Pythagoras: Jakob findet Brandfleck im Äther (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 02.08.2018, 23:29 (vor 2326 Tagen) @ H. Lamarr

Genau in der Senderichtung Naher-Osten, 5km vom Sender entfernt, auf 1100m/M, dort wo der Sendestrahl auf die Hügelkuppe aufprallte ...

Dass die Vorhangantenne des KW-Senders Schwarzenburg mit 11° Elevationswinkel (bezogen auf die Horizontale) ziemlich flach nach oben strahlt, damit das Signal gut an der Ionosphäre zurück zur Erde reflektiert wird, das verrät die Studie "Effect of Short-Wave (6^22 MHz) Magnetic Fields on Sleep Quality and Melatonin Cycle in Humans: The Schwarzenburg Shut-Down Study" (Abelin, 2006).

Damit haben wir jetzt alles was nötig ist, um Jakobs Angaben prüfen zu können.

Bekanntlich lässt sich bei einem rechtwinkligen Dreieck mit Kenntnis der Länge einer Kathete (5 km Strecke zum Sender) und des spitzen Winkels zwischen dieser Kathete und der Hypotenuse (11° Elevationswinkel) die Länge der zweiten Kathete berechnen (Auftreffhöhe des Hauptstrahls auf der Hügelkuppe). <Hier> kann das jeder online nachvollziehen.

Die Berechnung ergibt eine Auftreffhöhe von 972 Meter. Da die Vorhangantenne am Zentralmast selbst schon 120 Meter hoch war, schlage ich davon 60 Meter der Auftreffhöhe zu und lande so bei 1032 Meter. Dies stimmt gut mit dem von Jakob genannten Wert 1100 Meter überein. Es grenzt an ein Wunder, aber diesmal scheint der Gigaherz-Präsident tatsächlich einmal recht zu haben.

Wirklich?

Nein, natürlich nicht. Denn Jakobs 1100-Meter-Angabe ist die Höhe bezogen auf den Meeresspiegel! Meine 1032 Meter hingegen sind die Höhe, bezogen auf den Standort des Senders Schwarzenburg, der seinerseits 800 Meter über dem Meeresspiegel (N.N.) liegt. Der Gipfel der Hügelkette wiederum erreicht rd. 1150 Meter (über N.N.), er überragt damit den Erdboden am Senderstandort um nur 350 Meter!

Jakobs Darstellung, der 125°-Hauptstrahl des Senders "pralle" in 1100 Meter Höhe (N.N.) auf die Kuppe der Gibelegg (und brenne dort ein Loch in den Wald) ist damit gelinde gesagt unrichtig. Richtig ist: Der (Kern des) Hauptstrahls zischt mit rd. 680 Meter Abstand (1032 Meter – 350 Meter) ungehindert über die Kuppe hinweg! Die Ingenieure, die den Sender und seine Antennen berechnet und 1939 errichtet haben waren also nicht zu dämlich, den Standort funktechnisch richtig auszuwählen.

Das Ganze beruht natürlich darauf, dass der Elevationswinkel der Vorhangantenne tatsächlich 11° beträgt. Da diese Angabe nicht von Jakob stammt, sondern der Schwarzenburgstudie eines (inzwischen emeritierten) Professors der Uni Bern entnommen ist, gehe ich jedoch davon aus, der Wert trifft zu.

Erst im Rückblick ist mir aufgefallen, dass Jakob seine Behauptung, der 125°-Hauptstrahl bohre sich in die Kuppe der Gibelegg, in keiner Weise begründet. Um seine Behauptung belegen zu können, hätte er den Elevationswinkel benötigt, doch dazu konnte ich in seinen eigenen Dokumenten überhaupt nichts finden. Möglicherweise hat er sich den Wert bei Abelin heimlich abgeschaut und sich dann mit der oben geschilderten Milchmädchenrechnung selbst aufs Kreuz gelegt. Für wahrscheinlicher aber halte ich diese Erklärung: Jakob hat in 1100 Meter Höhe (N.N.) auf der Kuppe der Gibelegg zuerst ein Loch im Wald entdeckt und später, weil der 125°-Hauptstrahl des Senders zufällig in die richtige Richtung zeigte, das Loch kurzerhand zum Brandfleck uminterpretiert. Ein Elevationswinkel ist bei dieser Betrachtungsweise entbehrlich.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Jakob, Hauptstrahl, Rückblick, Baumsterben, Elektriker, Kurzwellensender, Antenne, Gibelegg


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