannung erwartete erste Preissignal für das UMTS-Geschäft gesetzt: Für ein Megabyte Übertragungsvolumen verlangt der Weltmarktführer zwischen 0,5 und 1,2 Euro innerhalb der Freikontingente. Zum Vergleich: Für die heute eingesetzte, siebenmal langsamere Datenübertragungstechnik GPRS hat Vodafone zwischen 1,6 und 3 Euro je Megabyte in den Profitarifen berechnet. Vom 1. Mai an kommen auch Umsteiger in den Genuß der günstigen Tarife. Den großen Schritt, einen Pauschaltarif (Flatrate) für die Datennutzung im UMTS-Geschäft einzuführen, hat Vodafone aber nicht gewagt. "In der Zielgruppe gibt es keine Powersauger, die zum Beispiel Filme aus dem Internet laden", sagte ein Sprecher zur Begründung. Flatrates wird es wohl auch in Zukunft nicht geben. Vodafone möchte mit der UMTS-Datenkarte vor allem die wenig preissensiblen Geschäftskunden gewinnen, die unterwegs auf dem Notebook ihre E-Mail überprüfen oder Daten aus dem Firmennetz abrufen wollen.
Trotz des Preisrutsches ist der Unterschied zu den Internet-Tarifen im Festnetz weiterhin hoch: Ein Megabyte Übertragungsvolumen kostet in den günstigsten DSL-Tarifen etwa 1 Cent. UMTS ist also immer noch fünfzigmal teurer als das Festnetz. Die UMTS-Zeittarife von Vodafone sind etwa zehnmal so teuer wie die DSL-Zeittarife. Auf alle Fälle ist eine signifikante Verlagerung der Datenkommunikation aus dem Festnetz in den Mobilfunk auf absehbare Zeit nicht zu erwarten - selbst wenn die Vodafone-Tarife erst den Einstieg in den Preiswettbewerb bedeuten, den der Markteintritt der drei Wettbewerber T-Mobile, E-Plus und O2 sicher noch anstacheln wird. Die Vodafone-Preise lassen aber erahnen, daß die Mobilfunker im UMTS-Zeitalter ihre bewährte Preisstrategie beibehalten werden: mit hohen Preisen in den Markt gehen, weil Geschäftskunden und die Technikbegeisterten wenig preissensibel agieren. Erst wenn das UMTS-Massengeschäft losgeht, womit frühestens im Weihnachtsgeschäft gerechnet wird, könnten die Preise für die mobile Datenübertragung sinken.
Cebit: Handys und Preise
Erste Aufschlüsse, ob im UMTS-Zeitalter bisherige Festnetztelefonate in die Mobilfunknetze verlagert werden, dürfte aber schon die Computermesse Cebit im März bringen. Dann werden die ersten UMTS-Handys auf den Markt kommen. Der Münchner Anbieter O2 hat angekündigt, während oder kurz nach der Cebit ein UMTS-Mobiltelefon - entweder von Nokia oder Motorola - anzubieten und damit die ersten Preise für UMTS-Telefonate bekanntzugeben.
Zur Zeit sind Handy-Gespräche im Durchschnitt noch etwa fünfmal teurer als Festnetztelefonate - ein in Europa ungewöhnlich hoher Abstand. Entsprechend wenig telefonieren die Deutschen mit ihrem Mobiltelefon. Der durchschnittliche Sprachumsatz liegt in Deutschland bei 22 Euro je Kunde. Etwa 80 Prozent aller Telefongespräche werden immer noch über das klassische Festnetz abgewickelt. Zusätzliche Mobilfunkgespräche in großer Zahl hätten die heute eingesetzten GSM-Netze zumindest in den Ballungszentren gar nicht verkraften können. Die Netze sind dort voll ausgelastet. Diese Beschränkung fällt im UMTS-Zeitalter weg. Die neuen Netze bringen den Betreibern die erforderlichen Kapazitäten, um mit einer Preisoffensive zusätzliche Telefonate an sich zu ziehen. Der Netzbetreiber E-Plus hat zum 1. März die Preise für Gespräche in Festnetze auf 3 Cent je Minute gesenkt. Dies dürfte als erster Vorgeschmack auf den anstehenden Preiswettbewerb sein.
Fortsetzung ....