1,2 V/m (Selbitz) gegen 0,07 V/m (Deutschland) (Forschung)

H. Lamarr @, München, Freitag, 25.06.2010, 16:41 (vor 5286 Tagen) @ H. Lamarr

Erstaunlich ist der Vergleich (Pegel) zur QUEBEB-Studie, ich hoffe, Dr. Eger hat bei diesem Vergleich beachtet, dass es messtechnisch Spitzenwerte (Peak) und Mittelwerte (AVG) gibt, die nicht so ohne weiteres über Kreuz vergleichbar sind.

Leider geht aus dem Abstract nicht klar hervor, ob nun bei jedem der 251 Teilnehmer in Selbitz gemessen wurde, denn es heißt im Abstract nur: Die mittlere Strahlenbelastung der höchstbelasteten Gruppen in Selbitz (1,2 V/m) lag deutlich höher als die untersuchte Studienpopulation der QUEBEB-Studie (1) des Deutschen Mobilfunkforschungsprogramms (Mittelwert DMF 0,07 V/m).

Bei der Quebeb-Studie wurde jedenfalls nicht gemessen, sondern die Funkfeldbelastung abgeschätzt. Das (unverdächtige) Ecolog-Institut entwickelte dazu ein Modell, das aus dem Abstand, den Antennenparametern der Daten von der Bundesnetzagentur und Daten der Basiserhebung eine Abschätzung der Exposition gegenüber den HF-EMF von Mobilfunksendeanlagen erlaubte. Doch warum nur Abschätzung und keine Messung? Weil es bei Quebeb nicht nur 251 Studienteilnehmer (Haushalte) gab, sondern rund 30'000! Für 14'378 Haushalte, bei denen im 500 m Umkreis eine Sendeanlage steht, konnten Leistungsflussdichten berechnet werden. Die mediane Leistungsflussdichte lag bei 0,0060 mW/m², dieser Wert (Median) berücksichtigt keine Belastungsspitzen. Der Vergleich von Dr. Eger ist daher mMn unzulässig, denn er vergleicht den Quebeb-Median mit dem Mittelwert (welchen, Median oder artihmetisch?) seiner am höchsten belasteten Gruppe. Warum er überhaupt vergleicht ist ohnehin nicht ersichtlich. Der Mittelwert von 1,2 V/m (3,82 mW/m²) bei der am höchsten belasteten Gruppe erscheint mir außerdem ungewöhnlich hoch, ich hoffe, dass es hierzu noch genauere Informationen geben wird, wie dieser Wert zustande gekommen ist. Nicht dass die Peak-Werte von DECT-Anlagen da mit reinspielen. Auch eine Fehlerabschätzung wäre hilfreich gewesen, bekanntlich sind HF-Messgeräte nicht mit der Genauigkeit von Digitalmultimetern zu vergleichen.

Abschlussbericht der Quebeb-Studie

Auf Seite 1 spendet die Quebeb-Studie bayerischen Sendemastengegnern übrigens ein wenig Trost: "Der Anteil derer," heißt es dort, "die gesundheitliche Beeinträchtigungen auf Mobilfunksendeanlagen zurückführen, ist in Mecklenburg Vorpommern mit 6,2% am geringsten und in Bayern mit 13,0% am höchsten." Nicht schlecht, im Süden sorgen sich doppelt so viele wie im Norden, das spricht für die bayerische Bürgerwelle und gegen UMTSNO in Hamburg :wink:. Aber: Das ist der Stand von 2004. Inzwischen dürfte der Schweiz-Anrainer Baden-Württemberg den Spitzenplatz inne haben, freilich nur auf sehr niedrigem Niveau.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Quebeb-Studie, Epidemiologie, DMF, Baden-Württemberg, HF-Messgeräte


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