HF-EMF-Expositionsschätzer für PC, Tablet und Smartphone (Technik)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 14.08.2024, 18:08 (vor 121 Tagen)

Aus eigener Erfahrung weiß ich, die nagende Ungewissheit, wie stark die Befeldung durch HF-EMF-Quellen ist, kann ganz schön belastend sein. Davon profitieren die Anbieter von Detektoren und Messgeräten. Eine Lösung zum Nulltarif ist der HF-EMF-Expositionsschätzer. Dieser kann zwar nicht mit Genauigkeit punkten, ist aber immer noch besser als nichts.

Der HF-EMF-Expositionsschätzer ist eine kleine Webapplikation, für deren Gebrauch allein ein beliebiger Webbrowser erforderlich ist. Angeboten wird das Tool in englischer Sprache unentgeltlich auf dieser Webseite des Mobile & Wireless Forum (MWF), einer Interessenvertretung der Mobilfunkindustrie.

Die Bedienung ist denkbar einfach, es genügt in einer Eingabemaske zuerst einen Router auszuwählen (wahlweise einen üblichen 2,4/5-GHz-W-Lan-Router oder einen 5G-Router) und den Abstand zum Router einzutragen. Dann kann man das Tool mit beliebig vielen weiteren häuslichen HF-EMF-Quellen (z.B. Smart-TV, Bluetooth-Kopfhörer oder ein Babyphone) samt Abstandsangabe bekannt machen, jedoch (leider) nicht mit externen HF-EMF-Quellen wie einem Mobilfunksendemasten vor dem Schlafzimmerfenster. Völlig verzichten auf Mobilfunksendemasten muss man aber nicht, denn mit einem weiteren Eingabefeld kann man die "typische Exposition" durch Funkmasten wahlweise pauschal ein- oder ausschließen. Auf ähnliche Weise lässt sich die W-Lan-Exposition durch Nachbarn berücksichtigen.

Nach jeder Eingabe zeigt eine Anzeigebox die geschätzte Summenexposition (Leistungsflussdichte in mW/m²) und den Ausschöpfungsgrad der Icnirp-Grenzwerte durch alle bisher eingetragenen HF-EMF-Quellen an, wobei der ungünstigste Fall angenommen wird, dass alle Quellen gleichzeitig Funkwellen aussenden. Dem MWF zufolge beruhen die Schätzungen auf tatsächlichen Messungen und auf Messstudien (siehe Referenzen).

Welchen Wert mag die "typische Exposition" durch Funkmasten wohl haben? Es sind 2,85 mW/m². Dies kann jeder selber herausfinden, indem man dem Expositionsschätzer keine einzige HF-EMF-Quelle nennt und allein bei "Step 3" die Auswahl "Yes" trifft. Dann lässt sich in der Anzeigebox die typische Exposition durch Funkmasten ablesen. Den Wert schätze ich für die Mehrheit als realistisch ein. Aber: Bei z.B. vier Nachbar-W-Lans (Step 4) zeigt der Expositionsschätzer eine Exposition von 0,00000828 mW/m² an (8.28E-6 mW/m²), was mir gefühlt als zu wenig vorkommt.

Aus meiner Sicht ist der Expositionsschätzer nicht mehr als eine nette Spielerei, die sich erstrangig an besorgte Bewohner von Smarthomes wendet und weniger an besorgte Sendenmastengegner. Ausgereift ist das Tool noch nicht. Denn wenn ich als Quelle Bluetooth-Kopfhörer auswähle, die bei mir und vielen anderen in den Ohren stecken, kann ich als kleinsten Abstand keinen Wert unter 0,2 Meter eingeben und der angebotene Maximalabstand von 10 Metern ist für Bluetooth-Kopfhörer eher verstörend. Und das Anzeigeformat mit wissenschaftlicher Notation (Basis mit Exponenten) in der Anzeigebox dürfte auch nicht jedem geläufig sein.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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