Kommerzialisierung der Anti-Mobilfunk-Szene (II) (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 01.02.2015, 23:42 (vor 3602 Tagen) @ H. Lamarr

Auch der evangelische Pfarrer Werner Thiede hat einen unerwartet ausgeprägten Geschäftssinn. Thiede hat sich spezialisiert aufs Schreiben von Sachbüchern. Solange ein Autor von dem, was er schreibt auch etwas versteht, ist dagegen nichts einzuwenden. So käme es mir als Nachrichtentechniker nicht in den Sinn, mich mit dem Pfarrer über sein Buch "Mystik im Christentum" zu streiten. Anders sieht es aus, wenn der Pfarrer meint, sich zur Mobilfunkdebatte äußern zu müssen (mögliche biologische Nebenwirkungen der Mobilfunktechnik). Da er eben dies bereits häufig getan hat und damit gemäß Peter-Prinzip treffsicher in die Ebene der Inkompetenz vorgestoßen ist, hat der Theologe hier im Forum etliche Spuren hinterlassen.

Der Geschäftssinn Herrn Thiedes ist z.B. an seiner Webseite bei der Uni Erlangen ersichtlich. Wo andere Professoren weiße Flächen zeigen oder ihre wissenschaftlichen Werke listen, hat Werner Thiede eine Umleitung auf seine private Website geschaltet, auf der es im wesentlichen nur um eines geht: Werbung für seine Werke.

Doch damit nicht genug. Der Mann Gottes sicherte sich zusätzlich die Domain www.mobilfunk-kultur.de, um mit dieser sein Buch "Mythos Mobilfunk" gezielt zu vermarkten. Aus meiner Sicht ein ungewöhnliches Verhalten für einen Geistlichen, der aus anderen Tätigkeiten ein geregeltes Einkommen hat.

Das große Problem von Pfarrer Thiede in der Mobilfunkdebatte ist das Fehlen jeglicher fachlicher Eigenexpertise. Das hat Folgen. Was Werner Thiede gut kann ist die Recherche im wwww. Er bedient sich bei allem, was ich von ihm zu Mobilfunk gesehen habe, der Expertise anderer, gibt deren Standpunkte mit seinen Worten wieder und irgendwann hat er sich entschieden, sich den Standpunkt der Gegner zueigen zu machen. Mobilfunkgegner freut das. Sie füttern seither den Vielschreiber mit ihren hinlänglich bekannten leeren Argumentationshülsen, die der Pfarrer nicht als leer erkennen kann, sondern in seinem Buch reihenweise als vermeintlich gewichtiges Belastungsmaterial verwurstet hat. Punkten kann Werner Thiede damit bestenfalls bei ahnungslosen Laien. Wer mehr auf dem Kasten hat, wird sein Buch "Mythos Mobilfunk" nach wenigen Seiten genervt weglegen.

Pfarrer Thiede hat übrigens einen bekannten Vorgänger, der sich als Quereinsteiger ebenfalls von den akademisch fein gedrechselten Anti-Mobilfunk-Worthülsen pseudowissenschaftlicher Mobilfunkgegner hat einwickeln lassen: Erich Schöndorf war in den 80-er/90-er Jahren auf Seiten der Staatsanwaltschaft Ankläger im Aufsehen erregenden Frankfurter Holzschutzmittelprozess. Weniger erfolgreich war Schöndorf als Mobilfunkgegner, seine Auftritte waren mMn eher peinlich, auch er verließ sich sträflich blind auf das, was ihm vermeintliche Experten der Mobilfunkgegner erzählten. Ob er es dann doch noch gemerkt hat? Fakt ist, seit einigen Jahren schweigt Schöndorf in der Mobilfunkdebatte.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Geschäftsidee, Inkompetenz, Verein, Kommerz, Pfarrer, Thiede, Staatsanwaltschaft


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