Wofür wurden 8,300 € zurückgezahlt? (Forschung)

Alexander Lerchl @, Donnerstag, 26.08.2010, 17:43 (vor 5223 Tagen) @ Alexander Lerchl

Neuester Beitrag auf der IZgMF-Website

http://www.izgmf.de/Aktionen/Meldungen/Archiv_10/mosgoeller/mosgoeller.html

"charles" schreibt hier allen Ernstes:

"Wahrscheinlich handelt es sich hier um die Lohnkosten der Laborantin, die vermeintlich Daten erdacht als gemessen hat.

[nebenbei: das ist ja auch mal ein statement!; A. Lerchl].

Der Gedanke von charles hat mich auf die Idee gebracht, mal nachzurechnen, wofür die 8,300 € eigentlich zurückgezahlt wurden.

Der Löwenanteil bei solchen Forschungsvorhaben sind üblicherweise Personalkosten. Die übrigen Kosten lasse ich mal aussen vor (sonst sähe es noch schlimmer aus!).

Also: Das Geld wurde für die Studie aus 2005 rückerstattet (Diem et al., Mutation Research 583: 178-183). Wenn es sich um Lohn (für eine Technische Mitarbeiterin) gehandelt hat, entsprechen 8,300 € einem Bruttoverdienst von ca. 3,000 € pro Monat (Vollzeit) für 2 Monate + "Overhead" von angenommen 40%. Das wären dann 8,400 €. Material etc. nicht mitgerechnet. Die genauen Zahlen kenne ich nicht, aber eher sind es weniger als 2 Monate. Wenn also z.B. der Monatsverdienst 4,000 € betrüge, wären es 11,200 €, passt also nicht. Was ich sagen will: 2 Monate sind das Maximum an Arbeitszeit für die Auswertung dieser Studie, für die die Gelder zurückgezahlt wurden.

In der Studie wurden, das kann man leicht aus den Abbildungen entnehmen, 96,000 Kometen (DNA-Schweife) ausgewertet. Da die ja so dermaßen präzise ausgewertet wurden, dass Standardabweichungen von unter 5% die Regel waren, kann man von einer (manuellen!) Auswertezeit von mindestens 10 Sekunden pro Komet ausgehen. 96,000 * 10 = 960,000 Sekunden. Geteilt durch 3,600 = 266 Stunden. Oder 6,7 Wochen bei 40 Stunden pro Woche.

Wohlgemerkt: REINE Mikroskopierzeit (ich kenne niemanden, der so lange vor dem Mikroskop sitzt; da wird man meschugge). Nicht berücksichtigt sind Auswertungen sowie die Durchführung der eigentlichen Experimente (Expositionen), für die mindestens 8 Tage eingerechnet werden müssten (8 Einzelexperimente mit bis zu 24 h Expositionszeit).

Schlussfolgerung: Entweder können die bei der Europäischen Kommission nicht rechnen, oder die Befunde wurden noch schneller erhalten als man eigentlich erwarten kann. WUNDERbar. Alles natürlich meine Meinung. :-)

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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert

Tags:
EU, Finanzierung, Exposition, Reflex, Laborantin, EU-Geld, Diem, Research, Fehlverhalten


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